Dekanat Kronach-Ludwigsstadt: Wahltag für 18 000 Protestanten

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Dekanin Dorothea Richter und Horst Moser, der sich seit 1994 im Kirchenvorstand von Schmölz ehrenamtlich engagiert, machen Werbung für die Kirchenvorstandswahl am 21. Oktober. Foto: Andreas Schmitt
Dekanin Dorothea Richter und Horst Moser, der sich seit 1994 im Kirchenvorstand von Schmölz ehrenamtlich engagiert, machen Werbung für die Kirchenvorstandswahl am 21. Oktober. Foto: Andreas Schmitt

Am 21. Oktober entscheiden die Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinden im Dekanat Kronach-Ludwigsstadt über ihre neuen Kirchenvorsteher.

Es sind genau 17 993 Personen, die im evangelisch-lutherischen Dekanat Kronach-Ludwigsstadt Ende September Post erhalten. "Die Landessynode möchte die Wahlbeteiligung steigern und nimmt dafür Geld in die Hand", sagt Dekanin Dorothea Richter. Das Ziel: Die Beteiligung an der Wahl der Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher soll steigen.

2012 lag sie bayernweit bei 18,6, in der Stadt Kronach gar nur bei 13,3 Prozent. "Wir hatten in Landgemeinden auch Werte von über 50 Prozent. Je größer die Pfarrgemeinden sind, desto geringer ist jedoch die Quote", analysiert Richter.


Möglichst viele Wahllokale

Zum Wahltag am 21. Oktober hin soll es besser werden. Deshalb betont die evangelische Kirche ihre kleinräumigen Strukturen. Jeder, der persönlich zur Wahl gehen will, soll dies möglichst wohnortnah tun können. So stehen etwa in Kronach nicht nur im Gemeindehaus an der Christuskirche und in Gehülz im Gemeindesaal von St. Michael Wahlurnen, sondern auch am Kreuzberg (Gottfried-Neukam-Schule) oder in Neuses (katholisches Pfarrheim), wo die evangelische Kirche gar keine eigenen Räume mehr besitzt.

Die größte Werbung soll aber das persönliche Anschreiben sein, das erstmals verschickt wird. Jeder Wahlberechtigte erhält den Brief, mit dem er auch wählen kann. Richter: "Bislang musste man Briefwahl extra beantragen, jetzt geht das einfacher."

Von den insgesamt 19 925 Mitgliedern des evangelischen Dekanats Kronach-Ludwigsstadt, das bis auf Mitwitz (gehört zu Michelau) und Gössersdorf (zu Kulmbach) das Gebiet des politischen Landkreises Kronach abdeckt, sind knapp 18 000 Menschen wahlberechtigt. "Jeder, der seinen Wohnort in der Gemeinde hat und mindestens 16 Jahre alt ist", sagt Dekanin Richter. "Und Konfirmierte dürfen schon ab 14 wählen."


Stiftung und Pfarrgemeinderat

Und was genau wird gewählt? "Die Kirchenvorsteher sind zusammen mit den Pfarrerinnen und Pfarrern das Leitungsgremium der Kirchengemeinde", sagt Richter. Während bei den Katholiken der Pfarrgemeinderat berät und die Kirchenstiftung die Hoheit über die Finanzen hat, gibt es dafür bei den Protestanten nur ein Gremium.

"Der Kirchenvorstand hat das Budgetrecht, kann auch Schwerpunkte setzen", sagt Horst Moser. Der 54-Jährige gehört bereits seit 1994 dem Kirchenvorstand in Schmölz an - zunächst als Ersatzmann und seit 2000 als gewähltes Mitglied. Der zweifache Familienvater macht Werbung für das Ehrenamt. "Wer Freude hat, in einer Gemeinschaft an einem Strang zu ziehen, dem gefällt der Posten und er wird etwas erreichen."


Vielfältige Aufgabengebiete

Die Aufgaben der Gremien könnten kaum vielfältiger sein. Sie kümmern sich um Bauangelegenheiten, die Kindergärten, die Kinder-, Jugend- und Seniorenarbeit und die Gestaltung des Gottesdienstes. Oft übernehmen sie Lektorendienste, tragen Lesungen oder Abkündigungen vor.

Außerdem beschließen die Kirchenvorsteher den Haushalt, kümmern sich um Diakonie, Seelsorge, Ökumene und biblische Fragen sowie die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden. In Schmölz sind Horst Moser und seine Mitstreiter beispielsweise gerade dabei, eine neue Steinsäule für die Osterkerze zu gestalten. Und auf dem Friedhof haben sie an einer neuen Urnenwiese mitgewirkt.


Dekanatssynode als Überbau

"Es macht viel Freude und erfüllt mich", sagt Horst Moser, der in der Kronacher Servicestelle des Staatlichen Bauamts Bamberg arbeitet und deshalb in Baugelegenheiten seiner Kirchengemeinde besonders gefragt ist. "Gott hat jedem eine Stärke mitgegeben - und als Kirchenvorsteher kann jeder seine individuelle Stärke einbringen."

Insgesamt sind in den 23 Kirchengemeinden des Dekanats 156 Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher aktiv. 125 werden gewählt, 31 von den dann gewählten Gremien berufen. "Das soll dafür sorgen, dass möglichst alle Altersgruppen und alle Ortsteile einer Gemeinde vertreten sind."

Während das Amt früher von Männern dominiert war, sind heute die Frauen in manchen Gemeinden in der Überzahl. "Beide Geschlechter sollten gleichermaßen vertreten sein", wünscht sich Dekanin Richter.

Und wer möchte, kann auch Verantwortung für das gesamte Dekanat übernehmen. Denn die Kirchenvorsteher wählen wiederum aus ihrem Gremium Abgesandte für die etwa 60-köpfige Dekanatssynode, in der die Ehrenamtlichen auch zwei Vertreter im Präsidium stellen (momentan Horst Moser und Christa Büttner aus Kleintettau). Dekanin Richter: "Die Zusammenarbeit aus Haupt- und Ehrenamtlichen ist das Kennzeichen unserer Gemeinschaft."


Rund um die Wahl der Kirchenvorsteher


Vorschläge Jede Gemeinde bildet einen Vertrauensausschuss. Dieser erstellt bis 20. Mai eine Wahlvorschlagsliste. Nach der Veröffentlichung kann nachbenannt werden. Die endgültige Liste steht am 17. Juni.

Anzahl Es soll mindestens doppelt und maximal dreimal so viele Kandidaten wie Posten geben. Wer 18 Jahre alt ist, kann gewählt werden.

Stimmvergabe
Jeder Wähler hat so viele Stimmen, wie in seiner Gemeinde Vorsteher gewählt werden. Er kann auch weniger, aber nicht mehr Stimmen vergeben.

Gemeindegröße In der Regel werden in Gemeinden mit bis zu 1000 Mitgliedern fünf, mit bis zu 2000 Mitgliedern sechs und mit bis zu 5000 Mitgliedern acht Vorsteher gewählt.