Fränkisch: ein Buch mit sieben Siegeln

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Walter Schmittdorsch ist in Aktion. Foto: Susanne Deuerling
Walter Schmittdorsch ist in Aktion. Foto: Susanne Deuerling

Manch einer der zahlreichen Besucher des "Fränkischen Halberomd" fühlte sich wie in einer anderen Welt. Doch warum? Die Veranstaltung fand doch in Steinwiesen, mitten im Frankenwald statt. Die "Völkeveschdändichung" war der Grund für die anfänglichen Verständigungsschwierigkeiten.

Fränkische Mundart ist schön, aber schwer zu verstehen. Fränkischer Dialekt ist herrlich, aber für einen Norddeutschen oder einen Berliner ein Buch mit sieben Siegeln. Und doch dauerte es nicht lange, bis jeder, egal ob Einheimischer oder Gast, begeistert war von den lustigen fränkischen Liedern, welche die Chorgemeinschaft Steinwiesen-Nurn zum Besten gab.

Hommage an "Tag der Franken"

Kerwa-Lieder zum Beispiel. In jeder noch so kleinen Gemeinde wird Kirchweih gefeiert. Die "Kerwa" heißt es im Fränkischen. Da wird gesungen und musiziert. In den Festzelten und in den Gastwirtschaften gibt es sie noch, die fränkische Lebensart - gerade bei der Kerwa. Und auch es "Fritzgörchla" lernt man wieder kennen und schaut so manches Mal hintern "Gaddenzau" zum "Nochben nübe". Begleitet wurden die Sänger bei ihren Liedern auch von Harald Kotschenreuther auf dem Akkordeon.


Es war eine Hommage an den "Tag der Franken", eine Darstellung fränkischer Kultur und Lebensfreude sowie ein guter Grund, ein fröhliches Fest zu feiern. So interpretierten es die Männer und Frauen des Chores, die zu diesem "Fränkischen Halberomd" eingeladen hatten.

Fränkische Lieder

Die Vorsitzende des Gesangvereins Cäcilia, Michaela Mattes, konnte viele erwartungsvolle Gäste im Rathausgarten begrüßen. Erwartungsvoll deshalb, weil viele die schönen alten fränkischen Lieder gar nicht mehr kannten oder sie einfach schon lange nicht mehr gehört hatten.

Kleine Wirtshauslieder trug Walter Schmittdorsch in seiner unnachahmlichen Weise vor, unterstützt von Petra Müller auf ihrer Gitarre. Man konnte sich die "Kroua Kull" so richtig vorstellen, wie sie in ihrer Küche werkelte und kochte und backte und dabei sich nicht um ihren Dreck und Schmutz kümmerte, der munter ins Essen fiel. "Wenn wir es überlegen, gab es auch in Steinwiesen so eine Kroua Kull, und jeder weiß, wen ich meine", sagte Schmittdorsch lachend. Überhaupt, mit der Kull, das war schon immer so eine Sache. "Ei, ei, wos hou ich meiner Kull getoo", fragte sich auch Schmittdorsch, weil die Kull so "gaschtich" war.

Fünf mal zwei

Er erklärte auch ganz ernst, dass Steinwiesen der einzige Ort sei, der für die Zahl "zwei" fünf verschiedene Wörter habe: zwei, zwe (zwe Männe), zwu (zwu Fraan), zwa (a Mo und a Fraa) und zwen (beim Zählen: an, zwen, drei).
Auch die Mundartdichterin Hedi Höhn konnte mit ihren fränkischen Stücken, die manchmal nicht so "astrein" waren und deren Schimpfwörter sich die Kinder besser nicht merken sollten, die Zuhörer begeistern.

"Ein saugutes Gedicht", in dem das Wort "Sau", "Schwein" und "Schweines" in zahlreichen Varianten auftrat, sorgte für Lachsalven. Aber wie sagte Hedi Höhn? "Su senn mir Franggn". Und es gebe noch so viel in "Unnen schönn Franggnland" zu entdecken. Auf jeden Fall sorgen solche Gedichte und Geschichten immer wieder für die "Völkeveschdändichung", und sei es auch nur, um sich fränkische Ausdrücke erklären zu lassen. Für Hedi Höhn ist immer das eine wichtig: "Herrgott, alla Douch du ich Dich dangn, däss ich bleib im Land der Franggn."

Hinsetzen und zuhören

Für die fränkische Musik war die Blasmusik Neuengrün-Schlegelshaid unter der Leitung von Carolin Kremer, die ihr Debüt als Dirigentin gab, zuständig. Ein umfangreiches Repertoire an fränkischen Liedern hatten die Musiker im Programm. Nicht nur den Walzer "Käthele, die Post", sondern auch die Musikstücke in fränkisch-schottisch wie "As Kunnela", "Du musst die Baa a wenig seitwärt do" und der "Schecher" konnten überzeugen.

Auch Kreisheimatpfleger Roland Graf war begeistert von der Musik, den fränkischen Liedern und dem angenehmen Umfeld. "Hinsetzen und zuhören, wie schön unsere Sprache ist", riet Graf den Gästen.

Dass sich ein Frankenwälder sehr schwer tut, wenn er Hochdeutsch reden muss, das zeigte sich auch an diesem Abend, denn die vielen Abkürzungen und das Verschlucken von ganzen Silben, das Verniedlichen von Namen, das besonders bei modernen Vornamen eigenartige Formen annehmen kann (zum Beispiel Carmenla oder Jasminla oder auch das typische Oliverla) - all das ist das nicht gerade hilfreich.

"Behaltet Eure schöne Sprache, es wäre schade, wenn sie verloren ginge", betonte Roland Graf. Auch für Bürgermeister Gerhard Wunder (CSU) war der "Fränkische Halberomd", ja der ganze Tag der Franken ein kulturelles Highlight.