Gedanken eines Miteinanders stärken
;
In jüngster Zeit sei es offensichtlich kein Problem mehr, dass rechtsgerichtete Parteien gezielt antisemitische Attacken streuen. In sozialen Netzwerken finden sich zuhauf empörende, menschenverachtende Beiträge. Tom Sauer fand es skandalös, was hier im Rahmen eines freiheitlichen Staates gezeigt wird.
Vieles gehöre nicht mehr zu demokratischem und rechtsstaatlichem Denken. Der Verfassungsschutz hätte hier viele Aufgaben.
Wir sollten den Gedanken eines Miteinanders stärken. Sachlich und nicht hetzerisch miteinander diskutieren. Die jetzigen Schuldzuweisungen zwischen Akteuren der CSU in Bayern und Berlin kommen zu spät. "Man hätte früher daran denken müssen, sich vom rechten und auch vom linken Rand fernzuhalten. Egal ob von rechts oder von links: Populisten schaden der Gesundheit der Menschen." Die Menschen in Deutschland müssten merken, dass es gut ist, in einer Freiheit zu leben, unterstrich Sauer.
Witthauer widerspricht Gerüchten
;
Axel Witthauer machte eines klar: Er ist wie vor ein paar Wochen wieder bei einer Demonstration für Demokratie und gegen Hass und Rassismus dabei. Ihm wurden Aussagen zugetragen, er wolle so etwas wie bei der letzten Demonstration nicht mehr wiederholen und bereue dass er damals demonstriert habe. Das sei aber falsch: "Ich habe es nicht bereut, ich stehe hier! Und nicht nur ich, auch meine gesamte Familie."
Wer in der Demokratie schläft wird in der Diktatur aufwachen, gab er zu bedenken. Demokratie, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Menschenrechte wurde zu etwas Selbstverständlichem. "Wir dachten, dass Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus endgültig der Vergangenheit angehören. "In den letzten Wochen stelle ich zu meinem Erschrecken fest, dass Menschen Dinge sagen über Juden, über Ausländer, über Deutsche, die vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären. Um diesem Gedankengut zu widersprechen stehe ich hier."
Heinlein befürchtet das Aus für die Frauenemanzipation
;
Demokratie erlaubt allen Bürgerinnen und Bürgern, sich am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen und mitzubestimmen, wie sie leben wollen, bekräftigte Dekanin Dorothea Richter. Demokratie finde sie gut, weil sie auf christlichen Werten aufbaut, die dem christlichen Menschenbild entsprechen. Dass jeder Mensch Geschöpf Gottes ist, unabhängig davon was er leistet oder besitzt. "Demokratie ist manchmal anstrengend, aber sie ist der Mühe wert. Es gibt keine bessere Staatsform."
"100 Seiten für Bayern" heißt das Wahlprogramm der AfD, das Barbara Heinlein vor der Versammlung las. Dabei sei ihr klargeworden, dass es mit einer starken AfD keine Frauenemanzipation mehr geben werde. Die AfD sage, es gibt keine Klimaveränderung und will am Atomstrom festhalten. "Mir liegt dagegen am Herzen, Brücken zu bauen und einander kennen zu lernen anstatt Gräben zu bauen." Sie verwies auf Veranstaltungen, die Flüchtlinge und Einheimische zusammen bringen.
Frühzeitig auf rechte Entwicklungen aufmerksam machen
;
Mit einem ganz besonderen Applaus wurde der Mitwitzer Bürgermeister Hans-Peter Laschka begrüßt. "Ich bin heute wieder mit voller Überzeugung in Weißenbrunn, um die Veranstaltung von Tom Sauer zu unterstützen." Nach dem Medienwirbel insbesondere um den Auftritt seines Josef mit dem Brett vor dem Kopf (wir berichteten) habe er sich bestätigt gefühlt, dass die Sache es auf alle Fälle wert war. Damit will er frühzeitig auf rechte Entwicklungen in Deutschland aufmerksam machen. Man sollte den Anfängen wehren, damit diese dunkelste Zeit in der Geschichte Deutschlands nicht noch einmal wahr wird. "Dafür werde ich weiterhin kämpfen", versprach er.
