Der Seniorenclub Wallenfels lud zum Brotbacken ein. Dabei wurde in Erinnerungen geschwelgt. Betti Möhring erinnerte sich an die Zeiten, als ihre Familie selbst gebacken hat.
So viele Bäcker und Bäckerinnen auf einmal sieht die Backstube von Bio-Bäcker Hans Stumpf auch nicht jeden Tag: Der Seniorenclub Wallenfels hatte zu einem Brot-Back-Nachmittag eingeladen. Auch Betti Möhring war dabei und formte voller Elan "ihren" Laib, den sie natürlich anschließend mit nach Hause nehmen durfte.
Beim Kneten des Teiges denkt sie an ihre eigene Kindheit zurück. Wie sie damals, vor 70 Jahren, zusammen mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern zu Hause Brot gebacken hat. "Alle fünf Wochen wurde etwa ein Zentner Mehl verarbeitet. Daraus wurden 16 große Laibe und ein kleiner Laib Brot gebacken. Die reichten dann, bis wieder gebacken wurde", sagt die 76-Jährige. Und was für ein Brot das war! Es wurde in der Dachkammer gelagert und wurde weder hart noch schimmelig. "So was gibt es heute gar nicht mehr. Jetzt muss man schnell essen, sonst verdirbt das Brot", meint Betti Möhring.
Keine leichte Arbeit Doch so leicht, wie es sich anhört, war die Backarbeit damals nicht. Betti Möhring lebte mit ihrer Familie in der Hinteren Schnaid, einem Ortsteil von Wallenfels. Erst 1974 zog sie in die Stadt. Das angebaute Korn musste in Körben zur Mühle getragen werden, die im Grund Richtung Thiemitz lag. Und das fertige Mehl musste wieder zurückgebracht werden. "Im Krieg und kurz danach waren wir mitten in der Nacht unterwegs, weil es ja Lebensmittelmarken gab und wir nicht so viel hätten mahlen und backen dürfen", erinnert sich die Seniorin.
Ein Vorteil für die Familie war, dass der Onkel Bäckermeister war und sie ihre Brote in seiner Bäckerei backen konnten. Zuerst wurde ein Sauerteig geholt und dann zusammen mit dem Mehl, Salz und lauwarmem Wasser ein "Dämpfla" gemacht. Immer wieder wurde Mehl dazugesiebt, wenn der Teig gegangen war.
Manchmal wurde der Teig auch mit geriebenen Kartoffeln gestreckt, was den Vorteil hatte, dass das Brot saftiger wurde. Endlich war der Brotteig fertig und konnte in die mit Mehl ausgestreuten Backschüsseln gefüllt werden. Dann ging es in die Backstube.
Brot hat gut geschmeckt Lecker schmeckte das frische Brot mit Ziegenbutter, wobei die Kinder der Nachbarschaft Schlange standen, um diese Delikatesse zu ergattern. "Wir haben auch Brot abgegeben, nicht alles selbst verbraucht. Aber es war schon ein Aufwand, so ganz ohne Maschinen", weiß Betti Möhring. Und eines vergisst sie nicht. Ihre Mutter hat auch deshalb so viel gebacken, damit sie die Kriegsgefangenen mit Brot versorgen konnte, die ja sonst nicht viel hatten. "Man hat sich damals geholfen, und wenn es mit einem Stück Brot war", sagt die lebhafte Frau ganz nachdenklich.
Heute bekommt sie ihr Brot oft frisch gebacken von der Verwandtschaft ihres Mannes Hugo aus Dörnach. Ein Bauernbrot wie es sein soll: mit toller Kruste und weichem Inneren und einem Geschmack, der nur bei frischem Brot aus dem Backofen zu finden ist. Auch vom Brot aus der Backstube von Hans Stumpf sind die Senioren begeistert. Er backt noch mit Drei-Stufen-Natursauerteig und Produkten mit Bio qualität. Das dauert natürlich ein wenig länger, denn so ein Sauerteig braucht viel Zeit, um richtig zu gehen.
Sauerteig ist bekömmlicher "Fast einen ganzen Tag muss man dafür einplanen, um ihn auch wirklich dreimal vermehren zu können. Erst dann ist er soweit, seinen ganzen Geschmack ausbreiten zu können", erklärt der Bäcker. Es sei auch bekömmlicher, so ein Brot mit Sauerteig und auf natürliche Weise hergestellt.
Für die Senioren hat er so einen Sauerteig vorbereitet und ihn dann mit den restlichen Brotzutaten zu einem fertigen Teig verknetet. Es wird ein Flößerbrot, ein Roggen-Mischbrot mit dreistufigen Sauerteig, den jeder selbst formen darf. Mit Namensfähnchen bestückt kommen die rohen Brotlaibe in den Gärraum, wo sie etwa 45 Minuten bei 30 Grad reifen. Und dann geht es für etwa 45 Minuten ab in den Backofen.
Bald schon durchzieht ein Duft die Backstube, der einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Jeder bekommt "sein" Brot und dazu ein "Brotdiplom" für das "erfolgreiche Backen von Biobrot im Bio-Backhaus Stumpf". Bei Kaffee und Kuchen, ebenfalls aus der Bio-Backstube, verging der Nachmittag wie im Fluge.