Zwei friedliche Frei.Wild-Konzerte in Geiselwind

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T-Shirt gegen Rassismus
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Fan-Shop dicht umlagert.
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Friedliche Fans: Mike und Marcus. Fotos: rf
Friedliche Fans: Mike und Marcus.   Fotos: rf
 
 

Keine großen Probleme gab es bei zwei Konzerten der Deutschrockband "Frei.Wild" in Geiselwind. Im Vorfeld waren die Auftritte kontrovers diskutiert worden.

Selbst der Einsatzleiter eines relativ großen Polizeiaufgebots, Karl-Heinz Böhm, sprach beim zweiten Konzert am Sonntagabend von einer normalen Musikveranstaltung.

Die Polizei musste am Sonntag zwar eine Person kurzzeitig in Verwahrung nehmen, weil sie randalierte, aber sonst gab es keine besonderen Vorkommnisse.

Im Vorfeld waren die Auftritte kontrovers diskutiert worden. Der Band wird eine Nähe zur rechten Szene angelastet - was die Fans in Geiselwind nicht nachvollziehen können.
Mit 4500 Besuchern war das Konzert am Samstag ausverkauft war. Am Sonntag waren es knapp 3000 Fans. An beiden Tagen gab es keine Probleme, wie Einsatzleiter Karl-Heinz Keupp berichtete. Nach seinen Worten wurde die Atmosphäre vor den Konzerten durch ein Schreiben der Grünen-Landtagsabgeordneten Simone Tolle an die Presse und an die Familie Strohofer etwas auf geheizt. Sie hatte Anton Strohofer und dessen Tocher Ruth aufgefordert die Konzerte abzusagen, angesichts der rechtsradikalen Vorwürfe gegen die Band. Nach Manfred Strohofers Auskunft hatte die Landtagsabgeordnete angekündigt, nach Geiselwind zu kommen, um dort gegen das Konzert zu protestieren. Weder Samstag noch Sonntag war sie gesehen worden.

In einem Gespräch mit dieser Zeitung bedauerten Ruth Strohofer und ihr Mann Manfred, dass sich Simone Tolle nicht zuerst mit ihnen in Verbindung gesetzt hat, sondern sich gleich an die Presse wandte. Das könne wohl mit dem beginnenden Wahlkampf zu tun haben, vermutete Manfred Strohofer.

Die Band "Frei.Wild" ist seit 2006 schon fünf Mal in Geiselwind aufgetreten. "Bislang hat es keinerlei Probleme gegeben", versicherte Strohofer. Die Band hat mit ihrer Musik, die sich an den Böhsen Onkelz, Rammstein und In Extremo anlehnt in den letzten Jahren deutlich an Fans gewonnen. Anfangs reichte noch die bedeutend kleinere Musichall für deren Auftritte. Nun waren zwei Konzerte nötig, die eigentlich zunächst in Würzburg geplant waren, um allen Fans zu einer Eintrittskarte zu verhelfen, erklärte Manfred Strohofer. Am Samstag war die Eventhalle mit 4500 Besuchern aus verkauft.

Auch das Rote Kreuz und die Wasserwacht aus Volkach hatten keine großen Einsätze. Einsatzleiter Harald Erhard sprach von rund 30 Einsätzen am Samstag, was für eine so große Veranstaltung normal ist. Behandelt wurden überwiegend kleine Blessuren, aber auch Verstauchungen, Prellungen und ein ausgerenktes Knie. "Wenn die Fans so eng zusammen stehen und einige noch wild herumspringen, ist dies eigentlich schon als normal zu bezeichnen", so Erhard. Am Sonntag hatten die 13 Helfer des Roten Kreuzes aus Volkach kurz vor Ende des Konzerts nach Mitternacht sechs kleinere Einsätze zu bewältigen gehabt.

Zufrieden waren auch die Fans, die bei einer kleinen Befragung nicht verstehen konnten, dass diese Band als rechtslastig eingestuft wird. Zwei 22-jährige aus dem Raum Forchheim und Bamberg, die ihren Namen nicht in der Presse veröffentlicht sehen wollten, erklärten, dass an den Vorwürfen gegen die Band nichts dran sei - sonst wären sie und andere Fans sicherlich nicht gekommen. Sie unterstrichen ihre Worte noch mit dem Hinweis auf ihr Frei.Wild T-Shirt. Darauf steht: "Gegen Rassismus und Extremismus". Die Band hat sich nach ihren Worten schon mehrfach gegen die Vorwürfe distanziert, betonten die beiden Fans.

Aus der Nähe von Frankfurt am Main waren Mike (32 Jahre) und Marcus (37 Jahre) angereist. Beiden imponiert "die offene, ehrliche Art der Band." Deren Texte würden Anregungen zum Nachdenken geben. "Wer die Musiker als Rechts bezeichnet, sollte deren Texte wirklich einmal lesen", stellte Marcus fest, der seit 2007 ein Fan der Band ist.

Die beiden betonten, dass die Problematik nur in Deutschland besteht. In den anderen europäischen Ländern, in denen "Frei.Wild" ebenfalls populär ist, gebe es keine derartigen Diskussionen. "Wir als Fans wollen uns zu einem friedlichen Zusammensein bei guter Musik treffen", erklärte Marcus. Vor kurzem war er in Berlin, um mit 500 anderen Fans für die Band und gegen die NDP zu demonstrieren, die "Frei.Wild" für ihre Zwecke nutzen wolle.
Bei ihren jeweils zweistündigen Auftritten begeisterte die Band ihre Fans mit zahlreichen Hits, die nach einem einfachen aber sehr erfolgreichen Muster komponiert und getextet werden: Die Band stellt in ihren Liedern verschiedene Lebens- und Alltagserfahrungen vor, singt über Freundschaften, Frauen, Geld, Alkohol und auch über die Heimat. Sie verpackt dies in eine knallharte Rockmusik bei der Schlagzeug, Bass und Gitarren den Boden zum Vibrieren bringen und der Sound die Zuhörer fast umwirft. Mit kurzen, prägnanten, meist nur drei bis vier Worten umfassenden Refrains, bringt die Band fast alle Fans zum Mitsingen.
Die Aufregung um "Frei.Wild" wird sich in Kürze legen. Sänger Philipp Burger teilte seinen Fans mit, dass die Band mindestens ein Jahr lang keine Bühnenauftritte mehr haben wird. Jetzt soll erst einmal die Familien der Bandmitglieder zu ihrem Recht kommen.