BRK-Rettung im Kreis Kronach ist Vorreiter

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Edgar Hoffmann (Zweiter von links) und Katja Starke inspizieren die medizinische Ausstattung im Rettungstransportwagen. Rechts Oliver Porzel und Mattias Prockl. Foto: Susanne Deuerling
Edgar Hoffmann (Zweiter von links) und Katja Starke inspizieren die medizinische Ausstattung im Rettungstransportwagen. Rechts Oliver Porzel und Mattias Prockl.  Foto: Susanne Deuerling
 
 
 
 
 

Nach der Norm EN 15224 für Organisationen im Gesundheitswesen wurde erstmals in Deutschland ein Rettungsdienst zertifiziert.

Der Rettungsdienst im Landkreis Kronach ist eine Einrichtung, auf die selbst der größte Kritiker nicht verzichten könnte. Seit Jahrzehnten liegt er in den Händen des BRK-Kreisverbandes Kronach.

2011 wurde der Rettungsdienst in den Bereichen Notfallrettung, Krankentransport und fachpraktische Ausbildung nach der internationalen Norm ISO 9001 zertifiziert und in diesem Jahr setzte der Kreisverband sozusagen "noch einen drauf" und wurde zusätzlich nach der umfangreicheren neuen europäischen Norm EN 15224:2012 für Organisationen und Dienstleistungen im Gesundheitswesen zertifiziert.

Was bedeutet dies für die Menschen in der Region, für die Patienten, für alle, die den Rettungsdienst und den Krankentransport benötigen? Der Qualitätsbeauftragte des Rettungsdienstes des BRK, Michael Bittner, erklärte, dass die ISO 9001 in die Sprache des Gesundheitswesens übersetzt und um elf Qualitätsmerkmale
sowie einem Risikomanagement erweitert wurde.

Vor allen Dingen steht die Patientensicherheit im Mittelpunkt. An insgesamt vier Tagen wurde der gesamte Rettungsdienst im Landkreis Kronach detailliert begutachtet: die Fahrzeuge, Rettungswachen, Arbeitsabläufe, Dokumentationen, das operative Geschäft und die Verwaltung.

Erstmals in Deutschland wurde die Erteilung des Zertifikats an einen Rettungsdienst nach der neuen Norm EN 15224 durch Auditor Edgar Hoffman ohne Einschränkungen empfohlen.

Vier Rettungswachen

Im Landkreis Kronach gibt es die Rettungswachen Oberes Rodachtal in Steinwiesen, Rennsteig in Steinbach am Wald, Pressig und Kronach. Um darzustellen, wie genau Auditor Edgar Hoffmann seine Aufgabe genommen hat und wie qualifiziert der Rettungsdienst im Landkreis ist, gibt die Rettungswache Oberes Rodachtal das beste Beispiel.

Seit Herbst 2013 ist sie als Lehrrettungswache anerkannt. Die Ausbildung der Praktikanten wurde hier eingehend beleuchtet und begutachtet. Alle Praktikanten erhalten im Kreisverband Kronach eine qualitativ hochwertige Ausbildung und spezielle Schulungsmaßnahmen, die in Nachweisheften zusammengefasst werden. Engagierte Dozenten sind Garant für Aus- und Fortbildung auf höchstem Niveau.

Außerdem ist Steinwiesen der ultimative Standort für das Hygienemanagement. Aufgrund der baulichen Konzeption und eines vorhandenen Schleusensystems befindet sich hier das Zentrum für Hygiene und Desinfektion für alle Fahrzeuge im Landkreis.

Im Rahmen der Projektgruppe "Hygiene" werden zudem gebläsebetriebene Infektionsschutzanzüge für die Versorgung von hochinfektiösen Patienten im gesamten Rettungsdienstbereich Coburg-Kronach-Lichtenfels vorgehalten. "Hier in der Rettungswache Oberes Rodachtal haben Hygiene und Desinfektion nicht nur ein normales sondern ein sehr hohes Niveau", bestätigte Auditor Edgar Hoffmann.

Anforderungen übertroffen

Auch die Gestaltung der Dienstpläne durch die Leiter der Rettungswachen und das neu eingeführte Lager- und Materialwirtschaftsprogramm übertrifft die Anforderungen bei weitem. Das Material ist qualitativ auf dem besten Stand und ausreichend vorhanden, um ein Fahrzeug doppelt bestücken zu können.

Überhaupt ging Hoffmann sehr gründlich auf diese Patientensicherheit ein. Die Ausbildung der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter im Rettungsdienst im Landkreis Kronach ist auf dem neuesten und höchsten Niveau. Für Hoffmann gibt es keinen Unterschied zwischen Haupt- und Ehrenamt. "Den Patienten ist es egal, wer ihnen hilft. Und Ehrenamt und Professionalität sind für mich ein festes Etwas, es gehört zusammen", bekräftigte der Auditor.

Um das alles auch immer zu gewährleisten, müssen klare Regeln gelten. Standardisierte Arbeitsabläufe, die sogenannten Standing Order Procedere (SOP), versetzen jeden Mitarbeiter in die Lage, eine immer gleiche und optimale Patientenversorgung zu gewährleisten.

Doch es sind auch Grenzen gesetzt, denn so gut ausgebildet Rettungssanitäter und Rettungsassistenten auch sind, sie sind keine Ärzte und so weiß jeder was er kann und darf. "Einer übernimmt die Verantwortung, die Grenzen sind gesetzt und die SOP festgelegt - eine Supersache", fasst Edgar Hoffmann das kurz zusammen.
Fortbildungsmaßnahmen aller Mitarbeiter, ehrenamtlich und hauptamtlich, die gemäß dem Bayerischen Rettungsdienstgesetz jährlich absolviert werden, sichern die Qualität der Patientenversorgung.

Die Mitarbeiterzufriedenheit im Rettungsdienst ist ebenfalls überprüft worden und sie spiegelt sich in der Qualität der medizinischen Versorgung wider. Das ist in allen Rettungswachen so. Diese wurden von Auditor Edgar Hoffmann einzeln besucht, begutachtet und analysiert. Zum Ende der Zertifizierung erfolgte eine umfangreiche Prüfung der vorgegebenen Qualitätsmerkmale.

Hubertus Franz (Ärztlicher Leiter Rettungsdienst) und Thomas Wendrich (Ärztlicher Projektleiter) gaben einen Überblick über ihre Aufgaben, Strukturen und Tätigkeiten. Sie erläuterten unter anderem die standardisierten Algorithmen in Bezug auf die Gabe von Medikamenten. "Die Führungsstrukturen und die OM-Strukturen sind hier exzellent", bemerkte Hubertus Franz.

Den Abschluss bildete eine Gesprächsrunde aus den Verantwortlichen von Rettungsdienstleitung, Wachleitung, MPG- und Hygienebeauftragten, Qualitätsmanagement, Kreisgeschäftsführung und der ärztlichen Leitung.
Das Risikomanagement wäre noch ausbaufähig, ebenso könne die Notfallplanung, zum Beispiel beim Ausfall einer gesamten Rettungswache, intensiviert werden. "Ihr Managementsystem mit ISO 9001 und EN 15224 ist in der Rettungsbranche einmalig!", lobte Auditor Edgar Hoffmann.