Martinsheim, Marktbreit, Seinsheim und Obernbreit wollen in Sachen Windkraft gemeinsame Sache machen - bislang fehlt jedoch ein Konsens. Kritiker lehnen das Projekt sogar ganz ab.
Der Ausgang der gemeinsamen Sitzung der Gemeinderäte von Marktbreit, Obernbreit, Seinsheim und Martinsheim war sozusagen Wind auf die Mühlen des Vereins zur Bewahrung der Kulturlandschaft Mainfranken. "Wir wollen keine Windkraftanlagen am Lerchenberg - genauso wie der Martinsheimer Gemeinderat", bekräftigte Schriftführer Albrecht Moreth in einem Pressegespräch. Dabei ist es bei weitem nicht so, dass die Martinsheimer Windräder kategorisch ablehnen.
Vor knapp drei Wochen hatten sich die vier Gremien zusammengesetzt, um einen Planentwurf mit Sondergebieten für Windkraft abzusegnen. Der Martinsheimer Rat stimmte gegen den Beschlussvorschlag - zur Überraschung der anderen drei Bürgermeister.
"Ein Grundkonsens zur Zusammenarbeit war schließlich da", sagt Bernhard Brückner (Obernbreit).
Nicht grundsätzlich dagegen Martinsheims Bürgermeister August Hopf verteidigt die Entscheidung. "Wir waren nicht grundsätzlich dagegen, sondern gegen die Art des Beschlusses", erklärt er. Zur Debatte stand eigentlich nur eine Erweiterung des bestehenden Sondergebietes für Windkraft am Lerchenberg sowie ein neues Gebiet bei Unterickelsheim - beides auf Martinsheimer Gemeindegebiet. "Prinzipiell ist das auch unser Weg, zumal es in Unterickelsheim eine Interessensgemeinschaft gibt, die gerne Bürgerwindräder bauen würde."
Aber es gebe eben auch Gegner - vor allem gegen die Erweiterung des Gebietes am Lerchenberg - und den Gemeinderäten sei gegen den Strich gegangen, dass man den Beschluss ohne große Diskussion hätte absegnen sollen.
Das beauftragte Planungsbüro Wegner habe schließlich mehrere mögliche Standorte herausgefunden. "Die Information und Diskussion über die anderen Gebiete kamen uns zu kurz."
Zu wenig Bürgerinformation Die Information kommt auch Albrecht Moreth zu kurz - allerdings für die Bürger. "Das Meiste passiert unter Ausschluss der Öffentlichkeit", moniert er. Auch das erneute, interne Gespräch der Bürgermeister, das in der vergangenen Woche stattfand. Die Bürger würden erst im Genehmigungsverfahren gefordert, seien dann aber zu uninformiert, um sich zu äußern. Er habe daher in allen vier Gemeinden eine Bürgerversammlung zum Thema beantragt - aber nie eine Antwort bekommen.
Gegen den Vorwurf der Intransparenz wehren sich die vier Bürgermeister: August Hopf weist auf die vielen Infoveranstaltungen alleine in seiner Gemeinde hin.
Erich Hegwein (Marktbreit) betont, dass die gemeinsame Sitzung öffentlich war und fristgerecht bekannt gemacht wurde. Bernhard Brückner (Obernbreit) wird das Thema in der regulären Bürgerversammlung am 30. November ansprechen. Alle vier vertreten außerdem die Meinung, dass eine Bürgerinformation erst Sinn macht, wenn man auch Ergebnisse vorzuweisen hat.
Diese lehnt der Verein jedoch schon im Voraus ab: "Es ist zu kleinräumig gedacht, nur für vier Gemeinden eine Konzentration anzustreben", sagt der Vorsitzende Norbert Schneider. Das würde immer noch zu einer Zerstreuung der Standorte im ganzen Landkreis führen. Ebenfalls auf Unverständnis trifft die - bereits mehrheitlich gefasste - Entscheidung der Kommunen, die Höhenbeschränkung von 130 auf 200 Meter hochzusetzen. Das sei mit dem Landschaftsschutz nicht vereinbar.
Den Verein treiben aber auch die Hintergründe um, wie Schneider klar macht: "Es gibt kein bundesdeutsches Konzept für den Umstieg auf erneuerbare Energien." Man habe sich auf zwei Technologien festgelegt, ohne deren Effektivität zu prüfen. Zudem seien immer noch keine Speichertechniken in Sicht. "Wir sind nicht zufrieden damit, wie es läuft. Ich sehe es daher als unsere Aufgabe, Gegenargumente darzustellen."
Alle Argumente helfen jedoch nichts gegen die aktuelle Gesetzeslage. "An die sind wir gebunden", betont Erich Hegwein. Es sei Fakt, dass in Bayern noch rund 1500 Windkraftanlagen gebaut werden müssen, weshalb eine Verhinderungspolitik gesetzeswidrig sei.
"Und wenn wir nichts machen, kann jeder ein Windrad aufstellen, wo er möchte, weil diese Bauvorhaben privilegiert sind." Ein gemeinsamer Flächennutzungsplan sei eine Möglichkeit, die Anlagen zumindest etwas großräumiger zu bündeln, um den Rest der Flur freizuhalten.
Kommunen wollen Lösung finden Die Hoffnung, eine Lösung zu finden, geben die Bürgermeister daher noch nicht auf. Nach dem jüngsten Gespräch will Hopf nun den Ingenieur, der die Standortanalyse vorgenommen hat, noch einmal zu einer Gemeinderatssitzung nach Martinsheim einladen. "Er soll uns die Für- und Gegenargumente aller möglichen Standorte vorstellen, damit wir uns ein Bild machen können." Laut Hegwein besteht auch in den anderen Gremien noch Klärungsbedarf. "Sind alle offenen Fragen beantwortet, werden wir einen neuen Versuch starten."