Die 342 Jahre alte Schieferfassade eines abgebrochenen Hauses aus Zeyern wurde im Schiefermuseum in Ludwigsstadt wieder originalgetreu aufgebaut. Das hat über 200 Stunden gedauert. Die Freiwilligen erzählen, wie aufwendig die Aktion war.
Es ist eine Besonderheit. Im Ludwigsstädter Schiefermuseum wurde der Giebel eines Zeyerner Hauses - es handelt sich um das einstige Nebengebäude des Gasthauses Partheymüller -- aus dem Jahre 1673 im Original von Mitgliedern der Geologisch-Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft (GHAG) nachgebaut.
Zu sehen ist eine über 300 Jahre alte klassische altdeutsche Schiefereindeckung mit Verzierungen in Stannioltechnik, die heute noch als Negativ zu erkennen sind. Beiderseits des Giebelfensters befinden sich zwei große Räder und oberhalb des Fensters ist ein großes Oval mit einem Zierrand aus stilisierten Bäumchen zu sehen. In diesem Oval ist die Jahreszahl 1673 zu lesen.
Das älteste Beispiel
Kreisheimatpfleger Siegfried Scheidig, die Tourismusbeauftragte der Stadt und Museumsleiterin, Manja Hünlein und der ehemalige Leiter der Polizeiinspektion Ludwigsstadt, Martin Weber sind mächtig stolz auf ihr Werk. "Das Zeyerner Haus ist das älteste Beispiel an Stanniolschmuck in Deutschland und das steht bei uns in Ludwigsstadt!" Während sie erzählen und ihr "Produkt" beschreiben, merkt man, dass die drei Ludwigsstädter viel Zeit, Leidenschaft und Herzblut in den Wiederaufbau des Zeyerner Giebels investiert haben.
Siegfried Scheidig zeigt auf die Schmuckräder. Es sind noch Reste des abgewitterten Stanniols und Risslinien nach über 340 Jahren zu erkennen. Er war es, der diese kulturhistorische Rarität im Jahr 1988 bei einer Durchfahrt durch Zeyern erkannt hat.
"Ich habe beinahe eine Vollbremsung hingelegt!"
Seitdem ließ den "Heimatkundler" dieser Schiefergiebel nicht mehr los. Als er durch seinen Kollegen, den Kreisheimatpfleger Roland Graf erfuhr, dass dieses Haus abgerissen werden sollte, nahm die GHAG mit dem Besitzer Kontakt auf. Er gab sein Einverständnis, die über 300 Jahre alte Fassade und dieses wichtige Zeugnis der Schieferarbeit der GHAG zur Verfügung zu stellen.
"Dann ging es aber los", berichtete Martin Weber. Es gab Überlegungen, in welcher Art und Weise diese Rarität der Bevölkerung präsentiert werden sollte. Schließlich einigte man sich darauf, den Giebel im Original nachzubauen. Bei der Umsetzung des Vorhabens wurden heimische Firmen, wie die Flaschnerei Weber, mit eingebunden.
Noch heute sprechen die drei Mitglieder von Hochachtung gegenüber dem Dachdecker "Ali" von der Firma Fischbach, der es tatsächlich schaffte, die 190 Schiefer einzeln und ohne Beschädigung von der Holzkonstruktion zu entfernen. Zuvor wurde jeder einzelne Schiefer gekennzeichnet.
Der Aufbau war schwierig
Der Aufbau, so erzählt Manja Hünlein, gestaltete sich teilweise schwierig. Alle 190 Schiefer mussten, entsprechend ihrer Nummerierung, der Reihe nach auf dem Boden ausgelegt werden. Es ging auch darum, die Maße für die Holzunterkonstruktion zu ermitteln. Dabei musste Millimeterarbeit geleistet werden, denn sonst - dabei zeigt sie auf die Ornamente - wären aus den Kreisen ovale Eier geworden.
Rund 200 Stunden investierten die Mitglieder der GHAG in ihr "Zeyerner Haus".
Im Januar 2016 - der genaue Termin steht noch nicht fest - will nun die GHAG diese Rarität der Öffentlichkeit vorstellen. Zudem sollen auch die neu gestalteten Museumsräume gezeigt werden.
Sowohl Martin Weber als auch Manja Hünlein und Siegfried Scheidig, hoffen, dass die Bevölkerung das Schiefermuseum besucht, denn "wir wollen die Augen öffnen für die kulturhistorischen Schönheiten in unserer Region".
"Es hat unheimlich Spaß gemacht, mit denen zusammenzuarbeiten". Damit meint Manja Hünlein Martin Weber, Siegfried Scheidig, die Mitglieder GHAG und die beteiligten Firmen. Mittlerweile ist die Tourismusbeauftragte Expertin, was das Thema Schiefer betrifft. Sie hatte in Martin Weber und Siegfried Scheidig die besten Lehrmeister, lobt sie. Sie freut sich darauf, künftig den Einheimischen und auch den Besuchern von Schiefern und von der Geschichte des Zeyerner Hauses erzählen zu dürfen.