Inzwischen hat sich die Enttäuschung bei Wiesentheids Bürgermeister Werner Knaier etwas gelegt, dass er seinen Arbeitsplatz im Rathaus zum 1. Mai räumen muss.
Denkbar knapp, mit einem Unterschied von nur zwölf Stimmen , verlor der bisherige Amtsinhaber für viele überraschend gegen seinen Herausforderer Klaus Köhler. Mit Knaier stellte die CSU erstmals von 2008 an den Bürgermeister in Wiesentheid.
Die ersten Tage nach der verlorenen Wahl seien schwierig für ihn gewesen, gibt er zu. Mittlerweile sehe er in der Niederlage für sich auch die Chance, etwas Neues zu beginnen und ruhigere Zeiten zu haben: "Es beginnt ein neuer Lebensabschnitt", sagt er.
Kommunalwahl bringt Knaiers Plan durcheinander
Beruflich habe er mehrere Optionen, in welche Richtung es letztlich gehe, wolle er offen lassen, so der promovierte Jurist. Knaier verzichtete auch auf sein Mandat als Gemeinderat, obwohl er auf der CSU-Liste die meisten Stimmen bekam. Nur im Kreistag wird er vertreten sein.
Sein Plan ist nach dem 15. März durcheinander geraten. Die nächsten sechs Jahre bis zu seinem 60. Geburtstag hätte er auf jeden Fall noch als Gemeindeoberhaupt weitermachen wollen, verrät Knaier. Denn Bürgermeister zu sein, sei für ihn "nicht nur Beruf, sondern Berufung gewesen. Das war ich zu 150 Prozent, auch an den Wochenenden."
Nicht selten brannte noch spätabends Licht in seinem Büro im ersten Stock des Rathauses. Für Knaier sei es auch Ehrensache, dass er bis zum letzten Tag arbeiten und nicht etwa den Resturlaub nehmen werde, der ihn noch zustünde. Er habe bis dorthin noch einige Baustellen abzuarbeiten: "Ich will die Gemeinde in ordentlichem Zustand hinterlassen."
Abgestraft, ohne die genauen Gründe dafür zu kennen
Knaier sieht sich als Opfer eines Zeitgeistes, einer "voreiligen populistischen Meinungsbildung". Die sozialen Netzwerke würden ihren Teil dazu beitragen, kritisiert der 54-Jährige. Die Leute gingen "mit Halbinformationen auf die Barrikaden, anstatt sich erst einmal richtig schlau zu machen". Die Leistung, die einer erbringe, stehe dadurch weniger im Fokus.
Er fühle sich abgestraft, die Gründe kenne er aber nicht. Beim Blick auf den Gemeinderat moniert Knaier, dass von einigen "in den letzten Jahren nicht mit offenen Karten, sondern im Hintergrund und immer gegen den Bürgermeister gespielt wurde".