Testfahrten durch Kronach schon ab 2019?
In Innenstädten ist das Ganze komplexer, die Gefahrenherde vielfältiger. "Wir lassen gerade eine hochauflösende Navigationskarte für Kronach erstellen", berichtet der Neuseser Werkleiter. Ab Anfang 2019 sollen die Testfahrten verstärkt ins Innere der Kreisstadt verlagert werden.
Grundlage der Fahrten bildet die Tatsache, dass die Technik der Fahrzeuge die Gegend, durch die es geht, genau kennt. Alle weiteren Unwägbarkeiten - andere Fahrzeuge, Hindernisse, Ampeln - erkennen Sensoren. Über 30 Kameras, Laser oder Radare, alle von Valeo entwickelt, sorgen für Rundumblick.
Für Autonomes Fahren braucht man flächendeckend schnelles Internet
Und so könnten selbstfahrende Autos und Busse, die das Verkehrsnetz entlasten und gerade in ländlichen Landstrichen die Mobilität der alternden Bevölkerung erhöhen, schon bald möglich sein. Eines braucht es dazu aber: die passende Infrastruktur.
"Nur mit einer flächendeckenden 5G-Netzabdeckung aller Verkehrswege lässt sich das Potential des vernetzten und automatisierten Fahrens voll ausschöpfen", sagt Joachim Damasky, Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Automobilindustrie (VDA).
Die nächste Funkgeneration
5G - das ist die nächste Mobilfunkgeneration, deren Lizenzen demnächst durch die Bundesnetzagentur versteigert werden. Die Antwortgeschwindigkeit des drahtlosen Mobilfunknetzes würde von heute 40 bis 60 Millisekunden auf eine Millisekunde reduziert und damit Echtzeit-Übertragungen ermöglicht.
Widerspruch: Der Entwurf zur Versteigerung sieht vor, dass Mobilfunkanbieter 98 Prozent der deutschen Haushalte versorgen müssen. Was sich viel anhört, ist relativ: Denn 98 Prozent der Haushalte erstrecken sich auf lediglich 80 Prozent der Landesfläche. "In Großstädten bauen die Anbieter freiwillig aus, im Frankenwald nicht", vermutet Thomas Zapf, bei der IHK für Oberfranken in Bayreuth für Strukturpolitik zuständig.
Mobilfunk: Landkreis Kronach hinkt hinterher
Und der Landkreis Kronach hinkt in Sachen Mobilfunk schon jetzt hinterher. Ist eine Mindestbandbreite von sechs Megabit pro Sekunde die Grundlage (das wäre 4G-Standard) zeigen sich in zwölf von 18 Kommunen weiße Flecken.
Und das, obwohl VDA-Geschäftsführer Damasky 5G als Grundvoraussetzung des autonomen Fahrens sieht: "Eine verzögerungsfreie Funktion aller vernetzten Systeme muss selbstverständlich sichergestellt sein."
Dass es ohne 5G kein autonmes Fahren gibt, geht Jörg Schrepfer von Valeo zu weit: "Wenn die Signale nicht von außen kommen, muss das Auto eben mehr Informationen bereits mitführen." Doch einfacher wäre das Entwickeln des fahrerlosen Kurvens natürlich mit 5G. "Dann könnten sich Autos untereinander austauschen, man wüsste schneller, wenn es einen Stau oder Unfall gibt."
Deshalb will Valeo nicht warten. Schrepfer: "Vielleicht können wir unabhängig von den Lizenzen lokale 5G-Masten im Kreis aufstellen. Wir verhandeln gerade Fördergelder." Gelänge das, könnte der Kreis Kronach dank der Forschung zum fahrerlosen Fahren auch beim Mobilfunk Vorreiter werden.
Der Kreis Kronach: Vorreiter und Nachzügler zugleich
Valeo Auf der B173 begannen die Tests, die bald ausgeweitet werden - in die Kronacher Innenstadt und am Südkreisel, auf dem ein Laserscanner installiert werden soll, um die Auswirkungen der Referenzsensorik anderer Objekte zu testen.
CIK Der Ideengeist des "Campus Innovations Kultur" in der Kronacher Industriestraße unterstützt die Neuseser Experten und bringt wichtige Kontakte.
Drahtlose Netze Sie sind im Kreis verbesserungswürdig. 4G-Standard erreichen laut Breitbandatlas 75 bis 95 Prozent der Haushalte. In Wilhelmsthal und Marktrodach sind es 50 bis 75, in Reichenbach und Tschirn nur zehn bis 50 Prozent. Mancherorts gibt es auch kein 3G.
Kommentar von unserem Redaktionsmitglied Andreas Schmitt: Deutschland ist nicht nur Großstadt
Bei den Versteigerungs-Modalitäten der 5G-Mobilfunklizenzen sollten sich Politik und Bundesnetzagentur konsequent zeigen. Denn wer autonomes Fahren gut findet, muss den flächendeckenden Ausbau der drahtlosen Breitbandversorgung wollen. Alles andere würde die ungleichen Lebensverhältnisse zwischen Metropolen und Land verstärken.
Und Deutschland ist nicht nur Großstadt, lebt von Vielschichtigkeit. Zwar wohnen immer mehr Menschen in Ballungsräumen. Und ein gewisses Ungleichgewicht ist normal, ein verspäteter Ausbau in der Peripherie sicher legitim. Von vornherein aber zu gestatten, ganze Regionen von der Technik auszuschließen, fördert die Landflucht.