Feriendorf am Mühlberg bei Nurn wird nicht gebaut

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Das Profil des Mühlbergs, dort wo das Feriendorf (schraffierter Bereich) geplant war. Foto: Marco Meißner
Das Profil des Mühlbergs, dort wo das Feriendorf (schraffierter Bereich) geplant war.  Foto: Marco Meißner
So hatten sich die beiden Investoren die Chalets in Holzbauweise vorgestellt. Grafik: privat
So hatten sich die beiden Investoren die Chalets in Holzbauweise vorgestellt. Grafik: privat
 

Seit Wochen ist die Planung von zwei Steinwiesenern ein Zankapfel zwischen Naturschutz, Politik, Behörden und Bürgern. Nun ist eine Entscheidung gefallen: Die Investoren geben das Projekt schweren Herzens auf.

Das "Berchla" wird nicht kommen. Das Feriendorf, das die Steinwiesener Elke Brückner und Gerald Wich am Mühlberg beim Gemeindeteil Nurn schaffen wollten, ist Geschichte. "Wir hören auf. Das ,Berchla‘ verabschiedet sich von Steinwiesen", stellen die beiden fest. Die Enttäuschung in ihren Stimmen ist nicht zu überhören. Vor allem von Teilen der Politik fühlen sie sich im Stich gelassen.

16 Chalets und ein Restaurant sollten einen Tourismus auf gehobenem Niveau ermöglichen. In Holzstamm-Bauweise errichtete Hütten und die Gastronomie mit einem komplett begrünten, begehbaren Dach versehen, so sollte auch die Naturnähe des Projekts signalisiert werden. "Wenn das nicht in die Natur passt ...", sagt Gerald Wich.

Kritik an Unbekanntem

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Trotzdem folgten eine "auf fundamentalen Lügen" basierende Unterschriften-Aktion und der Protest der Initiative "Unser Steinwiesen". Für Wich unverständlich, nachdem zum damaligen frühen Zeitpunkt nur eine Idee bestanden habe, welche die Kritiker noch gar nicht im Detail gekannt hätten. "Wir sind uns vorgekommen wie Schwerverbrecher, obwohl wir etwas für unsere Gegend tun wollten", erinnert sich Elke Brückner an die plötzliche Kritik.

Als Ende September eine Veranstaltung des Bundes Naturschutz stattfand, hätten sich die beiden Investoren gerne den Fragen der Teilnehmer gestellt. Man habe mit den Gegnern des Projekts Ideen entwickeln und Lösungen suchen wollen. "Wir stehen ja nicht über den Dingen. So ein Vorhaben kann nur in der Gemeinschaft gelingen", argumentiert Brückner.

BN-Kreisvorsitzende Elisabeth Hoffmann habe allerdings abgewunken, erinnert sich Brückner. Das Projekt werde kein Thema beim Treffen sein, habe es geheißen. Dann sei die Diskussion ums "Berchla" aber ganz groß aufgerollt worden.

Die Krönung sei jedoch gewesen, dass private Projektunterlagen ohne das Wissen der Investoren bei der Veranstaltung präsentiert worden seien. Deshalb denken Brückner und Wich auch über rechtliche Schritte nach und kritisieren Funktionsüberschneidungen - so ist beispielsweise die Zweite Kreisvorsitzende des BN gleichzeitig Sprecherin der Bürgerinitiative. Ein Interessenkonflikt sei da vorprogrammiert.

Der Protest - aus Sicht der beiden Investoren nur eine Hand voll Bürger - habe jedoch nicht den Ausschlag für die Aufgabe des Vorhabens gegeben. Von lediglich "ein paar Verhinderern und Alteingesessenen", die sich gegen jegliche Entwicklungen sperrten, spricht Wich. Brückner und er beteuern, dass sie im Ort sehr viel mehr Zuspruch als Kritik erfahren hätten. Von Bürgern, aber ebenso aus dem Gemeinderat.

Da liegt für sie auch der Knackpunkt. Bürgermeister Gerhard Wunder (CSU) sei beispielsweise anfangs Feuer und Flamme für das Projekt gewesen. Mit der Zeit sei seine Euphorie jedoch abgekühlt. Vor allem nach einem Gespräch im Landratsamt hätten sie das Gefühl gehabt, dass sich der Wind dreht.

Eine behördliche Auflage nach der anderen hätten die Investoren mit großem Aufwand erfüllt. Immer wieder sei von verschiedenen Stellen das Signal gegeben worden, dass dem Projekt unter diesen Umständen kaum etwas im Weg stehen dürfte. Letztlich sei das Thema im Gemeinderat jedoch nie auf den Weg gebracht worden. Wenn das Vorhaben in irgendeiner Instanz hängen geblieben wäre, hätten die Investoren damit leben können. Dass aber nie eine Entscheidung herbeigeführt wurde, hat sie frustriert.

Viel Unterstützung erfahren

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Dennoch sind sie allen dankbar, die bis jetzt zu ihrer anfangs positiven Meinung stehen. Landtagsabgeordneter Jürgen Baumgärtner (CSU) zählen sie ebenso auf wie verschiedene Mitglieder des Marktgemeinderats. Andere Politiker hätten dagegen sehr schnell ihr Fähnchen nach dem Wind gestellt, war ihr Eindruck.

