Drei Mitarbeiter sind auf den 30.000 Hektar Fläche der Forstbetriebe Nordhalben und Rothenkirchen unterwegs. Ihre Zahlen helfen bei der Planung für die Bewirtschaftung des Staatswalds.
Es klingt nach einer Sisyphusarbeit, die sich Ludwig Arnold und Bruno Schwab aufgehalst haben: Sie machen eine Inventur im Staatswald. Auf den über 30.000 Hektar der Forstbetriebe Nordhalben und Rothenkirchen stehen 200 Millionen Bäume.
Das sieht nach einer Lebensaufgabe aus, ist es aber nicht. Denn die beiden müssen an über 7300 auf den Zentimeter genau festgelegten Messpunkten - alle sind jeweils 200 Meter voneinander entfernt und durch
Magnete im Boden markiert - gucken, wie sich der Wald seit der vergangenen Inventur vor acht Jahren verändert hat. Ununterbrochen werden Bäume gemessen und die Werte mit denen aus dem Jahr 2006 verglichen. Das ist nicht langweilig, denn kein Baum gleicht dem nächsten. Das beweisen Arnold und Schwab an einem der Messpunkte im Revier von Tassilo Haderlein bei Zeyern. Und wirklich: Vom kleinsten Natur anflug bis zum hiebsreifen Stamm gibt es wirklich keine zwei vollkommen identischen Bäume.
Für die beiden Männer vom Inventurteam ist das ihr Traumberuf, denn mit Hilfe ihrer Dokumentation können die beiden Leiter der Forstbetriebe Nordhalben und Rothenkirchen, Fritz Maier und Peter Hagemann, feststellen, ob sie in den vergangenen Jahren nachhaltig genug gewirtschaftet haben. Die beiden erfahrenen Forstmänner sind sich dessen sicher, aber die Bestätigung anhand der Daten fehlt noch. "Die Ergebnisse der Forstinventur sind die Grundlage der Forstbetriebsplanung für die nächsten zehn Jahre in den Staatswäldern und damit die Basis für naturnahe Arbeit im Wald", sagt Betriebsleiter Fritz Maier.
Es wächst mehr Holz zu Der Sturm "Kyrill" hat den Forstbetrieben im Jahr 2007 mächtig zugesetzt, die Planungen des Jahres zuvor, die aus der vorherigen Inventur resultierten, völlig über den Haufen geworfen.
Maier und Hagemann haben die Holzerntemengen zurückgefahren. Pro Jahr werden aus beiden Forstbetrieben 230.000 Festmeter verwertbares Holz an die Kunden abgegeben. Da der Zuwachs neun bis zehn Festmeter pro Jahr beträgt und die Forstbetriebe eine Fläche von 30.000 Hektar Staatswald - von Lauenstein bis Lichtenfels und von Nordhalben bis kurz vor Bayreuth - bewirtschaften, ist sich Peter Hagemann sicher: "Es wächst deutlich mehr zu, als wir rausholen." Er geht davon aus, dass der Holzvorrat in den beiden Staatsforsten pro Jahr um 25.000 Festmeter ansteigt, das sind fast 1000 Langholzladungen.
So wird gearbeitet Wie geht nun die Waldinventur vor sich? Die Gitternetzpunkte im Abstand von jeweils 200 Metern liegen fest, im Boden sind zur besseren Orientierung Magnete vergraben. Mit Hilfe von GPS-Geräten kann der Mitarbeiter auf ein bis zwei Meter genau an den Messpunkt kommen.
Dann spürt das Magnetsuchgerät die exakte Lage des Magneten im Boden auf. Ein Pfahl mit Abstandsmessgerät wird gesetzt. Dann wird die Veränderung des Baumbestands in drei konzentrischen Kreisen um den Pfahl - 25, 80 bzw. 400 Quadratmeter Fläche - dokumentiert, wobei außen nur die dickeren Stämme, innen auch die dünnen notiert werden. Auch Totholz wird - wenn es entsprechende Dimensionen hat - mit in die Messung aufgenommen.
Die Ergebnisse aller 7300 Messpunkte, in deren Umgebung 18.000 Bäume begutachtet werden, liegen voraussichtlich im kommenden Frühjahr vor, denn die Auswertung ist relativ aufwendig.