Das endlose Warten aufs Startsignal für die Ortsdurchfahrt Küps

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Ehe die ersten Autos den geplanten Ausbau der Küpser Ortsdurchfahrt nutzen können, dürfte noch einige Zeit verstreichen. Foto: Marco Meißner
Ehe die ersten Autos den geplanten Ausbau der Küpser Ortsdurchfahrt nutzen können, dürfte noch einige Zeit verstreichen. Foto: Marco Meißner

Der Ausbau der Küpser Ortsdurchfahrt scheint seit Jahren in einer Endlosschleife gefangen zu sein. Nun finden Bund und Land keinen gemeinsamen Nenner.

Die gute Nachricht für die Küpser: Am ersten der vier Knotenpunkte im Bereich der Ortsdurchfahrt soll sich in absehbarer Zeit etwas tun. Die schlechte Nachricht: Was aus dem Rest der Strecke wird, steht noch in den Sternen.

"Wir gehen erstmal den Knotenpunkt Küps-Nord (Höhe Küchenstudio; Anm. d. Red.) an", erklärt Uwe Zeuschel. Der stellvertretende Leiter des Staatlichen Bauamts Bamberg unterstreicht, dass die Planungen für den dortigen Kreisverkehr laufen. Vielleicht noch 2019, eher aber 2020 soll er in Angriff genommen werden, nachdem bereits vor Weihnachten Vermessungen durchgeführt wurden.

Während die Perspektive für den Bau eines ersten Kreisverkehrs also recht gut aussieht, dreht sich für die restliche Ortsdurchfahrt nur der politisch-planerische Prozess im Kreis. Das Bauamt wird in weitere Maßnahmen erst konkret einsteigen, wenn klar ist, welche Variante politisch getragen wird. Doch genau das ist der Haken.

Wie das Bundesverkehrsministerium auf unsere Anfrage erinnert, seien zwei der diskutierten Ausbauvarianten für die "nicht im geltenden Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen" gelistete Ortsdurchfahrt als nicht wirtschaftlich eingestuft. Hierbei handelt es sich um eine Umfahrung von Küps sowie um eine Tunnellösung.

Das Ministerium hat das Problem inzwischen wieder an den Freistaat zurückgereicht. Um die örtliche Situation zu verbessern, hat es die bayerische Straßenbauverwaltung gebeten, höhengleiche Verbesserungsmöglichkeiten an den Knotenpunkten zu untersuchen. Auf Ergebnisse wartet das Ministerium noch. Zwischen den Zeilen lässt sich aus seiner Stellungnahme jedoch noch etwas herauslesen: Die vor Ort zuletzt hoch gehandelte Variante einer sogenannten Holländerrampe (Unterführung im Kreuzungsbereich) wäre damit auch vom Tisch. Das bewertet auch Landtagsabgeordneter Jürgen Baumgärtner (CSU) so. Er gesteht angesichts dieser Entwicklung einen Rückschlag für das Projekt ein. "Der Schwarze Peter liegt bei der Bundes- und Landespolitik - und damit liegt er auch bei mir", so der Abgeordnete, der ursprünglich gehofft hatte, noch Ende 2018 eine Lösung für Küps präsentieren zu können.Wenn es von "führenden Politikern" heiße, "wir können das finanzieren", sich dann aber planerisch nichts bewege, sei das für alle Betroffenen enttäuschend.

In erster Linie gehe es darum, die Interessen des Landkreises und seiner Bürger mit denen der Menschen in Küps unter einen Hut zu bringen, so Baumgärtner zum weiteren Vorgehen. Schließlich seien es die Küpser, die eines Tages mit dem leben müssen, was vor ihrer Haustür entstehen wird. Bürgermeister Bernd Rebhan (CSU) und das Ratsgremium hätten sich in dieser Hinsicht hervorragend in den Prozess eingebracht.

Nachdem die Tunnel-Trog-Lösung aufgrund einer Kosten-Nutzen-Rechnung zerschlagen wurde, hat das Ratsgremium signalisiert, auch eine höhenfreie Lösung mitzutragen. Das zeigt aus Sicht des Bürgermeisters wieder eines: "Das Problem liegt nicht in Küps. Der Ball liegt jetzt bei der Politik." Deshalb will er sich auch nicht an Spekulationen beteiligen, wie es weitergehen wird.

