Drei Quartette interpretierte das Bamberger Streichquartett bei "Kronjuwelen der Klassik" - initiiert vom Lions Club. Und damit auch ein Stück der Geschichte der Komponisten.
Das Ende der klassischen Musik ist noch lange nicht angebrochen - und Konzertbesuche sind nach wie vor up to date. Hans Hablitzel, Präsident des Lions-Clubs Kronach war überzeugt, dass es dem Bamberger Streichquartett, immerhin eines der besten deutschen Quartette überhaupt, mit einem Quartettabend im historischen Ratssaal gelingen würde, eine Zeichen gegen die Hektik des Alltags zu setzen und die Zuhörer einhellig zu begeistern.
Doch diese Hoffnung war tiefgestapelt.
Denn Raúl Teo Arias, Andreas Lucke, Karlheinz Busch (Cello) und Lois Landsverk (Viola) verzauberten das Publikum vom ersten bis zum letzten Ton: Atemlos genossen die Klassikfans die drei Streichquartette völlig unterschiedlicher Stilrichtungen.
Von Mozart bis Beethoven Mit dem temperamentvollsten Quartett eröffneten die Musiker den Abend: mit Mozarts "Quartett C-Dur" KV 157.
Im zarten Alter von 16 Jahren schrieb Mozart dieses "Italienische Quartett" - aus purer Langeweile, weil er sich in der Kutsche auf dem Weg nach Italien die Zeit vertreiben wollte, enthüllte Karlheinz Busch.
Doch mit Routine hat das Mozart-Quartett nichts zu tun, sondern eher mit Genialität. "Es sind nicht die Technik und die Form, sondern das, was das Herz berührt", erklärte Busch. Die Töne sagten mehr als Worte je erklären können.
Der Eröffnungsallegro war leicht, weich, fröhlich, fast tänzerisch. Es muss wohl so ganz dem unbekümmerten Wesen eines Teenagers entsprochen haben. Doch Mozart wäre nicht der große Komponist, wenn er nur an der Oberfläche bleiben würde. Beim Andante legte er unglaubliches Fingerspitzengefühl, romantische Feinheit und Noblesse an den Tag. Und die Musiker zauberten. Die Töne tanzten so zart wie ein Schmetterling durch den historischen Ratsaal.
Und mit dem schwungvollen Presto, das voller Lebenslust und Temperament steckte, beendete Mozart seinen Zeitvertreib aus Langeweile.
Ganz anders war Joseph Haydns Quartett G-Dur op. 77 angelegt. Haydn komponierte es im greisen Alter von 67 Jahren. Obwohl seine Quartett-Zyklen normalerweise immer aus sechs Quartetten bestehen, beinhalteten die Lobkowitz-Quartette nur zwei Werke. Es lag wohl daran, dass Haydn nicht mehr mit dem aufstrebenden Beethoven verglichen werden wollte. "Es ist so eine Kraft in dem Werk, so viel Vitalität, so viele Ideen und so viel Drive. Es sprudelt nur so", schwärmte Karlheinz Busch.
Mit gewohnt heiter-beschwingten Klängen sorgte das Allegro Moderator für einen schönen Auftakt. Beim Adagio zauberten die Musiker. Zart und einfühlsam, vielleicht ein bisschen tiefsinnig, zelebrierten die vier Ausnahmekünstler die Töne.
Wieder eine völlig andere Quartett-Farbe brachte Ludwig van Beethoven ins Spiel. Das Streichquartett F-Dur war das erste seiner Quartette (obwohl er es wohl als zweites geschrieben hat) und war Fürst Franz Joseph Maximilian von Lobkowitz gewidmet. Da auch das Haydn-Quartett diesem Fürsten gewidmet war, glauben Experten, dass Lobkowitz geplant hatte, die beiden Komponisten in einem Wettstreit gegeneinander antreten zu lassen.
Beethovens Quartett begann mit einem Allegro con brio und wurde dann in einem zarten, fast wehmütigen Adagio fortgeführt. Die empfindlichen Oktav-Sprünge im dritten Satz gelangen ebenso wie die anspruchsvollen Sechzehntel-Triolen im F-Dur Allegro. Langeweile kam also bei keinem auf.