Die IG Metall feierte in Kronach ihr Jubiläum. 1. Bevollmächtigter Jürgen Apfel und die Talk-Runde blickten in die Vergangenheit, aber auch in die Zukunft.
Die IG Metall feierte unlängst ihr 125. Jubiläum. Dazu lud die Verwaltungsstelle Coburg (mit den dazugehörigen Landkreisen Coburg, Kronach, Lichtenfels) ihre Mitglieder und Familien ins Schützenhaus nach Kronach zur Jubiläumsfeier ein. Am Samstag konnte hierzu Jürgen Apfel (1. Bevollmächtigter und Geschäftsführer der Verwaltungsstelle Coburg) neben Mitgliedern und Freunden auch einige Ehemalige und Ehrengäste willkommen heißen. "Wir wollen gemütlich feiern und dabei jenen danken, die vor uns in Jahrzehnten durch ihr Engagement sehr viel für Arbeitnehmer in diesem Land erkämpft und erreicht haben. Darauf kann die IG Metall stolz sein", sagte Apfel unter Beifall. "Die vierte industrielle Revolution birgt große Herausforderungen auch für heutige Gewerkschafter in naher Zukunft mit sich", blickte der Funktionär auf anstehende Problem in der Arbeitswelt voraus. Das Motto lautet: "Gemeinsam für ein gutes Leben". Wobei die Betonung auf gemeinsam als Fundament des Handelns stehe. Ein besseres Morgen sei immer möglich. "Und deshalb können wir mit Optimismus in die Zukunft gehen und uns weiter mit guter Hoffnung und Perspektive für Menschlichkeit und Solidarität einsetzen die unsere Gesellschaft prägen", so Apfel. In einer lockeren Talk-Runde, moderiert von Thomas Apfel von Radio 1, berichteten Betriebsräte, Betriebsratsvorsitzende und ehemalige Funktionäre über die aktuelle Arbeit und blickten auch zurück in die Vergangenheit auf zahlreiche Kampagnen, Aktionen und auch Streiks, die manchmal nötig gewesen seien, um die Gewerkschaftsforderungen durchzusetzen, was aber nicht immer zur Zufriedenheit gelangen sei, stellte man kritisch fest.
Seit über 80 Jahren dabei
Die Talk-Runde führte auch ins Auditorium. Dort saß der 98- jährige Kronacher Ferdinand Bozdech, der seit über 80 Jahren der IG Metall angehört. Noch in der Nazizeit hatte er den Mut, sich der Gewerkschaft anzuschließen. Wie kam es, dass er in so schwieriger politischer Zeit in die Gewerkschaft ging? "Ich rate jeden Arbeiter, einer Gewerkschaft beizutreten. Ich war damals Arbeiter und bereue diesen Schritt auch nach acht Jahrzehnten nicht, in der Gewerkschaft zu sein und ich habe viele Jahre von den Errungenschaften profitiert, sei es tarifliches Entgelt, Arbeitszeitregelung oder Lohnfortzahlung bei Krankheit und mehr, viele Leute wissen das nicht mehr, was das für Fortschritte für Arbeiter bedeutete", meinte der betagte Gewerkschafter.
Der Betriebsseelsorger im Erzbistum Bamberg, Eckhard J. Schneider sah Gemeinsamkeiten zwischen der IG Metall (weltweit größte Einzelgewerkschaft), der Kirche (größte Religionsgemeinschaft) und dem Fußball (beliebteste und größte Mannschaftssportart). In allen drei Institutionen seien respektvoller Umgang miteinander erforderlich. Man sei gegen Rassismus - als deutliches Signal für Menschlichkeit und friedvolles Miteinander. "Jedes Gewerkschaftsmitglied trägt im täglichen Leben Verantwortung im Bemühen um ein gutes Leben und guter Arbeit", so der Theologe. Für den DGB entbot Regionsgeschäftsführer für Oberfranken, Mathias Eckardt ein Grußwort und überbrachte die Glückwünsche zum Jubiläum. Er erinnerte, dass es 1891 zur Gründung der Gewerkschaft kam, weil es einen 14-Stunden Arbeitstag gegeben habe und dies sechs Tage in der Woche. Es habe keine Rente gegeben und keine soziale Absicherung, daher mussten Arbeiter zur Selbsthilfe greifen und sich in der Gewerkschaft organisieren.
Einen Streifzug durch Erlebnisse der vergangenen Jahrzehnte brachte die Talk-Runde. So erzählte die Betriebsratsvorsitzende bei Loewe Kronach, Karin Wachter, von ihren Erlebnissen in Zusammenhang mit Massenentlassungen. Als Quintessenz führte sie an, "wir haben viele daraus gelernt und unsere Chance auch als Gewerkschafter wahrgenommen".
Für die Kinder waren unterhaltsame Spiele aufgebaut. Tom Sauer mit Gesang und Gitarre und Georg Mäusbacher (Schlagzeug) umrahmten die Jubiläums- und Familienfeier mit Liedbeiträgen.
Historisch
Gründung Der heute benutzte Name IG Metall existiert erst seit 1949. Gegründet wurde die Gewerkschaft 1891 nämlich als "Deutscher Metallarbeiter Verband". Mit 2,3 Millionen Mitglieder ist die IG Metall inzwischen die größte Einzelgewerkschaft der Welt.
Organisation Von der Verwaltungsstelle Coburg werden 65 gewerkschaftlich organisierte Betriebe mit rund 19 000 Beschäftigten und rund 9000 Mitglieder betreut.
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