Politik muss handeln
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Baumgärtner sieht die Bringschuld ebenfalls bei der Politik. Es könne nicht sein, dass sie sich im Kreis dreht, getreu dem Motto: keine Planung ohne vorherige Finanzierung und keine Finanzierung ohne vorherige Planung. Es gelte diesen Knoten zu durchschlagen, der den Prozess ins Stocken gebracht hat. "Das ist die Aufgabe der nächsten Wochen - wir waren nämlich schon mal weiter." An den Finanzen dürfe das Vorhaben jedenfalls nicht scheitern.
Das findet auch Ralf Pohl (SPD). Der SPD-Kreisvorsitzende und Küpser Gemeinderat ärgert sich über die Entwicklung: "Wenn das Projekt infrage gestellt wird, ist das eine Entwicklung, die wir auf Kreisebene nicht hinnehmen können." Es habe ihn regelrecht geschüttelt, als er von einer ablehnenden Haltung des Bundesverkehrsministers gegenüber dem jüngsten Konzept gehört habe. "Es ist eine wichtige Infrastrukturmaßnahme. Wenn dafür kein Geld da ist, läuft einiges schief in diesem Freistaat!", schimpft er. Deshalb erwartet er auch frische Informationen fürs Gremium und stellte einen Antrag, Uwe Zeuschel zur nächsten Marktgemeinderatssitzung am kommenden Dienstag zu bitten.
Der Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach (CSU) möchte noch einen Schritt weitergehen, nachdem auch er eingestehen muss, dass die Frage nach der Ortsdurchfahrt von Küps "noch offen" ist und es in der Sache noch "keine Neuerungen gibt". Nun möchte er Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) zeitnah persönlich in den Wahlkreis lotsen, um ihm die Problematik vor Ort zu verdeutlichen.
Holländer-Rampe
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MdL Baumgärtner will an einem Konzept mit "Holländer-Rampe" und Kreisverkehren festhalten. Er sieht darin die beste realisierbare Lösung aus Sicht der Küpser Bürger. Verkehrsfachleute haben Bedenken wegen des Verkehrsflusses. Die Rampe würde ihn beschleunigen, die Kreisverkehre würden ihn bremsen. Baumgärtner meint jedoch, die Betroffenheit der Anwohner müsse höher eingestuft werden als verkehrstechnische Regularien.
Kommentar von Marco Meißner: Geld wäre in Küps gut angelegt
Die Rede ist von einem dicken Batzen Geld, wenn über die Neugestaltung der Ortsdurchfahrt von Küps gesprochen wird. 25 Millionen Euro für eine Rampe. Gar 90 Millionen Euro für die gesamte Durchfahrt des Kernortes in einer rund 7800-köpfigen Marktgemeinde. Bei diesen Summen zucken auch die Vertreter der großen Politik erst einmal ehrfürchtig zusammen. Ist das Projekt eine solche Investition wirklich wert?
Die Antwort muss eigentlich "ja" lauten. Man kann sehr kontrovers über den vierspurigen Ausbau der Bundesstraße 173 vor und hinter Küps diskutieren. Wie die Ortsdurchfahrt gestaltet werden sollte, auch dafür gibt es unterschiedlichste Denkansätze. Dass sich etwas tun muss, daran sollte es angesichts des Verkehrsaufkommens aber keine Zweifel geben.
Und wenn schon ein Kosten-Nutzen-Index von der Politik angelegt wird, sollte die jahrzehntelange Geduld, um nicht zu sagen Leidensfähigkeit, der Küpser Bürger gut verzinst mit in die Rechnung einfließen. Das ließe diese Investition gleich in ein ganz anderes Licht rücken.
Das gilt übrigens auch, wenn man auf andere Staatsausgaben schaut: So kostet die Reparatur der "Gorch Fock" (auf der sich bei einer Fahrt gerade 220 Seeleute einquartieren) statt zehn Millionen völlig überraschend 135 Millionen Euro - so viel wie eineinhalb Küpser Ortsdurchfahrten.
Ein neuer Hauptstadtflughafen soll am Ende gar sieben statt geplanter zwei Milliarden verschlingen. Und ob er dann wirklich funktionstüchtig ist? Abwarten ...! Das haben die Küpser schon gelernt.