Im Steinwiesener Bereich ist das Projekt nun gestorben. Ein Alternativangebot von Gerhard Wunder, in der Rögnitz zu bauen, kommt für die Investoren nicht in Frage.

Darin, dass das "Berchla" nicht entstehen wird, sehen Brückner und Wich eine verpasste Chance, den Tourismus im Oberen Rodachtal anzukurbeln und das Augenmerk stärker auf die Region zu lenken. Beide sind davon überzeugt, dass viele von dem Projekt profitiert hätten - auch die einheimische Gastronomie. Für sie ist nicht nachvollziehbar, keine Unterstützung erhalten zu haben, zumal sie mit ihren Plänen auf viele Anforderungen reagiert haben.

Dabei sprechen Elke Brückner und Gerald Wich beispielsweise die Tatsache an, dass die Chalets in Holzbauweise und damit an die Natur angepasst geplant waren.

Ebenso sollte das Restaurant ein begrüntes Dach erhalten. Auch hiermit wollte man beispielhaft aufzeigen, dass nicht Betonbunker mit Massentourismus Ziel des Projekts waren, sondern am Ende nachhaltiger Tourismus in enger Verbindung zur Natur.

Dass das Feriendorf nicht nach Steinwiesen kommt, heißt aber nicht, dass es gänzlich vom Tisch ist. Sollten sich irgendwo passende Rahmenbedingungen finden, könnten Brückner und Wich ihre Pläne wieder aus der Schublade holen. Nur in Steinwiesen werde es angesichts der aktuellen politischen Konstellation sicher nicht der Fall sein.

BN widerspricht: Niemanden ausgeladen

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Die BN-Kreisvorsitzende Elisabeth Hoffmann wundert sich über die Kritik von Elke Brückner und Gerald Wich, sie hätte die Investoren von einer Informationsveranstaltung in Steinwiesen zum Thema "Flächenverbrauch und Feriendorf" quasi ausgeladen.

Hoffmann bestätigt, dass es im Vorfeld des Treffens ein Telefonat mit den Investoren gegeben hat. Zu dieser Zeit seien die beiden gerade im Auslandsurlaub gewesen und hätten um eine Terminverlegung gebeten. Diese sei jedoch nicht möglich gewesen. Zu einer möglichen späteren Veranstaltung hätte der BN die Investoren dann gerne hinzugeholt, versichert Hoffmann. "Dass ich jemanden hinauskomplimentiert habe, da muss ich energisch widersprechen", betont sie.

Auch sieht sie ihre Stellvertreterin Christiane Geipel in keinem Zwiespalt. Geipel sei in der Angelegenheit schließlich nie als BN-Vertreterin aufgetreten, sondern immer als vom Projekt betroffene Anwohnerin des Mühlbergs und Sprecherin der Bürgerinitiative. Hoffmann geht auch auf Vorwürfe aus dem Internet ein, dass die Initiative-Mitglieder in ihrem Leben noch nichts für Steinwiesen geleistet hätten. Gerade Christiane Geipel habe - unter anderem für den Tourismus in der Marktgemeinde - schon in der Vergangenheit großes Engagement gezeigt.

"Ich verstehe aber die Enttäuschung", geht Elisabeth Hoffmann auf die Situation der Investoren ein. Aus ihrer Sicht sind die beiden möglicherweise nicht ehrlich informiert worden, "sonst hätte ihnen klar sein müssen, dass der Mühlberg nicht der richtige Standort ist". Sie drücke die Daumen, dass Elke Brückner und Gerald Wich auf der Suche nach einem anderen, besseren Platz für das Feriendorf doch noch fündig werden.

Bürgermeister Gerhard Wunder (CSU) wusste zum Zeitpunkt der Anfrage von inFranken.de noch nichts vom Rückzug der Investoren. Zwar habe er anfänglich hinter dem Projekt gestanden, zumal auf der Entwicklung des Tourismus ein Schwerpunkt der Gemeinde liegt, doch nach einem Schreiben der Regierung von Oberfranken sah er für das Projekt keine Zukunft mehr. So habe die Regierung empfohlen, dem Projekt nicht zuzustimmen, weil mit Blick auf Landschafts- bzw. Naturschutz sowie die bestehenden Landes- und Regionalplanungen die rechtlichen Voraussetzungen nicht gegeben seien.

Beispielgebend nannte Wunder das sogenannte Anbindungsgebot, wonach das Feriendorf an die nächste Bebauung hätte angebunden werden müssen. Da diese nicht in Nurn, sondern in Steinwiesen am Mühlberg ist, wäre dies nicht nur auf Grund des dazwischenliegenden Steilhanges, sondern auch auf Grund der privaten Grundstücksbesitzer nicht sinnvoll realisierbar gewesen. Nicht zuletzt auch deshalb ist Wunder am Ende zur Überzeugung gekommen, dass dieses Projekt an diesem Standort keine Zukunft hat: "Für mich war von Anfang an entscheidend, ob es rechtlich umsetzbar ist."