Wir wollen die Demokratie verteidigen, untermauerte stellvertretender Landrat Gerhard Wunder. Kronach ist bunt, der Landkreis ist bunt, seine Kommunen, Städte und Gemeinden. "Die Würde des Menschen ist unantastbar", dieser Satz aus dem Grundgesetz sei der Grundsatz für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Versammlungsfreiheit, Pressefreiheit, Religionsfreiheit, Vereinigungsfreiheit, all diese Grundrechte haben die Väter des Grundgesetzes aus den Gräueln des Dritten Reichs heraus festgeschrieben.
Es müsse nachdenklich stimmen wenn die extremen Parteien von rechts und links stärker werden. Die Politik müsse die Sorgen und Gedanken der Menschen ernst nehmen. "Ich rufe sie alle auf, für Demokratie mit Herz und Verstand täglich einzutreten. Wenn wir nicht aufstehen und den Finger heben dann ist es mit der Demokratie vielleicht eines Tages vorbei."
Mit viel Fingerspitzengefühl
;
Freiheit und Demokratie sind eine Pflanze, die man sehr behutsam und mit viel Fingerspitzengefühl hegen muss, meinte Bürgermeister Egon Hermann (Weißenbrunn). Wenn man etwas bewegen will muss man auch bereit sein, für unsere Freiheit und unsere Demokratie einzustehen. Viele Bürger hier und in Europa haben ihr Engagement in den zurückliegenden Jahren zurückgezogen mit dem Argument, ja sowieso nichts ändern zu können. Immer mehr populistische Phrasen drohen unsere Demokratie in den Grundfesten zu erschüttern. Er erwarte von allen, auch von den Populisten, dass diese Lösungsvorschläge einbringen und bereit sind, sich in einer ergebnisoffenen Diskussion um Lösungen bemühen.
"Wir alle sind verantwortlich, in welche Zukunft wir unsere Kinder und Enkel schicken", war der Grünen-Kreisvorsitzenden Edith Memmel wichtig. "Deswegen ist es wichtig dass wir alle hier sind." Bemerkenswert war für sie kürzlich eine Reportage aus einem Schwerpunkt-Kindergarten. Der Reporter fragte ein Kind, wie es das mit den vielen ausländischen Kindern hier empfinde. Das Mädchen sagte: "Was? Ausländische Kinder gibt es hier nicht, hier gibt es nur Kinder."
Was Schneider besonders wichtig ist
;
"Wir brauchen diese Demonstrationen, wir brauchen dieses Zusammengehörigkeitsgefühl", erklärte DGB-Kreisvorsitzender Wolfgang Schmitt. Nur in der Gemeinschaft sei echte Stärke. Demokratie ist möglich, wenn wir wissen welche Werte wir mit ihr anstreben. Wenn wir mutig genug sind, die Widerstände wie zurzeit zu überwinden. Gewerkschaften stehen in vorderster Front, wenn es gilt, gegen Rassismus, Faschismus, Populismus, ewig gestrige Rechte und pseudoalternative Deutschnationale sowie Identitäre aufzustehen.
"Wir sind mitten in unsicheren Zeiten, stellte Betriebsseelsorger Eckhard Joey Schneider fest. Gemeinsamkeit sei etwas ganz Wichtiges. Die Demokratie sei sicherlich etwas Zerbrechliches. "Demokratie verlangt von uns, dass wir auf die Straße gehen, dass wir selbst zu Mahnerinnen und Mahnern werden, dass wir unseren Mund erheben und dort aufmachen, wo die Demokratie gefährdet ist. Dort wo mit Minderheiten schlecht umgegangen wird, wo sich Gnadenlosigkeit und Erbarmungslosigkeit breit machen."
Schneider zeigte auf ein vom 2016 verstorbenen Bildhauer Heinrich Schreiber geschaffenes T-Shirt. Es zeigt ganz unterschiedliche Menschen, die gemeinsam einen Balken tragen. "Wir merken selber, Demokratie tragen ist manchmal nicht einfach." Oben auf den Köpfen der Menschen wachse etwas Grünes. Wenn dann etwas Neues wächst durch das gemeinsame Tragen, dass soll uns Mut machen.