Dienstreise mit Hindernissen

2 Min
Bürgermeister Peter Ebertsch lernte in Kolumbien Land und Leute kennen. Foto: privat
Bürgermeister Peter Ebertsch lernte in Kolumbien Land und Leute kennen.  Foto: privat
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Ein kleine Gruppe aus Tettau besuchte ihre Klimapartnerstadt Acevedo in Kolumbien. Dort sammelte man wertvolle Eindrücke.

Eine Tettauer Delegation war für eine Woche in Acevedo in Kolumbien. Mit dieser 32000 Einwohner zählenden Stadt, flächenmäßig so groß wie die Schweiz, pflegt der Markt seit Oktober 2014 eine kommunale Partnerschaft. Es geht dabei um Kooperationen beim Klima- und Umweltschutz.

Die Tettauer Delegation, bestehend aus Bürgermeister Peter Ebertsch, dem ehemaligen Bürgermeister Hans Kaufmann, Maria Baier (beide als Vertreter des Tropenhauses) und Gemeinderat Gerhard Löffler (FW), ist mit vielen Eindrücken von einer ungewöhnlichen Dienstreise zurückgekehrt.

Es war eine geschichtsträchtige Zeit, in der die Tettauer in Kolumbien weilten. Am Tag ihrer Ankunft wurde in der Hauptstadt Bogota das Friedensabkommen zwischen der Regierung und der linken Guerilla-Organisation Farc geschlossen. Am Tag der Abreise wiederum fand ein Referendum statt, in dem sich 50,21 Prozent der Bevölkerung gegen das Friedensabkommen aussprachen. "In Kolumbien waren an diesem Tag 250 000 Sicherheitskräfte im Einsatz", schildert Bürgermeister Ebertsch seine Eindrücke. Schnell habe man dabei gemerkt, wie gespalten die Bevölkerung bei diesem Thema sei.

Nach der Ankunft in Bogota folgte ein Anschlussflug in die rund 350 Kilometer südlich gelegene Stadt Neiva. Dort wurden die Tettauer von Bürgermeisterin Luzdey Castro und deren Leibwächter abgeholt. Danach mussten weitere 200 Kilometer auf kolumbianischen Landstraßen, diese bestanden überwiegend aus Schotterpisten, zurückgelegt werden. "Und dafür waren wir vier Stunden unterwegs", berichtet Ebertsch. Am Ziel angekommen, galt es, ein umfangreiches Programm zu bewältigen. Und das bei teilweise über 35 Grad Celsius und bei einer Luftfeuchtigkeit von über 90 Prozent.

Die Reise sei kein Vergnügen gewesen: "Es war Stress ohne Ende", betont Hans Kaufmann. Während ihres Aufenthaltes lernten die Tettauer die Kaffeeregion in ihrer vollen Vielfalt, aber auch mit ihren Schattenseiten kennen.

Als großes Handicap sollte sich die Sprache erweisen. Deshalb waren Ebertsch und sein Team umso dankbarer, dass sie im Dozenten an der Universität Bielefeld, Eric Bejarano, nicht nur einen Übersetzer, sondern auch einen Kolumbienkenner während ihres Aufenthaltes an der Seite hatten.


Neue Kontaktpersonen

Obwohl eine Abordnung aus Acevedo erst im vergangenen Jahr in Tettau weilte, waren jetzt die Kontaktpersonen unbekannt. Der Grund: Im Januar war ein Amtswechsel, Luzdey Castro wurde als neue Bürgermeisterin gewählt. Mit ihrem Amtsantritt wechselten auch nahezu alle Verwaltungsmitarbeiter, vorhandene Unterlagen wurden von den Vorgängern mitgenommen. In Kolumbien, erklärt Ebertsch, darf ein Bürgermeister nur für vier Jahre gewählt werden, danach müsse er vor einer möglichen Wiederwahl mindestens vier Jahre pausieren. Für die Tettauer bedeutete dies, dass sämtlich Unterstützungsvorhaben, die beim Besuch der Kolumbianer im vergangenen Jahr in der Rennsteig-Gemeinde gemacht wurden, neu erklärt werden mussten.

50 000 Euro sind im Rahmen des Projektes "Nachhaltige Kommunalentwicklung" durch Partnerschaftsprojekte vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bewilligt. Investiert werden soll dieses Geld in Acevedo in die Wasseraufbereitung, in Energieversorgung und Infrastrukturen. Denn, so erklärt Peter Ebertsch, die Wasseraufbereitungsanlagen sind gewöhnungsbedürftig: "Es wird gechlort ohne Ende." Die Straßen sind nur teilweise asphaltiert. Kläranlagen gibt es nicht. Das ganze Abwasser werde in den Fluss eingeleitet.

Unvergessen ist für die Delegation die Zusammenkunft mit der heimischen Bevölkerung, mit den Mitgliedern der Kaffeegenossenschaften. "Die Menschen sind gastfreundlich und, obwohl sie weniger haben, zufriedener als die Deutschen", so der Eindruck von Hans Kaufmann.

Ein besonderes Ereignis war für die Tettauer zudem die Zusammenkunft mit dem deutschen Botschafter Michael Bock, der zu diesem Zeitpunkt in der Gegend weilte. Dafür wurde eigens das Programm kurzfristig geändert.
Ebertsch betont rückblickend auf den Besuch in Kolumbien mehrmals, in Acevedo deutlich gemacht zu haben, nicht als Heilsbringer zu kommen, sondern Hilfe zur Selbsthilfe geben wollen. "Wir wollen eine Klimapartnerschaft auf Augenhöhe", erklärt Ebertsch. Die Tettauer hätten aber nicht nur Impulse den Bürgern von Acevedo vermittelt, sondern sie haben auch selbst wichtige Informationen mit in die Heimat genommen. Beispielsweise wenn es um den nachhaltigen Anbau von Früchten wie etwa Kakao, Pitayas oder den Anbau von Kaffee im Tropenhaus geht.

Das gemeinsame Handlungsprogramm wird nun offiziell im November bei einer Abschlussveranstaltung in Karlsruhe vorgestellt. Es wird über die angedachten Maßnahmen gesprochen. Danach steht der Besuch der Delegation aus Acevedo in Tettau auf dem Programm. Wie Ebertsch betont, wollen die Tettauer mit ihren Kollegen in Acevedo weiterhin in Kontakt bleiben, Projekte begleiten, Informationen austauschen. Und durchaus könne er sich vorstellen, dass Maria Baier im Rahmen ihres Studiums für einige Monate nach Acevedo geht. "Dann hätten wir direkt einen Ansprechpartner vor Ort."