Gastronomie ist "wichtige Säule für den Tourismus"

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Guten Appetit: Kerstin Löw, die Leiterin des Tourismusbetriebs, weiß, wie wichtig gutes Essen für den Tourismus ist. Foto: Jan Koch
Guten Appetit: Kerstin Löw, die Leiterin des Tourismusbetriebs, weiß, wie wichtig gutes Essen für den Tourismus ist. Foto: Jan Koch
 

In den vergangenen Monaten haben einige Gaststätten in Kronach geschlossen. Prominentes Beispiel: das Scharfe Eck. Bürgermeister sowie Tourismus- und Verwaltungsbetrieb versuchen, die Gastronomen zu unterstützen.

Die Stadt Kronach liegt in einer Gegend, die gemeinhin als strukturschwach bezeichnet wird. Was sich hinter diesem reichlich abstrakten Adjektiv verbirgt, dürfte Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) die Schweißperlen auf die Stirn treiben: Um rund 1300 Menschen wird Kronach bis 2029 laut Statistischem Landesamt schrumpfen. Nahezu ein Drittel der Kronacher wird dann 65 Jahre oder älter sein. Junge Menschen wandern in die Ballungszentren ab, weil es vor Ort nicht die Perspektiven gibt, die sie sich wünschen. Keine Eckdaten für einen wirtschaftlichen Aufschwung der Region. Wuchern kann Kronach mit einem anderen Pfund: Denn wenn Städte wie München aus allen Nähten platzen, bietet Kronach das, wonach sich der Städter sehnt: erholsame Tage im Grünen.


Touristen wollen gut essen

"Essen und Trinken gehört da natürlich dazu", betont Kerstin Löw, Leiterin des Tourismus- und Veranstaltungsbetriebs der Stadt Kronach. "Die Gastronomie ist eine der wichtigsten Säulen für den Tourismus", sagt sie. "Eine Festung kann noch so imposant, ein Event noch so beeindruckend sein, wenn die Speisekarte nicht stimmt oder man aus anderen Gründen unzufrieden eine Gaststätte verlässt, wird dieses negative Erlebnis in der Erinnerung immer mit den Urlaubseindrücken verbunden bleiben."

363 Menschen kümmern sich im gesamten Landkreis Kronach derzeit hauptberuflich um das Wohl der Gäste, da sie im Gastgewerbe arbeiten. Hierbei müsse berücksichtigt werden, dass vor allem im gastronomischen Beriech viele 400-Euro-Kräfte eingesetzt werden, die die Statistik nicht berücksichtigt, erklärt Hermann Zeis, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg. Für die Stadt Kronach lägen keine Daten vor.
Nach Ansicht von Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein ist Kronach gastronomisch gut aufgestellt: "Von klassischer deutscher Küche über Erlebnisgastronomie bis hin zu internationaler Küche ist alles vertreten", sagt er.

Beiergrößlein erinnere sich gut an die Zeit "Anfang oder Mitte der 1990er Jahre, als ein wirklicher Mangel an guten gastronomischen Angeboten bestand". Davon könne heute keine Rede mehr sein. Momentan gibt es laut Angaben der Stadt rund rund 60 Gastwirtschaften und Cafés im Kronacher Stadtgebiet. Genau lasse sich die Zahl allerdings nicht beziffern, weil von Bewirtungen, die nicht durchgehend geöffnet haben, wie zum Beispiel in Sportheimen, über Imbissbuden und Gastwirtschaften, bis hin zu Hotels und Pensionen mit Bewirtung alles als gastronomische Betriebe erfasst werde.

Zahl der Betriebe nimmt ab

Fest steht allerdings, dass die Zahl der Betriebe in der Stadt Kronach abgenommen hat - obwohl neue Angebote wie das Lorla in der Amtsgerichtsstraße oder das neue Café im Kreuzbergmarkt aufgemacht haben. Die jüngsten Opfer in der Gastronomie sind das Scharfe Eck in der Oberen Stadt, das Leo's im Kühnlenzhof und die Gastwirtschaft Stübental. Bürgermeister Beiergrößlein beobachtet diese Entwicklung "mit Sorge". Woran die Gastronomen gescheitert sind, könne er im Detail nicht beurteilen. Ein Problem seien sicher die steigenden Energie- und Rohstoffpreise gewesen, "was natürlich die Rentabilität in der Gastronomie schrumpfen lässt". Ein spezifisches Kronacher Problem sehe er jedenfalls nicht. Ohnehin komme es ihm nicht auf die Anzahl der Gaststätten an. "Es nützt nichts, viele Betriebe zu haben, wenn diese nicht wirtschaftlich betrieben werden können. Die Qualität geht hier vor der Quantität."

Als Bürgermeister wünscht er sich schlicht, dass Gastwirte und Gäste in Kronach zufrieden sind. "Natürlich gehört dazu auch, dass Schlüsselbetriebe, wie das Leo's oder das Scharfe Eck, bald wieder einen neuen Gastwirt finden." Kerstin Löw pflichtet ihm bei. "Gerade die Tatsache, dass das Gasthaus zum Scharfen Eck leer steht, ist aus touristischer Sicht sehr bedauerlich. Die Geschichte und die Atmosphäre des Hauses und auch seine Lage gleich am Eingang zur Oberen Stadt lassen hoffen, dass bald wieder ein Wirt gefunden wird."

Die Stadtverwaltung weiß, dass das Kronacher Gastgewerbe nicht auf Rosen gebettet ist. Um die Gastronomen zu unterstützen, versucht die Stadt, Touristen nach Kronach zu locken. "Alle touristischen Projekte, ob es Veranstaltungen, Ausstellungen oder Führungsangebote sind", seien immer positiv für die Gastronomie oder das Hotelgewerbe, erklärt Kerstin Löw. "Denn Gäste, die die Stadt besuchen, kehren auch oft in den Gaststätten ein oder übernachten hier." Außerdem würden Gaststätten, die regionale Küche anbieten, auch in einzelne Projekte eingebunden. "So ist die Einkehr beim Antla beispielsweise ein elementarer Bestandteil der neuen Erlebnisführung ,Bratwöscht und Bier‘", fügt Kerstin Löw hinzu. Ohnehin seien Kronacher Bier und Bratwürste "ein Highlight, mit dem man Gäste begeistern kann", was ihre Begegnungen mit Reisejournalisten bestätigt hätten. Im Bereich Gruppentourismus ist laut Kerstin Löw die Gaststätte Bastion Marie auf der Festung Rosenberg "ein wichtiger Partner" für die Stadt.

Werbung für das Gastgewerbe

Zudem biete Kronach Beherbergungsbetrieben die Möglichkeit, sich auf Stadt Kronach">www.kronach.de zu präsentieren, sagt Kerstin Löw. Außerdem habe die Stadt "erst vor kurzem in Kooperation mit Frankenwaldtourismus ein neues Gastgeberverzeichnis ,Kronacher Land‘ mit der Möglichkeit zur Online-Buchung entwickelt".