Budget für Festspiele in Kronach soll nicht erhöht werden

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Heidemarie Wellmann und Daniel Leistner gehen künftig getrennte Wege. Während der Vertrag des Intendanten nicht verlängert wird, soll Heidemarie Wellmann die künstlerische Leitung übernehmen. Foto: Archiv
Heidemarie Wellmann und Daniel Leistner gehen künftig getrennte Wege. Während der Vertrag des Intendanten nicht verlängert wird, soll Heidemarie Wellmann die künstlerische Leitung übernehmen. Foto: Archiv

Ein neues Konzept für die ehemaligen Faust- und künftigen Rosenberg-Festspiele liegt vor. Doch die personellen Planungen sind längst nicht abgeschlossen. Und während sich Begleiter und Mitwirkende zur aktuellen Entwicklung äußern, fällt auch der Name Mahr.

Nach der Galapremiere zum Stück "Der zerbrochene Krug" im Juli schien noch alles bestens zu sein. Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein fand nur lobende Worte ("Unsere Festspiele sind einfach klasse") - und auch Tourismuschefin Kerstin Löw stimmte in den Lobgesang mit ein. Jetzt, knapp drei Monate später, hat sich das Blatt vollkommen gewendet. Ein neues Konzept wurde vorgestellt, der letzte - virtuelle - Vorhang für Leistner bei den Faust-Festspielen ist gefallen.

Leistner wird vorgeworfen, für Neues nicht offen gewesen zu sein. Während der bisherige Intendant die Zukunft der Faust-Festspiele als Volkstheater sah, streben die Verantwortlichen der Stadt Kronach eine professionellere Ausrichtung an. Am Ende waren es dem Vernehmen nach nur zwei Stadträte, die die Zukunft der Faust-Festspiele in Händen von Leistners sahen. Die überwiegende Mehrheit war dagegen.

Der durch die Trennung von Leistner hervorgerufene Paukenschlag war am Diestag längst nicht verhallt. Während Daniel Leistner oder auch Heidemarie Wellmann nicht zu erreichen waren, wollte Kerstin Löw Fragen schriftlich gestellt bekommen - zu wichtig sei das Thema. Einige wurden indes von der Entwicklung überrascht, aber nicht alle.
Hans Rebhan ist einer der Sponsoren der Faust-Festspiele. Von der Entscheidung des Stadtrates wurde er nicht überrascht: "Ich habe einen Hinweis bekommen, dass es entsprechende Beratungen gibt." Ob die Entscheidung richtig war, darüber fehlten ihm zu viele Informationen, aber: "Wenn 23 Stadträte so entscheiden, dann werden sie dafür ihre Gründe haben. Und dass Leistner seinen eigenen Kopf hat, ist auch bekannt."

Rebhan hat immer wieder betont, eher ein Freund der Tragödie zu sein. Insofern fand er das diesjährige Programm mit den beiden Komödien nicht so ansprechend: "Das war mir zu viel Trallala." Dass Leistner auf die Tragödie verzichtet habe, sei sicher auch dem wirtschaftlichen Druck geschuldet gewesen, bedauert Rebhan. Die Stückauswahl könne man ihm deshalb nicht anlasten. Dass man sich aber generell nach 20 Jahren nach neuen Wegen umschaut, müsse nicht falsch sein. Den bisherigen Markennamen aufzugeben, hält er allerdings für einen Fehler. "Die Faust-Festspiele sind weithin bekannt und von unschätzbarem Wert. Dieses Ereignis ist fest mit der Stadt verbunden - das ist ein Alleinstellungsmerkmal. Wenn man jetzt ein buntes Allerlei daraus machen und alle möglichen Leute engagieren will, dann ist da keine Linie mehr drin. Dann wird das schnell verwechselbar", warnt Rebhan.


Niveau kostet Geld

Mit Blick auf die finanzielle Situation weiß der Sponsor, dass sich jedes Unternehmen Gedanken machen müsse, an welchen Stellschrauben man drehen könne. Und dies betreffe auch die Festspiele. Wolle man allerdings Kultur auf einem gewissen Niveau, dann sei dies nicht billig: "Das wird nie kostendeckend sein."

Rebhan würde sich im Übrigen freuen, wenn Ulrike Mahr, die die Faust-Festspiele mit ins Leben gerufen hatte, bei den künftigen Überlegungen eine Rolle spielen würde. "Ich habe es immer bedauert, dass sie ausgeschieden ist."

Ulrike Mahr selbst wollte sich dazu am Dienstag nicht äußern. "Ich habe es nur aus zweiter Hand erfahren und muss mir erst ein Bild von der Situation machen. Mehr möchte ich jetzt dazu nicht sagen."

