Frauen führen Schwedenprozession in Kronach an

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Sie trugen die Statue der Heiligen Anna durch die Stadt zu den Altären.
Sie trugen die Statue der Heiligen Anna durch die Stadt zu den Altären.
Der dritte Altar wurde von der Kolpingfamilie Kronach gestaltet. Fotos: Sonja Adam
Der dritte Altar wurde von der Kolpingfamilie Kronach gestaltet.  Fotos: Sonja Adam
 
Der erste Altar am Krieger-Ehrenmal am Fuße der Festung
Der erste Altar am Krieger-Ehrenmal am Fuße der Festung
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Zum 380. Mal fand die traditionsreiche Prozession, die durch Kronachs Altstadt bis hinauf zur Festung Rosenberg führt, statt. Auch dabei war die Fußball-WM Thema.

Hunderte Gläubige zogen von der Stadtpfarrkirche hinauf zur Festung Rosenberg. Die traditionsreiche Prozession geht zurück auf die Ereignisse im Jahr 1632, als in Kronach der Schwedenkrieg tobte. Wegen des Beschusses konnte damals in der belagerten Stadt die Fronleichnamsprozession nicht abgehalten werden. In ihrer Not und Verzweiflung gelobten die Bürger eine Prozession zu der Festung Rosenberg, wenn sie die Angriffe der Feinde glücklich überstehen.

Dass dies gelang, war insbesondere den mutigen Kronacher Frauen zu verdanken, die ihre Männer darin bestärkt hatten, die Stadt weiter zu verteidigen. Sie schafften heißes Wasser und schwere Gegenstände herbei, mit denen man von oben die Angreifer "bombardierte". Als Ehrung für deren Tapferkeit gelobten die Männer, dass die Frauen bei der Prozession vor ihnen selbst und vor dem Allerheiligsten schreiten sollen.
Dieses Gelübde wurde erstmals bei der ersten Schwedenprozession im Jahre 1634 eingelöst - und auch wieder am gestrigen Sonntag - bereits zum 380. Mal.

Über Ängste reden

Vorher zelebrierte Regionaldekan Thomas Teuchgräber in der Stadtpfarrkirche die Eucharistiefeier. In seiner Festpredigt ging er auch auf das derzeitige Topthema, die Fußball-WM, ein. Spannung wie bei einem WM-Spiel sei manchmal ganz unterhaltsam. Beim Fußballschauen handele es sich aber um eine "selbstgewählte Furcht".
Es gebe auch andere Ängste und Fürchte - beispielweise vor Gewalt, einer ungewissen Zukunft oder dem Verlust der Arbeitsstelle. Viele verschwiegen ihre Ängste, weil sie sich dadurch vermeintlich schwach und angreifbar fühlten. Dabei sei es der erste Schritt gerade auch bei einer Depression, dass man lerne, darüber zu sprechen. "Unsere Probleme sind dadurch nicht aus der Welt; aber es wird einem leichter ums Herz", zeigte sich der Regionaldekan sicher.

Gott könnten wir immer von unseren Ängsten und Fürchten erzählen. Die Aufforderung der Furchtlosigkeit "Fürchtet euch nicht" ziehe sich wie ein roter Faden durch das ganze Evangelium.
Den ersten Altar bei der anschließenden Schwedenprozession gestaltete die katholische Jugend.
Am Krieger-Ehrenmal am Fuße der Festung blickten die jungen Leute hinter die schillernde Fassade der WM. Dass es sich bei Brasilien um ein industriell stark aufstrebendes Land handele, komme der Bevölkerung kaum zugute. Für Infrastruktur, Schulen und Krankenhäuser sei angeblich nicht genug Geld da. "Aber zehn Milliarden Steuergelder für ein solches Großereignis auszugeben - das ist scheinbar ein leichtes Unterfangen", wunderten sich die Jugendlichen.

"Verpackter" Altar

Für die zweite und dritte Altarstation auf der Festung zeichneten die KAB Kronach beziehungsweise die Kolpingfamilie Kronach verantwortlich. Die KAB widmete ihren Altar, der auch mit Verpackungsmaterial und Abfall gestaltet war, dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Wir müssten bedenken, dass unser Tun und Unterlassen Konsequenzen für künftige Generationen haben. Die Kolpingfamilie sah alle in der Pflicht, sich nach dem Vorbild Kolpings und dem Prinzipien der katholischen Soziallehre für eine bessere, humanere Gesellschaft einzusetzen. Auch das erste Apostolische Schreiben von Papst Franziskus, das Evangelii gaudium, gebe allen Christen den Auftrag, die Welt zu verändern - jeder bei sich, wo er könne.

Anschließend führte der Weg von der Festung wieder zurück zum Melchior-Otto Platz. Die action 365 hatte dort einen Altar zum Thema "Mit Christus Brücken bauen" aufgebaut. Es sei unser Auftrag, überall Brücken zu bauen - in unserem Alltag und auch zwischen den Kirchen der Welt.