Die Mühle in Weißenbrunn ist mit über 450 Jahren Geschichte das älteste Haus der Gemeinde. Jetzt versucht Gerda Bohl, die Erbin der Mühle, alles, um die Rothmühle als lebendigen und geschichtsträchtigen Ort wieder auferstehen zu lassen.
Wenn die Rothmühle aus Weißenbrunn erzählen könnte, dann gäbe es mit Sicherheit interessante Geschichtchen und legenden. Denn die Rothmühle ist das ältestes Haus in Weißenbrunn. Schon 1401 wird die "Rotenmuel" erwählt. Sogar einen Mord hat es einst in den Gemäuern gegeben.
"Am 26. September 1886, dem Kirchweihsamstag, wurde in Weißenbrunn ein grässlicher Mord ausgeführt, wobei dem neunjährigen Sohn der Witwe Margaretha Hornung, Schleyreuth Nr. 6, beim Hüten am Leßbach die Kehle durchgeschnitten und seine Kuh geraubt wurde. Die Familie Hornung lebte in sehr ärmlichen Verhältnissen, da ihr Mann vor einigen Jahren beim Mahlen von Getreide in der roten Mühle in das Mühlgetriebe kam und sofort tot war", schreibt Dieter Runzer in seinen heimatlichen Schriften.
Gerda Bohl allerdings möchte eine andere Zeit beim diesjährigen Mühlenfest wiederauferstehen lassen - die Kriegszeit und die Nachkriegszeiten. Sie hat noch viel Original-Antiquitäten aus dieser Zeit in der Mühle gefunden: im Hebammenzimmer, wo einst Margaretha Krauß wirkte, gibt es noch viel zeitgeschichtliche Dokumente.
"Viele Weißenbrunner werden sich noch erinnern, wie sie mit ihrem Fahrrad - es hatte einen hochgezogenen Gesundheitslenker - bei Tag und Nacht, bei Regen und Sonnenschein zu den jungen Müttern gefahren ist. Und auch die alten Hebammentagebücher sind noch da", zeigt Gerda Bohl. Auf dem Dachboden gibt es noch Buffets mit allem, was dort einst so aufgewahrt worden ist: mit grünen Kränzchen, mit Weihnachtsutensilien und zeitgeschichtlichen Dokumenten.
Aber auch die Mühle selbst könnte viele Geschichten berichten.
Müllermeister Andrea Ehrhardt erklärt beim Mühlenfest die technischen Details, hat viel über die Historie erfahren. Noch heute sind in der alten Rothmühle Balken vorhanden, die von der 450-jährigen Mühlengeschichte erzählen. Und dendrologische Untersuchungen können sogar wissenschaftlich belegen, wann die alten Holzbalken gefällt worden sind - im Winter 1561/62, das können Experten anhand der Jahresringe feststellen.
Natürlich hat sich in der Rothmühle seit dem letzten Mühlenfest vor zwei Jahren wieder eine Menge getan. Denn die Sanierung geht stetig, wenn auch langsam, voran. Gerhard Bohl setzt mit ihrer ganzen Familie Fußböden instand, hat die alte Holzdecke, die überputzt war, wieder freilegen lasen. Inzwischen hat die Mühle sogar eine Heizung bekommen - und eine kleine Küche und ein Bad mit Toilette.
Gerda Bohl hat der letzten Mühlenbesitzerin Luisa Krauß, die 1994 gestorben ist, versprochen, das Andenken der Rothmühle aufrecht zu erhalten und die Mühle, so gut es geht, zu erhalten.
Am 7. September ab 10 Uhr findet das Rothmühlenfest statt: Es treten historische Gruppen auf, zeigen Schaukämpfe, es gibt Kinderprogramm und einen Handwerkermarkt. Für Unterhaltung sorgt die Gruppe "Vogelfrei".