In Rothenkirchen gibt es keinen Bankautomaten mehr - gerade für Ältere ein Einschnitt in ihre Selbstständigkeit.
"Ich kann ja Gott sei Dank noch Fahrrad fahren", sagt der Mann mit ein wenig Stolz. Im Internet möchte der 81-Jährige, dem wir am Dienstag am Rothenkirchener Marktplatz begegnen, nicht mit seinem Namen stehen. Sein Leid klagt er trotzdem. "Was ist, wenn man nicht mehr fahren kann?", fragt er und blickt auf das benachbarte Gebäude in der Burgstraße, in dem es viele Jahre lang Bargeld gab.
Bis Montag. Seitdem hat die VR-Bank Oberfranken Mitte, die dort zuletzt noch Kontoauszugsdrucker und Bankautomat betrieb, geschlossen. Über die Pläne dazu hatten wir bereits berichtet.
Diese Filialen schließt die VR-Bank in den Kreisen Kulmbach und Kronach
Am Dienstag sind gerade Bankmitarbeiter dabei, das Equipment abzubauen. "Wir haben schon länger nach einem Käufer für die Immobilie gesucht und jetzt jemanden gefunden", begründet Stephan Ringwald, zusammen mit Dieter Bordihn Doppel-Vorstand des 2017 aus der Fusion von Kulmbacher Bank und Raiffeisen-Volksbank Kronach-Ludwigsstadt entstandenen Kreditinstituts.
2,4 Kilometer nach Pressig
Viele Räume der ehemaligen Geschäftsstelle standen schon seit längerer Zeit leer, jetzt zieht sich das Kreditinstitut komplett aus Rothenkirchen zurück. "Wir können nicht alle hundert Meter einen Bankautomaten haben", sagt Ringwald - und verweist auf die 2,4 Kilometer entfernte Geschäftsstelle in der Welitscher Straße in Pressig.
Die Folge: In Rothenkirchen, das etwa 1050 Einwohner zählt, bekommt man jetzt kein Bargeld mehr. Denn die Sparkasse, die in Wurfdistanz untergebracht war und deren ehemalige Räume leer stehen, hat sich bereits 2009 aus dem Ort zurückgezogen.
Stephan Ringwald spricht von einem "veränderten Nutzerverhalten" und versichert: "Es ist natürlich traurig. Wenn es länger vertretbar gewesen wäre, hätten wir den Standort auch aufrecht erhalten." Der nun mögliche Verkauf der Immobilie habe diesen Schritt nun aber nach sich gezogen. In Zeiten der Digitalisierung entschieden sich ohnehin immer mehr Kunden dafür, ihre Bankgeschäfte per Online-Banking zu erledigen, argumentiert Ringwald. "Und für Beratungsgespräche mussten die Kunden auch bislang schon in eine Geschäftsstelle fahren."