Die Kronacher Innenstadt verliert ihre Einkaufsmöglichkeiten

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Noch bis zum 26. November steht Filialleiterin Barbara Eidloth hinter der Verkaufstheke. Einen Tag später wird es in Kronach das nächste leerstehende Geschäft geben. Foto: Marian Hamacher
Noch bis zum 26. November steht Filialleiterin Barbara Eidloth hinter der Verkaufstheke. Einen Tag später wird es in Kronach das nächste leerstehende Geschäft geben. Foto: Marian Hamacher

Auch das Modegeschäft Vestino verschwindet aus der Kronacher Innenstadt. Der Grund ist offenbar die Konkurrenz aus dem Internet.

Prüfend gleitet der Blick durch die Kleidungsstücke. Bügel für Bügel. Werden die Augen fündig, wandert das textile Objekt der Begierde schnurstracks auf den linken Ellenbogen. Es ist das vielleicht letzte Mal, dass Katja Neubauer in der Kronacher Vestino-Filiale stöbern kann. "Eigentlich wollte ich ja gar nichts kaufen, sondern nur gucken", sagt sie. "Aber jetzt kauf ich auf jeden Fall was, weil ich ja nicht weiß, wann man noch was kriegt."

Seit wann sie schon Stammkundin ist, weiß sie gar nicht: "Ich hab hier ja schon eingekauft, als es noch Adessa hieß", erinnert sich Neubauer. Zukünftig muss sie sich jedoch ein anderes Geschäft suchen, denn am 26. November verschwindet auch Vestino aus der Innenstadt.


Mietvertrag läuft aus

"Es liegt wohl vor allem am Online-Handel. Damenoberbekleidung ist ein Nischengeschäft, in dem immer öfter aufs Internet ausgewichen wird", erklärt Georg Köstner vom Kronacher Bauamt. So habe er es jedenfalls vom Vermieter der Immobilie erfahren. Weil Vestino an dem Standort nicht mehr so viel erwirtschaftete wie erhofft, habe man den Mietvertrag auslaufen lassen. Härter als die Stammkunden trifft der Rückzug des Unternehmens aus Würselen (Nordrhein-Westfalen) die vier Kronacher Mitarbeiter. Neben Barbara Eidloth, die seit 2010 die Leitung der Filiale übernahm, müssen sich auch eine Angestellte und zwei Aushilfen eine neue Anstellung suchen. "Zu einer anderen Filiale können wir leider nicht wechseln, weil die nächste in Lauf wäre", sagt Eidloth, die schon seit diesem Sommer von der Entscheidung von Vestino weiß - die sie in gewisser Hinsicht sogar nachvollziehen kann: "99 Prozent der Kunden sind von der Schließung enttäuscht, aber das Problem ist einfach, dass zu wenig Kunden den Laden frequentieren." Manche hätten ihr auch erzählt, dass der Laden doch etwas versteckt liege. Selbst im Bekanntenkreis sei ihr das schon gesagt worden.

"An uns liegt es jedenfalls nicht", meint Claudia Horn, schaut zu Neubauer und lacht. Auch sie ist schon seit mehreren Jahren Stammkundin, kann sich aber nicht vorstellen, dass die Konkurrenz im Internet übermächtig oder das Angebot der Grund ist, weshalb der Laden geschlossen wird. Mit einiger Sorge beobachtet sie, wie immer mehr Geschäfte aufgeben. Etwa das nur wenige Meter entfernte Tchibo. Dort läuft der Mietvertrag im kommenden Jahr aus und wird vom Kaffeeröster nicht verlängert (wir berichteten). "Kronach wird ja immer mehr zur Geisterstadt", findet Horn.


Fluktuation der Geschäfte

"Gefühlsmäßig" gebe es mehr Leerstände, effektiv seien es stets zwischen zwölf und 15, teilt Georg Köster mit. Er gehe auch nicht davon aus, dass sich daran in naher Zukunft etwas ändern wird. Wenn neue Geschäftsideen "aus dem Boden schießen" würden, etwa eine Bar oder eine Gastronomie, könnte es passieren, dass alle leer stehenden Objekte vermietet werden. "Aber ich habe die Befürchtung, dass es eine Fluktuation gibt und immer rund 12 bis 15 Objekte leer stehen werden.

Ganz ohne ein Laden für Damenmode wird Kronach allerdings nicht auskommen müssen: zwei Tage vor dem letzten Öffnungstag von Vestino eröffnet am Marienplatz "Trendique". "Ich hoffe, dass die sich halten können", wünscht ihnen Eidloth viel Glück.