21 Schüler des Kaspar-Zeuß-Gymnasiums dürfen sich bald "DFB-Junior-Coach" nennen - als Erste im Landkreis. Das Projekt soll den Einstieg in eine Trainerlaufbahn erleichtern. Doch nicht nur die angehenden Abiturienten sollen davon profitieren.
Keine quietschenden Sohlen, keine aufgeregten Kinderrufe, kein Pfiff aus der Trillerpfeife: Es ist ruhig geworden in der Turnhalle der Lucas-Cranach-Schule. Wo die vorangegangenen 60 Minuten die Fußbälle von den Grundschülern wahlweise noch zwischen zwei Kegeln hindurch geschossen, um kleine Plastikhütchen gedribbelt oder auf schmale Turnmatten geköpft wurden, stehen nun drei Turnbänke. Zusammengestellt zu einem eckigen Hufeisen. Platz genommen haben darauf diejenigen, die eben noch die Übungsformen vorgegeben haben. Sie bereiten das gerade erst beendete Training kritisch nach. "Junior-Coach" steht in Brusthöhe auf ihren weißen Poloshirts.
Ganz richtig ist der Aufdruck allerdings nicht. Noch nicht. Ihre Trainingseinheit hat die eine Hälfte der 16 Schüler und fünf Schülerinnen des Kaspar-Zeuß-Gymnasiums zwar schon hinter sich, sie muss allerdings noch genau beobachten, wie die andere ihre vorbereiteten Übungen anleitet. Um in einer weiteren halbstündigen Turnbank-Runde die Eindrücke mitzuteilen. Erst dann ist die Prüfung bestanden. Erst dann dürfen sie sich auch offiziell "DFB-Junior-Coach" nennen. Als Erste im Landkreis.
Eine "neue Säule"
"Im Grunde ist es der Einstieg in die lizenzierte Trainerausbildung des Bayerischen Fußball-Verbands", erklärt Andreas Engel. Der 54-Jährige unterrichtet am KZG nicht nur Informatik und Religion, sondern kümmert sich seit über 20 Jahren auch um dessen Fußballmannschaften. Von Kollegen des Kulmbacher Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums habe er von der Ausbildungsvariante erfahren, die der DFB als "neue Säule" innerhalb seiner "Qualifizierungsoffensive" bezeichnet.
Fußballbegeisterte Schüler, die älter als 15 Jahre sind, sollen in dieser die Grundlagen der Trainerarbeit kennenlernen. Aufgeteilt in 40 Lerneinheiten. "Man bekommt vom DFB einen fest vorgegebenen Lehrplan, der abzuarbeiten ist", erklärt Engel. "Auch die Unterlagen und Inhalte werden gestellt."
Zu finden ist darin unter anderem, wie eine Trainingseinheit gestaltet wird, welche rechtlichen Kriterien zu beachten sind oder wie Konflikte in gruppendynamischen Prozessen geklärt werden können. "Ich fand es auch wichtig zu sehen, wie sich Kinder im Grundschulalter verhalten und wie man ihnen die Übungen am besten erklärt", sagt Katharina Kopp, eine der angehenden Junior-Coaches.
Da Engel die DFB-Jugend-Elite-Lizenz besitzt, fiel die Suche nach einem geeigneten Referenten nicht schwer, und er übernahm kurzerhand selbst den Großteil der Lerneinheiten. Unterstützt wurde er dabei von Steffen Mahr, der die Fußballmannschaft der Lucas-Cranach-Schule trainiert. Dessen junge Ball-Enthusiasten waren es auch, die sich dankbar als Trainingsgruppe zur Verfügung stellten - und auch in der zweiten Trainingseinheit in die Aufwärmrunden sprinteten, als hätte es die 60 Minuten vor der Mittagspause nie gegeben.
"Dass sie jetzt Fußball spielen dürfen und nicht in den Unterricht müssen, ist ihre Belohnung dafür, dass sie vor zwei Wochen die Hallenfußball-Kreismeisterschaft der Grundschulen gewonnen haben", erzählt Grundschulleiterin Carmen Nüchterlein, die kurz in der Halle vorbeischaut, um das heitere Treiben zu beobachten. Es sei das Paradebeispiel einer Win-win-Situation. "Die Kleinen profitieren von den Großen und die Großen von den Kleinen", sagt sie zufrieden. "Das ist genau die Zielgruppe, die die älteren Schüler jetzt brauchen."