Beim Rathaussturm musste Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein den Rathausschlüssel an das Prinzenpaar abgeben. Dem Umsturz ging ein riesiger Umzug voraus.
Am Samstagnachmittag verwandelte sich ganz Kronach in ein "Tollhaus". Die gesamte Innenstadt war komplett in Narrenhand. Unzählige kleine und große Faschingsfans säumten den Straßenrand, als sich der nicht enden wollende Gaudiwurm seinen Weg zum Marktplatz bahnte. Es ging von der Nordbrücke über die Schwedenstraße, den Marienplatz und die Zitter-Straße zur Strau und von dort zum Marktplatz - also entgegen den Einbahnstraßen.
40 verschiedene Gruppen mit über 700 Mitwirkenden waren angemeldet für den großen Umzug als krönenden Höhepunkt der 50. Session. Radio-Eins-Moderator Thomas Auer, der die Gruppen auf dem Marktplatz willkommen hieß, sprach sogar von 1000 Teilnehmern. Sportvereine, historische Gruppen, Feuerwehren und Fousanaochter aus vielen Orten des Landkreises und darüber hinaus gaben sich mit ihren Garden, Prinzenpaaren, Musikkapellen und Wagen die Ehre.
Was war da nicht alles zu sehen: Besucher aus aller Herren Länder, lebende Gampertbräu-Bierflaschen, sämtliches Getier - darunter sogar Haribo-Power-Goldbären, nebst Thomas Gottschalk. Bei der Gestaltung der Wagen und ihren Verkleidungen haben die Narren nichts ausgelassen. Und ihre Botschaften waren eindeutig wie beispielsweise: "Aus Welitsch kommen wir, mögen Schnaps und mögen Bier, trinken mit Niveau und Stil, aber meistens viel zu viel". Der Montessori-Kindergarten Dörfles freute sich: "Stadt und Kirche sind für uns Kinder da - 'ne Sanierung kommt, das war doch klar! Unsere Mäuschen brauchen Platz, sie sind Kronachs größter Schatz".
Natürlich kam auch die Lokalpolitik nicht zu kurz.
In Pressig fragt man sich: "Die Wahl'n in Pressig steh'n jetzt oh, ist im Gemeinderat dann mehr Niveau?" Die Kronacher SPD trat als Brandlöscher in Erscheinung, die CSU konterte mit "Anpacken statt Kuchen backen"- ganz nach dem Motto "heiß, stark, schwarz".
Die kleinen politischen Spitzen konnte der entmachtete Rathauschef, der tapfere "Prinz Eisenherz" Wolfgang Beiergrößlein, sicherlich ebenso verschmerzen wie die kurzfristige Herausgabe des Rathausschlüssels. "Die Verteidigung fällt mir äußerst schwer. Es lohnt sich keine Gegenwehr. Ich werde meine Einsicht zeigen und dem Prinzenpaar den Rathausschlüssel überreichen", gab Sir Wolfgang klein bei. Er wünschte den Regenten viel Freude beim Regieren, der Stadtsäckel werde sich aber nicht rentieren.
Zum Rathaussturm überließ Thomas Auer das Wort dem Sitzungspräsidenten Martin Panzer, der mit seinem Plauderament sofort das Kommando übernahm. Er forderte alle anwesenden Stadträte auf, auf der Bühne gemeinsam mit dem Prinzenpaar das Lied "Die Vögelein vom Titicacasee" zu singen und natürlich auch zu tanzen. Zunächst einmal richteten aber die neuen Regenten, Prinz Parag I. und Prinzessin Biggi II., hoheitliche Worte an ihre Untergebenen. "Bis Aschermittwoch haben wir die Macht in diesem Hause, Bürgermeister und Räte machen jetzt Pause", so der Prinz. Seine Prinzessin schickte viele Grüße in die Stadt, die doch für jeden etwas zu bieten hat. Den entmachteten Rathauschef warnten sie: "Falls wir im Rathaus keinen Prosecco und Ramazotti finden, werden wir den Bürgermeister am Stuhl festbinden.
Sollte er zu fliehen versuchen, holen wir ihn - ihr wisst schon, den mit dem Kuchen."
Das Showprogramm bestritten die kleinen Tanzmariechen des ATSV Kronach sowie die "Erdbeer-Törtchen" der großen Garde. Und Tanzmariechen Maria Kaiser begeisterte mit ihrem Solo-Gardetanz.
Sie dürfen bei keinem Kronacher Rathaussturm fehlen: Die Gäste aus Gehülz und Rothenkirchen kamen auch heuer mit ihrem gesamten Hofstaat. Für Unterhaltung und Schunkelstimmung sorgte der Musikzug der Freien Turner, der seit 50 Jahren immer dabei ist. Unter riesigem Applaus galt der Dank von Martin Panzer dem Organisatoren der Supergaudi, Robert Porzelt.
dass die Partein den Faschingsumzug (der ansonsten sehr unterhaltsam war) als Plattform für ihre Wahlwerbung genutzt haben? Hier wäre eine parteiübergreifende Absprache sicher angebracht gewesen. Aber ich denke es war Lord Chesterfield, der einmal sagte "Politicians can't be real gentleman"
Alaaf
Aber wir sind ja in Kronach und nicht in Köln, deswegen fährt das nächste mal jedes Geschäft mit einem Werbewagen mit.
ansonsten war der Zuch supi!
In diesem Sinne
Kölle Alaaf
Hab ich mir auch gedacht :D
Da müsste doch theoretisch auch die Möglichkeit seitens des Veranstalters bestehen das zu unterbinden.
Ich dachte immer an Fasching sollte es unter anderem auch darum gehen die Politik mit den Wagen ironisch und kritisch darzustellen.
In Kronach dreht man den Spieß um und lässt dich Politiker Werbung für sich machen.
Aber ich muss sagen da kommt bei mir schon fast etwas fremdschämen auf.