Das Bahnbetriebswerk in Pressig war jahrzehntelang die Drehscheibe im Frankenwald. 1991 endete ein Stück Eisenbahn-Historie.
"Wenn Puffer an Puffer knallten, hörte man es in ganz Pressig", erinnert sich Georg Dinkel, der die Geschichte des Ortes und des Bahnhofs archiviert. "Das regte niemanden auf. Da quietschten auch die Bremsen und knatterten die Waggons. Das war eben Eisenbahn pur."
Der Grenzbahnhof Ludwigsstadt: Letzter Halt vor einer ungewissen Reise
Aussagen, die sinnbildlich für Dinkels Heimat Pressig stehen. Nirgendwo im Frankenwald wurde ein Ort so durch die Eisenbahn geprägt. Hier war der Ausgangspunkt der Steilrampen-Bergstrecke nach Norden, die nach einem Anstieg um etwa 220 Höhenmeter ihren Scheitelpunkt in Steinbach am Wald hat.
Um das zu bewältigen, wurden früher Zug- und Schubloks benötigt, die in Pressig ihre Heimat hatten. 1901 genehmigte der bayerische Landtag den Bau einer Bahnbetriebswerkstätte mit 21 Lokschuppen, Lehrlingswerkstätte, Fahrleitungs- und Bahnmeisterei. "Herzstück war die Drehscheibe, die nach einem Umbau 1899 einen Durchmesser von 18 Metern hatte", erzählt Norbert Heidrich aus Hirschaid, Bahnhistoriker und 47 Jahre lang Berufseisenbahner.
Vom Bahnbetriebswerk (BW) Pressig, das 1968 Bamberg unterstellt wurde, wurden auch Loks für die Nebenstrecken Pressig - Tettau, Ludwigsstadt - Lehesten, Stockheim - Sonneberg und Kronach - Nordhalben betrieben.
21 Loks in Pressig stationiert
Am 15. Juli 1950 berichtete das "Volksblatt" von einem Personalbestand von 160 Mann; 13 Dampf- und acht Elloks waren damals in Pressig stationiert.
Die Elektrifizierung der Strecke 1939 minimierte bereits den Bedarf an Zug- und Schubloks. Ab 1977 wurden sie nur noch bei Güterzügen gebraucht. Bis 1991 wurden im Monat noch mindestens 10 000 Wägen rangiert. 1982 wurden Teile des Betriebswerks, 1991 der Rest abgebrochen. Heidrich: "Es ist bedauerlich, dass man nicht eine bessere Nutzung des Standortes, auch in puncto Güterverkehr, ins Auge gefasst hat."