Donnernder Salut für Kronachs Gönner

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Auf dem Melchior-Otto-Platz bei der Ehrensäule mit dem "neuen" Stadtwappen wurde der Salut abgefeuert. Fotos: Heike Schülein
Auf dem Melchior-Otto-Platz bei der Ehrensäule mit dem "neuen" Stadtwappen wurde der Salut abgefeuert. Fotos: Heike Schülein
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Am Sonntag wurde in der Kreisstadt des Fürstbischofs Melchior Otto gedacht. Nach dem Gottesdienst zum "Ewigen Jahrtag" in der Stadtpfarrkirche erfolgte die Ehrenbezeugung an der Gedenksäule.

Weiße Rauchschwaden und lauter Donnerhall erfüllten am Sonntagmorgen den Melchior-Otto-Platz. Als Ehrensalut für den früheren Fürstbischof wurden auch heuer - nach dem feierlichen Lobamt in der Stadtpfarrkirche - bei der Ehrensäule mit dem "neuen" Stadtwappen Schüsse aus den Lunten-Musketen abgefeuert.

Stadthauptmann Walter Schinzel-Lang hatte hierzu der Cronacher Ausschuss Compagnie das Kommando erteilt. Darunter befand sich auch Marion Zwingmann, was eine Premiere bedeutete: Noch nie hatte am Melchior-Otto-Tag eine Frau zu Ehren des Fürstbischofs den Ehrensalut mit abgefeuert. Auch ein Kanonenschuss erfolgte mit einem ohrenbetäubenden Rums. Hierfür zeichnete die historische Bürgerwehr Kronach unter Leitung von Hauptmann Karl-Peter Wittig verantwortlich. Doch nicht nur die historischen Gruppen, sondern auch Kronacher Bürger wohnten der Gedenkveranstaltung bei.

Zunächst waren die historisch Gewandeten vom Alten Rathaus in der urkundlich niedergeschriebenen und vorgegebenen Formation zusammen mit dem Oberbürgermeister und Ratsherrn zur Stadtpfarrkirche gezogen, in der das Lobamt begangen wurde. Regionaldekan Thomas Teuchgräber ging in seiner Predigt darauf ein, wie fasziniert schon Herodes von den Wunderkunststücken des Wunderwirkers, unseres Messias', gewesen sei. Jesus seien aber nicht die Wunder wichtig gewesen. Vielmehr habe er damit zeigen wollen, dass durch ihn die Menschen heil werden und heil bleiben könnten.


Jesus zeigt den Weg

"Jesus ist keine Kopfschmerztablette gegen den Faschingskater. Er ist auch nicht der Joker im Spiel des Lebens für diejenigen, die den richtigen Weg zwar erkennen, ihn aber nicht gehen wollen, weil er ihnen zu kompliziert erscheint", betonte der Regionaldekan. Jesus gebe uns vielmehr die Anleitung für unser Leben. Gehen müssten wir den Weg schon selber. Alle Menschen seien aufgerufen, umzukehren und sich dem Gott des Lebens zuzuwenden.

Nach dem Gottesdienst hatten sich auf dem Platz vor der Stadtpfarrkirche die Honoratioren der Stadt, Stadtvogt und Viertelmeister, die Kronacher Bürgerwehr, die Ausschuss Compagnie und viel historisch gewandetes Volk versammelt. Sie alle gedachten am so genannten Ewigen Jahrtag, der jedes Jahr am Sonntag nach Sebastiani begangen wird, des großherzigen Gönners der Stadt.


Neues Wappen erhalten

Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein erinnerte an die großzügigen Geschenke des einstigen Landesherrn der Kronacher, darunter auch das neue Wappen für die Stadt. Das Wappen, das seit 1654 die Spitze der Melchior-Otto-Säule ziert, spiegele die Tapferkeit der Kronacher durch die Schildhalter symbolisch wider.

Als Schildhalter fungieren zwei Männer, die ihre abgezogene Haut unter dem Arm tragen. Sie erinnern an vier Kronacher, die 1632 bei einem Ausfall, bei dem sie mehrere Kanonen der Belagerer unbrauchbar gemacht hatten, von den Schweden gefangen genommen und geschunden worden waren. "Aber genauso klagen sie, wie auch in der Schenkungsurkunde von 1651 beschrieben, die Grausamkeit des Krieges an", ergänzte das Stadtoberhaupt.

Auch in heutiger Zeit bedürfe es eines festen Glaubens, eines großen Willens und viel Mutes - gerade auch der Ratsherren -, um gemeinsam die lebenswerte Stadt Kronach und ihre Stadtteile zu erhalten und zu gestalten. Eine schöne Tradition sei daher auch der kirchenpolitische Akzent des Gedenktages. So träfen sich alljährlich nach dem Gottesdienst die örtlichen Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche, um mit den Stadtoberen zu sprechen.


Schweden oder nicht Schweden?

Viertelmeister Jens Schick gab einen geschichtlichen Einblick in die Hintergründe des Melchior-Otto-Tags. So sei Kronach während des Dreißigjährigen Krieges in den Jahren 1632 bis 1634 mehrmals von einer großen Überzahl der Schweden und ihrer deutschen Verbündeten angegriffen worden. "Eigentlich waren es hauptsächlich Coburger und Kulmbacher. Wir haben sie halt Schweden genannt. Sie waren auf jeden Fall sehr penetrant", so der Viertelmeister.

Dank der mutigen Gegenwehr der Kronacher und insbesondere ihrer "tapferen Weiber" konnten die Angreifer jedoch stets erfolgreich zurückgeschlagen werden. Dieser Mut der Kronacher Bürger sowie deren Treue zum katholischen Glauben bewogen den damaligen Bamberger Fürstbischof, der Stadt und ihren Bürgern die großzügigen Geschenke zu bereiten.


Hintergrund zum Melchior Otto

Der Fürstbischof Melchior Otto, Voit von Salzburg, hatte im Jahr 1651 Kronach mit einem neuen Wappen, den (Ober-)Bürgermeister mit einer "güldene Kette" und die Ratsherren mit dem spanischen Habit bedacht - als Belohnung für die Kreisstädter für ihre Tapferkeit im Dreißigjährigen Krieg. Den Ratsherren ist es seitdem erlaubt, zu Festlichkeiten den spanischen Habit zu tragen, wie es nur den Räten der damaligen Reichsstädte zugestanden wurde.

An die Großherzigkeit des damaligen bambergischen Landesherrn erinnern die Melchior-Otto-Säule und der Melchior-Otto-Platz in der Oberen Stadt. Die steinerne Säule mit dem "neuen" Stadtwappen wurde von den Kronacher Bürgern aus Dankbarkeit errichtet. Die Bewohner der Stadt versprachen auch, jährlich ein Lobamt am "Ewigen Jahrtag". Diesen Schwur halten sie seitdem - also seit über 360 Jahren -, nunmehr mit Beteiligung der historischen Gruppen.