Politik muss handeln

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Baumgärtner sieht die Bringschuld ebenfalls bei der Politik. Es könne nicht sein, dass sie sich im Kreis dreht, getreu dem Motto: keine Planung ohne vorherige Finanzierung und keine Finanzierung ohne vorherige Planung. Es gelte diesen Knoten zu durchschlagen, der den Prozess ins Stocken gebracht hat. "Das ist die Aufgabe der nächsten Wochen - wir waren nämlich schon mal weiter." An den Finanzen dürfe das Vorhaben jedenfalls nicht scheitern.

Das findet auch Ralf Pohl (SPD). Der SPD-Kreisvorsitzende und Küpser Gemeinderat ärgert sich über die Entwicklung: "Wenn das Projekt infrage gestellt wird, ist das eine Entwicklung, die wir auf Kreisebene nicht hinnehmen können." Es habe ihn regelrecht geschüttelt, als er von einer ablehnenden Haltung des Bundesverkehrsministers gegenüber dem jüngsten Konzept gehört habe. "Es ist eine wichtige Infrastrukturmaßnahme. Wenn dafür kein Geld da ist, läuft einiges schief in diesem Freistaat!", schimpft er. Deshalb erwartet er auch frische Informationen fürs Gremium und stellte einen Antrag, Uwe Zeuschel zur nächsten Marktgemeinderatssitzung am kommenden Dienstag zu bitten.

Der Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach (CSU) möchte noch einen Schritt weitergehen, nachdem auch er eingestehen muss, dass die Frage nach der Ortsdurchfahrt von Küps "noch offen" ist und es in der Sache noch "keine Neuerungen gibt". Nun möchte er Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) zeitnah persönlich in den Wahlkreis lotsen, um ihm die Problematik vor Ort zu verdeutlichen.

Holländer-Rampe

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MdL Baumgärtner will an einem Konzept mit "Holländer-Rampe" und Kreisverkehren festhalten. Er sieht darin die beste realisierbare Lösung aus Sicht der Küpser Bürger. Verkehrsfachleute haben Bedenken wegen des Verkehrsflusses. Die Rampe würde ihn beschleunigen, die Kreisverkehre würden ihn bremsen. Baumgärtner meint jedoch, die Betroffenheit der Anwohner müsse höher eingestuft werden als verkehrstechnische Regularien.

Kommentar von Marco Meißner: Geld wäre in Küps gut angelegt

Die Rede ist von einem dicken Batzen Geld, wenn über die Neugestaltung der Ortsdurchfahrt von Küps gesprochen wird. 25 Millionen Euro für eine Rampe. Gar 90 Millionen Euro für die gesamte Durchfahrt des Kernortes in einer rund 7800-köpfigen Marktgemeinde. Bei diesen Summen zucken auch die Vertreter der großen Politik erst einmal ehrfürchtig zusammen. Ist das Projekt eine solche Investition wirklich wert?

Die Antwort muss eigentlich "ja" lauten. Man kann sehr kontrovers über den vierspurigen Ausbau der Bundesstraße 173 vor und hinter Küps diskutieren. Wie die Ortsdurchfahrt gestaltet werden sollte, auch dafür gibt es unterschiedlichste Denkansätze. Dass sich etwas tun muss, daran sollte es angesichts des Verkehrsaufkommens aber keine Zweifel geben.

Und wenn schon ein Kosten-Nutzen-Index von der Politik angelegt wird, sollte die jahrzehntelange Geduld, um nicht zu sagen Leidensfähigkeit, der Küpser Bürger gut verzinst mit in die Rechnung einfließen. Das ließe diese Investition gleich in ein ganz anderes Licht rücken.

Das gilt übrigens auch, wenn man auf andere Staatsausgaben schaut: So kostet die Reparatur der "Gorch Fock" (auf der sich bei einer Fahrt gerade 220 Seeleute einquartieren) statt zehn Millionen völlig überraschend 135 Millionen Euro - so viel wie eineinhalb Küpser Ortsdurchfahrten.

Ein neuer Hauptstadtflughafen soll am Ende gar sieben statt geplanter zwei Milliarden verschlingen. Und ob er dann wirklich funktionstüchtig ist? Abwarten ...! Das haben die Küpser schon gelernt.