Firma Edelstein: Porzellan spielte in Küps eine große Rolle

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Dominant wirkte das Edelstein-Gebäude an der Bundesstraße 173. Die Aufnahme entstand etwa um 1940. Repro: Gerd Fleischmann
Dominant wirkte das Edelstein-Gebäude an der Bundesstraße 173. Die Aufnahme entstand etwa um 1940. Repro: Gerd Fleischmann
Jubilare von Edelstein im Jahre 1961. Repro: Gerd Fleischmann
Jubilare von Edelstein im Jahre 1961. Repro: Gerd Fleischmann
 
Blick von der Eisenbahn zur Porzellanfabrik Edelstein AG (rechts) im Jahr 1929. Links vorne die Fahrzeugfabrik Hubertia. Repro: Gerd Fleischmann
Blick von der Eisenbahn zur Porzellanfabrik Edelstein AG (rechts) im Jahr 1929. Links vorne die Fahrzeugfabrik Hubertia.  Repro: Gerd Fleischmann
 
Ortsdurchfahrt Küps im Jahr 1931: Damals war der Verkehr noch recht bescheiden. Links im Bild ist ein Teilbereich der Porzellanfabrik Edelstein zu sehen. Repro: Gerd Fleischmann
Ortsdurchfahrt Küps im Jahr 1931: Damals war der Verkehr noch recht bescheiden. Links im Bild ist ein Teilbereich der Porzellanfabrik Edelstein zu sehen. Repro: Gerd Fleischmann
 

Bis zu 600 Beschäftigte waren bei Edelstein in Küps angestellt. Mit dem britischen Finanz-Konglomerat Slater, Walker Securities (SWS) kam im Jahr 1974 das Ende für den Betrieb.

Seit 1830 sorgten in der Marktgemeinde Küps mehrere Porzellanhersteller für einen kontinuierlichen Aufschwung. Mit der Edelstein AG, die zeitweilig bis zu 600 Männer und Frauen beschäftigte, erlebten die Küpser Porzelliner in mehreren Generationen wirtschaftlich gute Zeiten. Doch nach einem Hoch kommt stets ein Tief.

Ausgerechnet durch eine sogenannte "Heuschrecke" aus England wurde das bittere Aus eingeleitet. Die Küpser gerieten in den Sog des britischen Finanz-Konglomerats Slater, Walker Securities, das 1972 die Porzellanfabrik Heinrich in Selb und dann durch diese Firma 1973 Edelstein aufkaufte. Mit der überraschenden Stilllegung im Jahr 1974 wurden 261 Arbeitsplätze vernichtet und vielen Porzellinern die Illusion einer "heilen Welt" genommen. Jim Slater, der regelrecht mit Firmen handelte, musste wenig später aus dem internationalen Finanzgeschäft aussteigen. Der Grund: fernöstliche Geldaffären und müde Geschäfte ruinierten seinen Ruf.

Anfang im Kleinen

1879 entstand in der Kronacher Straße (Bundesstraße 173) zunächst eine kleine Porzellanfabrik, die Türkenbecher, Kindertrompeten und ähnlichen Kleinkram herstellte. Sie wurde vergrößert und technisch vervollkommnet unter den Besitzern Ohnemüller und Ulrich. 150 Arbeiter fanden dort ihr Einkommen. Es wurde mit Dampfkraft gearbeitet, drei Öfen waren Tag und Nacht in Betrieb. Das Sortiment wurde erweitert auf Vasen, Uhrgehäuse sowie Nippes mit grüner Glasur im Genre Alt-Wien. Das Exportgeschäft blühte, besonders nach England und Amerika.

