Effelterer baut in 880 Arbeitsstunden eine Krippe

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Viel Fingerfertigkeit: Hobby-Krippenbauer Stefan Reif bringt einen Weihnachtsstern an seiner Krippe an. Foto: Heike Schülein
Viel Fingerfertigkeit: Hobby-Krippenbauer Stefan Reif bringt einen Weihnachtsstern an seiner Krippe an. Foto: Heike Schülein
 
 
 
 
 

Stefan Reif baut gerne Modelle. In rund 880 Arbeitsstunden hat er eine fränkische Weihnachtskrippe für die Pfarrkirche St. Peter und Paul erstellt. Eine fantastische Welt aus echtem Schiefer und Sandstein.

Stefan Reif wirft eine Münze ein. Sogleich läuft Wasser aus einem Brunnen, stimmige Musik setzt ein und Rauch dringt aus dem Schlot des Schieferhauses. Nacheinander erhellen Lichter den Flur, die Stube und die Küche. Der helle Schein gibt die Inneneinrichtung im Miniaturform zu erkennen. Überall entdeckt das Auge nach und nach neue kleine Details.

Die Rede ist von der neuen fränkischen Weihnachtskrippe für St. Peter und Paul. Ein Kunstwerk, das Stefan Reif mit unglaublich viel Liebe und Sorgfalt erbaut hat. Rund 880 Arbeitsstunden hat der Hobby-Krippenbauer gebraucht, um das 1,80 auf 1,30 Meter große Unikat zu erschaffen. In drei Jahren ist es im Keller von Reifs Haus in Effelter gewachsen. Aber ganz fertig ist es noch nicht. "Es fallen einem immer neue Dinge ein, die man noch ändern könnte", sagt der Krippenbauer.

Auslöser für das Mammutprojekt war Mesnerin Erika Löffler. Sie kam im Winter 2010 auf Reif zu, weil die bisherige Krippe schon in die Jahre gekommen und auch teilweise defekt war. "Sie wusste, dass ich anlässlich ihrer 500-Jahr-Feier die Effelter Mühle als Modell nachgebaut hatte. Deshalb bat sie mich, eine neue Krippe für die Kirche zu bauen", erinnert sich der 45-jährige Reif.

Damals habe er spontan "Ja" gesagt. "Es sollte etwas Besonderes, etwas Einmaliges sein. Entweder eine Fantasie-Krippe, eine orientalische oder eine fränkische Krippe", sagt Stefan Reif. Die Wahl fiel schließlich auf die fränkische Variante mit einem Schieferhaus mit angebautem Stall und Garten.

Schiefer und Sandstein

Im April 2011 begann Reif mit den ersten Arbeiten. An diesem Tag begann er auch mit einer Bilddokumentation, in der er die Arbeitsschritte und die Entwicklung der Krippe festhielt. Stefan Reif verwendet für seine Arbeiten nur Naturmaterialien.

Sandstein für das Gebäude oder Kies für den Hof. Den echten Thüringer Schiefer, in Form gespaltener Abfälle, für das Haus bekam er vom Schiefermuseum in Lehesten. Einige Dachdecker meinten zwar, dass es nicht funktioniere, die circa ein bis zwei Millimeter dicken Schieferplättchen entsprechend zu brechen. Doch Reif ließ sich nicht beirren, bis er seine ganz eigene Methode dafür gefunden hatte - eine sehr zeit- und arbeitsaufwendige. Dies gilt auch für die altdeutsche Schieferung, mit der er das Haus und das Dach versehen hat.

Mit viel Fingerfertigkeit, handwerklichem Geschick, Geduld und einer Pinzette machte er sich Plättchen für Plättchen an die Arbeit - immer eine Reihe nach der anderen. Seine Liebe zum Werkeln hat Reif schon als Junge bei Modellbauschiffen entdeckt. An der Krippe habe er meistens abends in den Wintermonaten, jeweils ein bis zwei Stunden, gearbeitet. Es sei ein guter Ausgleich zu seinem Beruf als Klärwärter der Gemeinde Wilhelmsthal. Erst einmal damit angefangen, lasse es ihn nicht mehr los, und er freue sich sehr, das Modell wachsen zu sehen.

Bauplan von 1758 modifiziert

Als Grundlage diente zwar der Bauplan eines alten Birnbaumer Hauses von 1758, aber Reif hat ihn ein wenig an die Gegebenheiten in Effelter angepasst. Für die Möbel hat er sich Anregungen im Dorfmuseum Friesen geholt. Der Trog für die Tiere, aus Sandstein, ist ebenso zu sehen wie ein Schubkarren und Leiterwagen vor dem Gebäude. Im Haus gibt es einen gekachelten Kamin, Backschüsseln und Teller, auf denen sogar Karotten und Speck, aus Knetmasse angefertigt, liegen. Die fränkischen Krippenfiguren besorgte Diakon Georg Zenk.

Etwas Hilfe bekam Reif von Handwerksbetrieben aus der Region. So beispielsweise bei der elektronischen Steuerung für die Beleuchtung und die Musik nach dem Münzeinwurf. Den hat sich der Effelterer auch aus nostalgischen Gründen ausgedacht. "Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich als kleiner Junge immer bei unserer alten Krippe in der Kirche eine Münze eingeworfen habe. Dann gingen die Türchen auf und zu", sagt Stefan Reif. Erstmalig wird die fränkische Krippe am Heiligabend in St. Peter und Paul zu sehen sein.

Die Krippe und die Effelterer Dorfweihnacht

Krippe Das Unikat wird erstmals an Heiligabend im Gotteshaus St. Peter und Paul in Effelter aufgebaut.

Dokumentation Diesen Sonntag ist auf der 4. Effelterer Dorfweihnacht eine bebilderte Dokumentation über die Entstehung der Krippe zu sehen.

Dorfweihnacht Am Sonntag findet die 4. Effelterer Dorfweihnacht im Schulhof statt.
Schon am Samstag gibt es nach dem Gottesdienst einen Glühweinverkauf. Am Sonntag herrscht ab 15 Uhr Markttreiben. Im Gartenbauzimmer gibt es Kaffee und Kuchen und eine Malstation. Heiße Getränke, weihnachtliche Leckereien und Bratwürste gibt es im Weihnachtsdorf. Die Vereine bieten unter anderem: Spirituosen, Wildspezialitäten und Kunst aus Holz und Metall an. Der Musikverein Effelter, die Kirchensänger und Kinder singen weihnachtliche Melodien. hs