Kein Betonbunker
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Zum anderen freut er sich, dass am Mühlberg kein Betonbunker, keine Bettenburg entstehen soll. Es soll seines Wissens nach ein qualitativ hochwertiges Angebot werden, dass sich in die Landschaft einbettet. Franz zeigt aber auch Verständnis für gegenteilige Ansichten. Deshalb rät er allen Beteiligten: "Man sollte sich mal an einen Tisch setzen."
Positiv würde auch die Gruppe "Steinwiesen aktiv" die Verwirklichung eines Feriendorfes bewerten. Sie verweist auf den Bevölkerungsschwund bis 2030. Amtliche Prognosen sprächen von 15 Prozent. "Das bedeutet eine zusätzliche Gefährdung gemeindlicher Infrastruktur." Um diesen Trend zu stoppen, müsse das touristische Potenzial reaktiviert werden.
Im Feriendorf erkennt "Steinwiesen aktiv" einen möglichen Eckpfeiler dafür. Denn nach Ansicht dieser Gruppe "fehlt es neben Wagners Hotelangebot an niveauvollen Übernachtungsmöglichkeiten, einer durchgängig verfügbaren Gastronomie und an den organisierten Erlebnismöglichkeiten, besonders unseres beeindruckenden Waldes".
Die Lage auf dem Mühlberg hält die Gruppe für ideal. Auf Grund der "erheblichen behördlichen Vorbehalte" meint "Steinwiesen aktiv", dass die Grundlage für die Realisierung des Projekts eine geschlossene Befürwortung durch die Bürgerschaft wäre. "Hierüber und über die mit dem Projekt für Steinwiesen verbundenen Chancen sollte man in aller Ruhe und Sachlichkeit nachdenken."
In die gleiche Kerbe schlägt Frank Hauck. Das Gemeinderatsmitglied wurde im Gegensatz zu seinen Kollegen in den Sozialen Medien sehr deutlich. "Wie kann sich eine Bürgerinitiative, welche die Weiterentwicklung einer Gemeinde verhindern will, ,Unser Steinwiesen‘ nennen?", fragte er auf Facebook forsch. Die etwa 30-köpfige Initiative spricht seiner Ansicht nach nicht für die 3800 Einwohner in fünf Ortsteilen. Doch "unser Steinwiesen" gehöre allen Bürgern.
Tourismus bietet Chance
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"Der Tourismus ist in unserer Region die einzige Chance auf Wachstum. Und sanfter Tourismus kann sehr gut mit dem Schutz unserer Natur in Einklang laufen", ist Hauck überzeugt. Kritik übt der Steinwiesener auch am grundsätzlichen Auftreten der Initiative-Initiatoren: "Warum hat man von den Gründern der Bürgerinitiative in den letzten Jahren oder Jahrzehnten nie irgendwelche Beteiligungen im Gemeindeleben gesehen?" Von daher sei das jetzige Vorgehen "ein Schlag ins Gesicht derjenigen, welche sich in den letzten Jahrzehnten für unsere schöne Gemeinde eingesetzt haben ..."
Beim Bund Naturschutz sieht man das Vorhaben auf dem Mühlberg mit skeptischem Blick. Dadurch, dass Zweite Kreisvorsitzende Christiane Geipel eine Sprecherin der Initiative "Unser Steinwiesen" ist, sei der BN schon geraume Zeit recht dicht an der Entwicklung dran, erklärt Kreisvorsitzende Elisabeth Hoffmann. Sie betont, dass es in diesem Fall nicht darum gehe, sich einem sanften Tourismus zu verweigern und sie durchaus entsprechende Bestrebungen der Feriendorf-Initiatoren anerkenne. Doch der Bauplatz in der freien Natur ist für sie der Knackpunkt. Ähnlich, wie bei den kürzlich vom Landkreis abgelehnten Solarparks bei Mitwitz und Ludwigsstadt. Es wäre aus ihrer Sicht ein weiterer Flächenfraß. "Es ist im Außenbereich, das könnte andernorts Begehrlichkeiten wecken", stellt Hoffmann fest, einen Präzedenzfall vermeiden zu wollen.
Die Naturschützerin ruft gleichzeitig zu einem besonnenen zwischenmenschlichen Umgang in der teils hitzigen Debatte auf. "Man muss gut nachdenken und diskutieren", wünscht sie sich ein Aufeinanderzugehen aller Beteiligten in Steinwiesen. "Ich denke, dass es an der Zeit für ein Gespräch wäre. Es sollten endlich alle Informationen offengelegt werden."
Kommentar von Marco Meißner
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Es gibt gute Gründe, die einem ein touristisches Schlaglicht wie ein Feriendorf schmackhaft machen können. Der Entwicklung in der Region würde es sicher nicht schaden, schlummernde Potenziale könnten geweckt werden. Ebenso gibt es aber nachvollziehbare Gründe, nein dazu zu sagen. Muss noch mehr "grüne Wiese" verbaut werden? Darüber lässt sich streiten.
Wichtig ist bei allem Redeeifer allerdings eines: Zunächst sollten alle Beteiligten miteinander reden - und zwar sachlich. Momentan ist immer wieder herauszuhören, dass teilweise eher übereinander gesprochen wird. Doch das löst keine Probleme, sondern treibt nur einen Keil zwischen die Menschen. Und die müssen nach einer Entscheidung über das Feriendorf irgendwann wieder miteinander ein Alltagsleben bestreiten. Auf lange Sicht hilft da eine Spaltung in der Gemeinde niemandem.