1919 kam die Wende. Im Mai wurde die Fabrik an den Berliner Großkaufmann Julius Edelstein und an seinen Kompagnon Grünbaum verkauft. Die Unternehmer hatten auch in Berlin eine Vertriebsgesellschaft für Glas, Porzellan und Steingut. Edelstein ließ einen vierten Brennofen für Holzfeuerung, eine neue Massemühle sowie zwei Trommelmühlen erbauen. Im Dezember 1921 brannte die Fabrik bis auf das Maschinenhaus und die Massemühle ab. 1922/23 erfolgte der Wiederaufbau in wesentlich größeren Dimensionen. Nun wurde auf drei Etagen gearbeitet.

Bereits zu Beginn des Jahres 1924 standen für eine erweiterte Produktion sechs Rundöfen zur Verfügung. Das bereits vorhandene Facharbeiter-Potenzial sorgte für höchste Qualität. Von Anfang an war es das Bestreben der Berliner, anstelle von Stapelgeschirr wertvolles, qualitativ einwandfreies Tafelporzellan zu fertigen.

Jahr für Jahr passte sich die Produktionsmethode dem Stand der modernen Erkenntnisse und der Marktlage an. Treibende Kraft der Expansion war Prokurist Karl Elstner, der 1928 Kommerzienrat wurde. 1930 beschäftigte die Firma immerhin an die 600 Arbeitnehmer und exportierte in alle Welt.

Die von Amerika ausgehende Weltwirtschaftskrise durch den Börsencrash von 1929, die zu Beginn der 30er Jahre Europa voll erfasste, machte auch nicht Halt vor Küps. 1932 übernahm in schwieriger Zeit der Colditz-Konzern die Fabrik; neuer Direktor wurde Fritz Greiner, der sich große Verdienste erwarb. 1937 erhielt der Betrieb für seine hervorragenden Leistungen das "Gau-Diplom".

In Kriegszeiten

Während des Zweiten Weltkriegs war die Produktion stark eingeschränkt. Am 12. April 1945 kam es dann knüppeldick. Durch den Beschuss der Alliierten wurden die Fabrikanlagen schwer in Mitleidenschaft gezogen. Abgebrannt waren an der Flussseite Packerei, Druckerei, Weißlager und Maschinenhaus.

Erst mit der Währungsreform von 1948 normalisierte sich mühsam das wirtschaftliche Leben. Trotz aller Schwierigkeiten: Nach dem Krieg war die Porzellanindustrie wieder das zentrale, pulsierende Arbeitsfeld in Küps.

Die Geschmacksrichtung in Bezug auf Formen und Dekore hatte sich gewandelt; der gesteigerte Bedarf erforderte eine großzügige Rationalisierung. Edelstein begann zunächst mit dem Bau einer leistungsstarken Tunnelofenanlage. Das Transportproblem zwischen den einzelnen Herstellungsgängen wurde durch ein Förderbandsystem gelöst.

Das Ende der großen Tage

Die 60er Jahre waren auch die Glanzzeit von Edelstein mit etwa 500 Beschäftigten. Tafel-, Kaffee-, Tee- und Mokkaservice, Vasen in allen Größen, geschmackvolle Geschenkartikel und echtes Kobalt-Porzellan umfasste die Fabrikation. Fast 40 Prozent gingen in den Export, insbesondere in die USA.

Zu Beginn der 70er Jahre bahnte sich eine Krise an, die auch andere Porzellanfabriken im Landkreis Kronach erfasste. Billigimporte aus Fernost sowie verminderte Bedarfswünsche wirkten sich negativ aus. Relativ günstig gingen die Colditz-Aktien an Slater und Walker nach England. Das Ende war damit vorprogrammiert, und Küps hatte ein riesengroßes, wirtschaftliches Problem.

In den folgenden Jahren wurde der Betrieb an der Bundesstraße 173, der nach 1945 vorübergehend als Produktionsstätte für Loewe Opta diente, noch anderweitig genutzt. 1986 verschwand dann auch das riesige, dominant wirkende Edelstein-Gebäude durch den Abbruch optisch von der Bildfläche. Und Küps hatte plötzlich eine hässliche Lücke, die nur mühsam geschlossen werden konnte.