Corona-Reihentest an der Frankenwaldklinik: Erste Ergebnisse sind da

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Die Helios-Frankenwaldklinik in Kronach trifft Maßnahmen, um Personal und Patienten möglichst effektiv vor den Gefahren des Corona-Virus im Klinikalltag zu schützen. Foto: Archiv/Marian Hamacher
Die Helios-Frankenwaldklinik in Kronach trifft Maßnahmen, um Personal und Patienten möglichst effektiv vor den Gefahren des Corona-Virus im Klinikalltag zu schützen.  Foto: Archiv/Marian Hamacher

Die Helios-Frankenwaldklinik Kronach ließ Hunderte Angestellte und Patienten auf das Covid-Virus testen. Was es damit auf sich hat, erklärt unser Interview.

Die Helios-Frankenwaldklinik Kronach geht auf Nummer sicher. Die Klinikleitung bat ihre Mitarbeiter und Patienten am Sonntag zum Reihentest auf das Coronavirus. Es geht für die Verantwortlichen darum, sich einen Überblick zu verschaffen.

Wie ist es um mögliche Infektionen im eigenen Haus bestellt? Nun liegen erste Ergebnisse vor.

Update vom 18.11.2020 Nach Reihentestung: Erste Ergebnisse sind da

Nach der Reihentestung an der Frankenwaldklinik werden nun positiv getestete Personen durch das Gesundheitsamt persönlich benachrichtigt. Negativ getestete Personen erhalten keine gesonderte Benachrichtigung. Bis zum heutigen Mittwoch sollen alle informiert werden und das Gesamtergebnis dem Klinikum vorliegen.

Zum derzeitigen Stand sind in der Klinik insgesamt 31 Patienten in Behandlung, die positiv auf das Coronavirus getestet sind, darunter zwei auf der Intensivstation. 36 Mitarbeiter sind derzeit wegen einer Infektion krankgeschrieben. Darüber hinaus befinden sich weitere Mitarbeiter z.B. aufgrund ihres Status als Kontaktperson 1 in Quarantäne. In allen genannten Zahlen sind sowohl positive Ergebnisse der Reihentestung, als auch anderweitige Meldungen enthalten, die sowohl bereits vor als auch seit der Reihentestung eingegangen sind. Der Effekt der Reihentestung ist aus ihnen nicht ersichtlich.

Bereits im Vorfeld der Tests erklärte Pressesprecher Stefan Studtrucker die Testung und die Situation an der Klinik im Interview. Die Klinik ließ am Wochenende im großen Maßstab Covid-Tests durchführen.

Wie viele Personen waren betroffen?

Stefan Studtrucker: "Am Sonntag haben wir in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden des Landkreises und des Bezirks sowie mit einem spezialisierten Dienstleister eine Covid-Reihentestung für Patienten und Mitarbeiter der Frankenwaldklinik durchgeführt. Über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie über 160 Patientinnen und Patienten haben im Zuge dessen einen PCR-Abstrichtest erhalten."

Was war der Auslöser für eine derart umfangreiche Maßnahme?

"In den vorhergehenden Tagen waren sowohl unter unseren Angestellten als auch unter unseren Patientinnen und Patienten vermehrt Corona-Infektionen aufgetreten. Dies geschah trotz aller seit dem Frühjahr bewährten Sicherheitsmaßnahmen und auch unseres derzeit wieder gültigen Besuchsverbots. Da die sonst übliche Kontaktnachverfolgung schrittweise erfolgt, wir aber angesichts der allgemein gestiegenen Infektionszahlen im Landkreis keine zeitliche Verzögerung riskieren wollen, haben wir uns entschlossen, stattdessen auf eine Reihentestung zurückzugreifen. Hiermit erhalten wir zügig einen verlässlichen Überblick über die gesamte Infektionslage im Haus."

Wann ist mit einem Ergebnis zu rechnen?

"Wir rechnen damit, spätestens am Dienstag diesen Überblick vorliegen zu haben. Positiv getestete Personen werden direkt durch das Gesundheitsamt kontaktiert und über die nötigen Sicherheitsmaßnahmen informiert. Üblicherweise bedeutet dies für die Betroffenen häusliche Quarantäne bis zum Abklingen der Erkrankung."

