Nach der morgendlichen Stärkung geht es ausnahmsweise schon nach dem Frühstück in den Garten. Dort können sich die Zweieinhalb- bis Sechsjährigen nach Lust und Laune austoben. Ein Höhepunkt am Ende des Vormittags ist der Besuch des Waldsofas. Aus Stöcken, Steinen und Moos haben die Kindergartenkinder mit ihren Erzieherinnen vor einiger Zeit eine kreisrunde Sitzmöglichkeit im nahe gelegenen Festungswald gebaut. Ein schattiges Plätzchen unter den Bäumen. Stolz zeigen die Kinder außerdem ihre ebenfalls selbst errichtete Spatzenhöhle, eingegrenzt von Stöcken und Ästen und mit einem Dach aus Blättern über dem Kopf.
Zwosta betont die tolle Lage des Kindergartens, der mitten im Stadtkern und doch nur wenige Meter vom Wald entfernt liegt. Regelmäßig veranstaltet der Rosenberg-Kindergarten daher auch die "Waldwochen", wobei der größte Teil des Tages in der Natur verbracht wird.
An diesem Tag hat sich noch ein ganz besonderer Besucher angekündigt: Abbé Pierre Aye Ndione. Der katholische Priester aus dem Partnerbistum Thies im Senegal übernimmt seit vielen Jahren die Urlaubsvertretung in Kronach. Im Stuhlkreis begrüßen die Kinder den Geistlichen. Die Erzieherinnen planen eine Art Partnerschaft mit dem Kindergarten in Thies. Fotos und selbstgemalte Bilder wollen die Kronacher versenden, um den Kindern im Senegal einen Blick nach Deutschland zu ermöglichen - und umgekehrt.
Die Erzieherinnen wollen den Kindern des Rosenberg-Kindergartens zeigen, wie die Menschen in anderen Ländern leben. Alle freuen sich auf einen regen Austausch. Mit einer entflammten Kerze und dem Lied "Laudato si" besingen die Kinder die Partnerschaft. "Wir hoffen, dass es ein gutes Jahr wird und bitten: Gott segne uns und die Kinder im Senegal", sagt Kestel.
Frisch auf den Tisch
Dann ist auch schon wieder Mittagszeit. Heute gibt es Grießflammeri mit Apfelmus. Im Rosenberg-Kindergarten wird immer noch selbst gekocht. "Wir kochen frisch, und es gibt zu jedem Essen entweder Salat oder Obst", erzählt Kinderpflegerin Elisabeth Zapf. Die Zutaten kauft das pädagogische Personal in seiner Freizeit ein, gekocht wird abwechselnd. "Das geht aber auch nur, wenn das ganze Team mitmacht. Und unser Team funktioniert!", lobt Kestel ihre Kolleginnen. "Hier essen die Kinder auch Sachen, an die sie Zuhause nicht rangehen. Bei uns heißt eine Gemüsesuppe aber auch nicht Gemüsesuppe, sondern zum Beispiel Tabaluga-Suppe. Das schmeckt dann gleich viel besser!", erzählt die Leiterin lachend.
Nach dem Mittagessen ist erst einmal Pause angesagt. Die Kiga-Zwerge verabschieden sich ins so genannte Träumeland. Die Älteren verbringen ihre Ruhepause auf großen Matratzen im Turnraum, während ihnen eine Geschichte vorgelesen wird. Nachdem alle etwas neue Energie tanken konnten, geht es am Nachmittag wieder rund. Das Programm ist ganz unterschiedlich und vielfältig: Englischunterricht, Flötenstunden, Bewegungsbaustelle, Vorschule oder Aktionsnachmittage hält das Angebot bereit. Spätestens um 16 Uhr werden alle Kleinen abgeholt und der Kindergarten schließt bis zum nächsten Morgen seine Türen.
"Das Schöne an unserem Beruf ist, dass jeder Tag spannend ist. Auch wenn es eine grobe Planung gibt, kann durch die Kinder alles wieder umgeworfen werden", meint Kestel. Seit 1993 leitet die 49-Jährige den Rosenberg-Kindergarten. Sie hat schon viele Kinder kommen und gehen sehen.
Eine Bestätigung
Bereits Ende Juli haben sich die "Großen" vom Kindergarten in Richtung Schule verabschiedet. Das bedeutete nicht, für immer "auf Wiedersehen" sagen zu müssen. Die Grundschüler haben die Möglichkeit, den Kindergarten während der nächsten Ferien einen Tag lang zu besuchen - was viele tun. "Wenn die Kinder wieder zurückkommen, hat es ihnen anscheinend bei uns gefallen", sagt Birgit Kestel fröhlich. Und dann haben die Erzieherinnen ihre Arbeit offenbar richtig gemacht.