In diesem Moment hätten die Hunde sich losgerissen und seien auf Dax zugestürmt. Letztendlich wurde ihr Dax so verletzt, dass der Tierarzt empfohlen habe, schnellmöglichst eine Tierklinik aufzusuchen. Die Rippen waren gebrochen, und in der Lunge wurde ein "handtellergroßes Loch" festgestellt.
Nach sieben Tagen konnten die Sünkels ihr treues Familienmitglied zwar mit nach Hause nehmen, aber der Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends. Wieder kam Dax in die Klinik, wo er aber seine inneren Verletzungen nicht mehr überlebte. Auch Familie Sünkel hätte sich mehr Auflagen gewünscht.
Müssen Leinenzwang und Beißkorb stärker kontrolliert werden?
Wie Bürgermeister Thomas Löffler erklärte, habe man in Hirschfeld den Hundebesitzern Leinenzwang und einen Beißkorb verordnet. Dem Hundebesitzer in Steinbach wurde Leinenzwang auferlegt. Der Bürgermeister verweist auf ein bevorstehendes Gespräch mit einem Hundeführer der Polizei vor Ort kommender Woche. "Wir wollen eine Lösung finden", so sein Geschäftsleiter Thomas Kotschenreuther. Er erhoffe sich von dem Termin mit dem Polizeihundeführer eine fachliche Einschätzung von einer erfahrenen Stelle.
Kotschenreuther verweist auf Artikel 18 des Landesstraf- und Verordnungsgesetzes, wonach eine Kommune zur Verhütung von Gefahren für Leben, Gesundheit durch Verordnungen das freie Umherlaufen von großen Hunden einschränken kann. Der räumliche und zeitliche Geltungsbereich der Verordnung ist auf die örtlichen Verhältnisse abzustimmen, wobei auch dem Bewegungsbedürfnis der Hunde Rechnung getragen müsse, heißt es darin.
Bürger sollen Meldungen an die Gemeinde einreichen
Kotschenreuther und auch der Bürgermeister weisen weiter darauf hin, dass eine Gemeinde nicht dauernd überwachen könne, ob die Anordnungen auch eingehalten werden. Man sei diesbezüglich auf Bürger angewiesen, die entsprechende Meldungen beziehungsweise Fotos an die Gemeinde einreichen, so Kotschenreuther.
Der Geschäftsleiter spricht von einem Spagat, zwischen den Interessen der Hundebesitzer und dem Schutz der Bevölkerung abzuwägen. Gott sei Dank, so Kotschenreuther, seien derartige Situationen sehr selten, wobei schon ein Fall zu viel sein könne. Er betont auch, dass den allermeisten Hundebesitzern daran gelegen sei, dass ihr Hund keine anderen Tiere oder Menschen angreift.
"Nicht von Natur aus bösartig"
"Hunde sind von Natur aus nicht bösartig", ist der Gruppenleiter der Polizeihundestaffel Frank Dütthorn überzeugt. Wenn ein Hund auffällige Verhaltensweisen zeige und aggressiv in Erscheinung trete, könne dies verschiedene Ursachen haben. Beispielsweise könnte dies an seiner Erziehung und an seiner Herkunft begründet liegen. Auch wenn ein Hund erkrankt oder verletzt sei, könne die Reizschwelle geringer sein. Oder ein Tier habe schlechte Erfahrungen mit Menschen und Tier gemacht.
Wenn ein Hund Anzeichen von Aggressionen zeige, könne der Angelegenheit mithilfe von Experten auf den Grund gegangen werden. Allerdings sei dies zeitintensiv und man benötige auch viel Geduld, so Dütthorn. Es komme des Öfteren vor, dass die Polizeihundeführer von Gemeinden und Hundehaltern gerufen werden, um sich vor Ort ein Bild zu machen und Unterstützung geben, um Lösungsansätze zu finden. Mitunter stimme man sich mit dem Landratsamt ab. In erster Linie sei aber die Gemeinde zuständig, entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Diese können verschieden sein und vom Leinenzwang, Beißkorb bis hin zur Wegnahme des Hundes reichen.
Was passiert, wenn es ein Kind trifft?
Für die Sünkels ist das alles ein schwacher Trost. Claudia Sünkel will sich keinen Hund mehr anschaffen. Susanne Neubauer ist erleichtert, dass ihr Sammy wieder genesen ist und er kein verändertes Verhalten wie vor diesem Angriff zeigt. Neben der Trauer, der Wut, dem Verlust kommen nun noch die Tierarztkosten. Nicht alle Hundebesitzer haben eine Haftpflichtversicherung.
Beide Frauen stellen sich die gleiche Frage: "Was passiert eigentlich, wenn es kein Hund, sondern ein Kind ist, das durch Hundebisse schwer verletzt wird?"