Was bedeutet das für den Arbeitsalltag an der Klinik?

"Wir setzen aktuell keine positiv getesteten Mitarbeiter in der Klinik ein. Derzeit haben wir genug Personal, um unserem Versorgungsauftrag gerecht zu werden. Sollten wir starke Personalausfälle beziehungsweise deutlich mehr zu versorgende Patienten haben, schließen wir den Einsatz von Mitarbeitern mit Verdacht auf eine Covid-Infektion sowie den Einsatz von Mitarbeitern mit nachgewiesener Covid-Infektion allerdings nicht aus. Dies geschieht immer in Absprache mit dem Gesundheitsamt."

Wie geht die Klinik mit der Infektionslage vor Ort um?

"Zur Bewältigung der aktuellen Situation und zur Eindämmung des Ansteckungsgeschehens haben wir, über unsere bisherigen Vorkehrungen hinaus, neue Maßnahmen ergriffen. So arbeiten sämtliche patientennah tätigen Mitarbeiter des Hauses nun ganztägig mit FFP2-Maske und bei Bedarf mit zusätzlicher Schutzkleidung.

Patienten, die verdächtige Symptome zeigen, erhalten zur Abklärung einen Schnelltest durch unser Labor. Verunsicherten Mitarbeitern bieten wir einen Antigen-Schnelltest an. Darüber hinaus führen wir in großem Umfang Schutzisolationen durch. Das Prinzip ist die wirksame Trennung von (infektionstechnisch) gesunden Patienten und solchen, die einen positiven Test erhalten haben oder bei denen das Ergebnis noch aussteht."

Wie ist es aktuell um die Kapazitäten der Klinik bestellt?

"Eine direkte Folge der gestiegenen Fallzahlen und der genannten Gegenmaßnahmen ist, dass uns derzeit weniger Betten als üblich zur freien Belegung zur Verfügung stehen. Auch unsere Intensivstation ist derzeit überdurchschnittlich mit Isolationsfällen belegt, wobei die Gesamtbelegung und der Beatmungsbedarf großen Schwankungen unterworfen sind. Wir beobachten die Lage kontinuierlich.

Sollte uns im Hinblick auf die Gesundheit von Patienten und Mitarbeitern keine andere Option mehr bleiben, geben wir eine vorübergehende Vollmeldung der betroffenen Klinikbereiche an die Integrierte Leitstelle ab. In diesen Phasen werden zum Beispiel Krankentransporte frühzeitig umgeleitet. Für Notfälle sind wir weiterhin erreichbar und veranlassen nach der stabilisierenden Akutversorgung gegebenenfalls eine Verlegung an andere Kliniken."

Wie kritisch ist die Lage aus regionaler Sicht, und wie können Kapazitäten in Ihrer Klinik freigeschaufelt werden?

"Die medizinische Versorgung in der Region ist auf jeden Fall gesichert. Da es jedoch unser Ziel ist, für alle Patientinnen und Patienten weiterhin rund um die Uhr verfügbar zu bleiben, arbeiten wir derzeit an der Freisetzung von Kapazitäten. Dies kann etwa durch die beschleunigte Entlassung von Patienten geschehen, die keiner klinischen Betreuung mehr bedürfen und die Nachsorge durch ihre Haus- oder Facharztpraxis erhalten können. Eine andere Möglichkeit ist die Verschiebung nicht dringend nötiger Eingriffe. Hierzu befinden sich unsere Sekretariate im individuellen Austausch mit den Patienten."

Die Politik dreht die Schrauben in der Pandemiebekämpfung stetig nach. Was würden Sie sich aus Kliniksicht dabei wünschen?

"Im Hinblick auf die derzeitigen politischen Diskussionen, wie es mit den Corona-Maßnahmen weitergehen soll, ist unser Wunsch vor allem, dass die Wirkung auf die Kliniken stets mitbedacht wird. Die Krankenhäuser sind Spiegel und Brennglas des Infektionsgeschehens im ganzen Land, allerdings immer zeitversetzt. Daher liegt es in unserem Interesse, wenn weniger auf die Ist-Situation an den Kliniken geblickt wird als vielmehr darauf, wie die Lage in zwei oder drei Wochen sein wird."

Einen Überblick über die aktuellen Corona-Regeln in Bayern finden Sie hier.