Überrascht von der Entscheidung des Stadtrates wurde Rainer Gräbner, der nahezu von Beginn an Mitglied des Ensembles ist. Sicherlich habe er mitbekommen, dass sich Daniel Leistner immer wieder mal diverser Kritiken erwehren musste. Die Entwicklung insgesamt sei aus seiner Sicht aber nicht so schlecht gewesen, spricht Gräbner beispielsweise die abgelaufene Spielzeit mit über 12.000 Zuschauern an: "Das ist doch nicht nichts." Was Gräbner in der bisherigen Diskussion etwas zu kurz kam, ist die Tatsache, dass es sich bei den Faust-Festspielen um "eine Art große Familie" handelt, die aus dem Schulspiel des Kaspar-Zeuß-Gymnasiums erwachsen ist. "Es spielen auch die Statisten eine sehr große Rolle", betont Gräbner. "Wenn man jetzt eine so scharfe Zäsur macht, muss man sich der gewachsenen Strukturen und Vertrauensverhältnisse bewusst sein." Deshalb hält er es vor diesem Hintergrund für ein ganz schwieriges Unterfangen, das neue Konzept innerhalb der wenigen Monate umzusetzen: "Das wird sehr, sehr schwierig."

Gräbner selbst wird im kommenden Jahr pausieren, weil er mit seiner Frau einfach mal wieder im August Urlaub machen möchte. Ob er darüber hinaus wieder auf der Festung als Schauspieler zu sehen sein wird, lässt er offen. "Ich halte mich jetzt erstmal zurück und werde schauen, was läuft", unterstreicht Gräbner, der gleichzeitig aber deutlich macht, nicht mit jedem zusammenarbeiten zu wollen. Grundsätzlich hielte er es für bedauerlich, sollte es der Stadt nicht gelingen, die Festspiele beizubehalten. "Das wäre ein massiver Verlust für die Stadt und die Region."


Programm für 2016 steht

Dazu wollen es die Verantwortlichen nicht kommen lassen. Und so teilte die Stadt mit, dass Heidemarie Wellmann die Auswahl der Stücke für die Spielzeit 2016 bereits getroffen hat. Demnach wird mit dem Stück "Die kleine Hexe" erstmals ein Kinderstück den Weg ins Programm finden. Nicht fehlen wird ein Klassiker der Theaterliteratur: "Der Besuch der alten Dame". Komplettiert wird der Spielplan durch die Komödie "Der Widerspenstigen Zähmung" von William Shakespeare. Darüber hinaus wird es rund um die Aufführungen ein künstlerisches Rahmenprogramm mit Stück- und Werkseinführungen, Schulaufführungen und weiteren theaterpädagogischen Projekten geben. Auch die in diesem Jahr begonnene Nutzung der Festspielkulisse für Comedy- oder Musikveranstaltungen soll zudem weiterentwickelt werden.

Hauptamtsleiter Stefan Wicklein gibt zu bedenken, dass man Stück für Stück an den Stellschrauben drehen müsse und nicht alles komplett über den Haufen geworfen werde. Dies wird vermutlich auch finanziell gar nicht möglich sein. In diesem Zusammenhang verweist Kerstin Löw auf die Maßgabe, die Festspiele innerhalb des bisher gesetzten Budgets weiterhin durchzuführen, aber dennoch Überraschungen in den Bereichen Kostüm, Bühnenbild und Licht bieten zu wollen. Dem Vernehmen nach lag das Budget bislang bei rund 300.000 Euro.

Neben der Namensänderung in Rosenberg-Festspiele wird auch die organisatorische Struktur einer Erneuerung unterzogen. Eine Intendanz werde es demnach nicht mehr geben. Zudem soll es unter dem Dach der Kronacher Tourismus- und Veranstaltungsbetriebe (TVB) jeweils eine künstlerische und eine kaufmännische Leitung geben. Während Kerstin Löw die kaufmännische Führung übernehmen dürfte, so steht man mit Blick auf die künstlerischen Leitung in konkreten Verhandlungen mit Heidemarie Wellmann. Eine Einigung dürfte außer Frage stehen.

Unterstützt werden soll die neue Crew der Festspiele durch externe Experten und jeweils eine Assistenz im künstlerischen und kaufmännischen Bereich. Anders als bisher sollen zudem unterschiedliche Gastregisseure für die Inszenierungen engagiert werden. "Auch das wird eine zusätzliche Professionalisierung und einen Qualitätsschub bringen sowie zur Vielfalt beitragen", teilt Bürgermeister Beiergrößlein mit.

Konkretes gibt es dazu aktuell allerdings nicht zu vermelden. "Für die detaillierte Personalplanung wurden und werden derzeit intensive Gespräche geführt, über deren Ergebnis demnächst in einem Pressegespräch informiert wird", bittet Kerstin Löw noch um etwas Geduld.