Bares ist Rares: Dem Ort Rothenkirchen geht das Geld aus

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Rothenkirchen zählt seit Montag zu den Ortschaften, in denen es keinen Bankautomaten mehr gibt. Foto: Andreas Schmitt
Rothenkirchen zählt seit Montag zu den Ortschaften, in denen es keinen Bankautomaten mehr gibt. Foto: Andreas Schmitt
Hier war die Selbstbedienungs-Filiale der VR-Bank Oberfranken Mitte in Rothenkirchen untergebracht. Foto: Andreas Schmitt
Hier war die Selbstbedienungs-Filiale der VR-Bank Oberfranken Mitte in Rothenkirchen untergebracht. Foto: Andreas Schmitt
 
In diesem Gebäude hatte die Sparkasse bis 2009 eine Filiale. Foto: Andreas Schmit
In diesem Gebäude hatte die Sparkasse bis 2009 eine Filiale. Foto: Andreas Schmit
 
Die Geschäftsstelle der VR-Bank Oberfranken Mitte in Pressig (Welitscher Straße). Foto: Andreas Schmitt
Die Geschäftsstelle der VR-Bank Oberfranken Mitte in Pressig (Welitscher Straße). Foto: Andreas Schmitt
 
Die Geschäftsstelle der Sparkasse Kulmbach-Kronach am Pressiger Bahnhofsplatz. Foto: Andreas Schmitt
Die Geschäftsstelle der Sparkasse Kulmbach-Kronach am Pressiger Bahnhofsplatz. Foto: Andreas Schmitt
 

In Rothenkirchen gibt es keinen Bankautomaten mehr - gerade für Ältere ein Einschnitt in ihre Selbstständigkeit.

"Ich kann ja Gott sei Dank noch Fahrrad fahren", sagt der Mann mit ein wenig Stolz. Im Internet möchte der 81-Jährige, dem wir am Dienstag am Rothenkirchener Marktplatz begegnen, nicht mit seinem Namen stehen. Sein Leid klagt er trotzdem. "Was ist, wenn man nicht mehr fahren kann?", fragt er und blickt auf das benachbarte Gebäude in der Burgstraße, in dem es viele Jahre lang Bargeld gab.

Bis Montag. Seitdem hat die VR-Bank Oberfranken Mitte, die dort zuletzt noch Kontoauszugsdrucker und Bankautomat betrieb, geschlossen. Über die Pläne dazu hatten wir bereits berichtet.

Diese Filialen schließt die VR-Bank in den Kreisen Kulmbach und Kronach

Am Dienstag sind gerade Bankmitarbeiter dabei, das Equipment abzubauen. "Wir haben schon länger nach einem Käufer für die Immobilie gesucht und jetzt jemanden gefunden", begründet Stephan Ringwald, zusammen mit Dieter Bordihn Doppel-Vorstand des 2017 aus der Fusion von Kulmbacher Bank und Raiffeisen-Volksbank Kronach-Ludwigsstadt entstandenen Kreditinstituts.

2,4 Kilometer nach Pressig

Viele Räume der ehemaligen Geschäftsstelle standen schon seit längerer Zeit leer, jetzt zieht sich das Kreditinstitut komplett aus Rothenkirchen zurück. "Wir können nicht alle hundert Meter einen Bankautomaten haben", sagt Ringwald - und verweist auf die 2,4 Kilometer entfernte Geschäftsstelle in der Welitscher Straße in Pressig.

Die Folge: In Rothenkirchen, das etwa 1050 Einwohner zählt, bekommt man jetzt kein Bargeld mehr. Denn die Sparkasse, die in Wurfdistanz untergebracht war und deren ehemalige Räume leer stehen, hat sich bereits 2009 aus dem Ort zurückgezogen.

Stephan Ringwald spricht von einem "veränderten Nutzerverhalten" und versichert: "Es ist natürlich traurig. Wenn es länger vertretbar gewesen wäre, hätten wir den Standort auch aufrecht erhalten." Der nun mögliche Verkauf der Immobilie habe diesen Schritt nun aber nach sich gezogen. In Zeiten der Digitalisierung entschieden sich ohnehin immer mehr Kunden dafür, ihre Bankgeschäfte per Online-Banking zu erledigen, argumentiert Ringwald. "Und für Beratungsgespräche mussten die Kunden auch bislang schon in eine Geschäftsstelle fahren."

Auch ein Umstellen des Bankautomaten an einen anderen Standort in Rothenkirchen sei keine Option gewesen. "Dafür wären viele Umbauten notwendig gewesen. Er muss Anschluss ans Rechenzentrum haben und auch der Sicherheitsaspekt spielt eine Rolle."

Geld im Rewe-Markt holen

Zudem verweist der Bank-Vorstand auf die Möglichkeit, im Rewe-Markt Steiner, der sich auf der grünen Wiese zwischen Rothenkirchen und Pressig befindet, Geld abzuheben. Einschränkung: nur zu den Öffnungszeiten und nur bei einem Einkauf im Wert von mindestens zehn Euro.

Der Pressiger Bürgermeister Hans Pietz (FW) bedauert die Schließung ("Je mehr Automaten in der Fläche, desto besser."), zeigt sich insgesamt mit der Versorgung seiner Kommune aber noch zufrieden. "Wir haben in Pressig je eine Geschäftsstelle der Volksbank und der Sparkasse. Das ist in Ordnung." Ihn habe das Kreditinstitut auch frühzeitig über die Pläne informiert.

Generell findet es Pietz aber wichtig, einen guten Zugang zu Bargeld zu gewährleisten; überall immer mit Karte zahlen möchte er nicht. "Ich habe lieber ein paar Euro im Geldbeutel als eine Plastikkarte."

Nachnutzung ist geregelt

Am erfreulichsten: Lange leer stehen wird die Immobilie wohl nicht. "Es wird eine sinnvolle Nachnutzung geben", verrät Bürgermeister Hans Pietz.

Er kennt zwar den genauen Zeitplan des Käufers nicht, sagt aber: "Es steckt ein konkretes Ziel dahinter. Ich gehe von einer zeitnahen Umsetzung aus." Wer der Investor allerdings ist, will beziehungsweise darf Pietz nicht verraten. "Das war mit dem Käufer so ausgemacht", sagt der Bürgermeister.