Die Dr. Karlheinz-Spielmann- Mittelschule will ihren Schülern gezielter aufzeigen, welche Möglichkeiten nach der Schule auf sie warten. Bei einem Info- und Diskussionsabend wird Kritik an mangelnden Praktikumsplätzen laut.
Mit gezielteren Informationen von kompetenten Fachleuten beziehungsweise Institutionen will die Dr. Karlheinz-Spielmann-Mittelschule Iphofen ihren Schülern bessere Möglichkeiten für eine qualifizierte Berufswahl zukommen lassen. Nach den Worten von Schulleiter Elmar Walter und dessen Stellvertreter Uli Ulke, die derzeit etwa 240 Schüler in elf Klassen betreuen, soll dazu ein größeres Netzwerk für die Informationsfindung aufgebaut werden. Der erste Schritt dazu wurde am Montag bei einem Informations- und Diskussionsabend getan, in dem etwa 45 Schüler und Eltern mit drei hochrangigen "Berufsberatern" sprechen konnten.
Einer von ihnen war Michael Bissert, Vorstandsmitglied der Handwerkskammer Unterfranken und zugleich Kreishandwerksmeister und Obermeister für Sanitär- und Heizungstechnik.
Nach seinen Worten werden spätestens in 15 Jahren die Handwerker zu rar sein, dass sie mehr verdienen werden wie Ärzte und Rechtsanwälte.
Frank Weth stellte als Geschäftsführer der Handwerkskammer für Unterfranken vor allem die sehr familiäre Atmosphäre in Handwerksberufen heraus. "Man kann als Auszubildender klein anfangen und sich ständig nach oben entwickeln, denn das Handwerk bietet eine große Vielfalt", betonte er in seiner Rede. Er will sich dafür einsetzen, dass alle Praktikum suchenden Schüler eine Stelle bekommen.
Genug Zeit in die Suche stecken Als Chef der Arbeitsagentur in Würzburg wünschte sich Eugen Hain, dass sich die Schüler bei ihrer Berufswahl nicht nur auf Modeberufe stürzen, sondern sich gezielt auf die Berufswahl vorbereiten.
"Die Hälfte der Schüler möchten einen Ausbildungsplatz in nur zehn Berufen, obwohl wir eine so große Vielfalt haben", erklärte er zu diesem Problem. Ein Ziel für die Schulen, für Eltern und Ausbildungssuchende sollte es auch sein, genügend Zeit in die Suche zu investieren, damit nicht mehr so viele ihre Lehre abbrechen. Dieses Phänomen des Abbruchs einer Ausbildung findet man nach seinen Worten auch bei den Studenten.
Der unter den Besuchern befindliche Friedrich Maag-Holzgartner, Konrektor in Kitzingen, stellte dazu aber fest, dass es in der heutigen Zeit durchaus möglich ist, zwei oder drei Berufe zu erlernen. "Man sollte Irrwege gehen können, wenn man auch dahinter steht", lautete seine Meinung. Nach seinen Worten haben Schüler heute vielfach andere Interessen als die Berufswahl.
Es gibt heute viele Informationsmöglichkeiten, aber der Anteil an Schülern, die sich noch keinen Beruf ausgewählt haben, ist mit zehn Prozent recht hoch.
Als einen sehr wichtigen Schritt für eine qualifizierte Berufswahl werteten Michael Bissert, Frank Weth und Eugen Hain das Absolvieren von Praktika. So kann man den Beruf und eventuell auch gleich die Firma kennen lernen. In der Diskussion dazu wurden zwei Probleme angesprochen: Es gibt zum Teil zu wenig Plätze und für Schüler in den 7. Klassen kommt das Praktikum zu früh, da sie von den Betrieben auch kaum eingesetzt werden können. Dies stellte auch Helmut Mitterholzer als Lehrer der Mittelschule Iphofen fest, der selbst zum Teil schon erfolglos nach Praktikumsplätzen suchte.
Noch nicht gelöst ist auch die noch zu stark geschlechtsspezifische Berufswahl, so dass man nach den Worten von Schulleiter Elmar Walter mehr Mädchen für Handwerksberufe
motivieren sollte. Trotz Girl's Day und anderer ähnlicher Veranstaltungen sei dies bisher nicht gelungen.
Nach den Worten von Elmar Walter ist es das Ziel seiner Schule, das Netzwerk an Information noch besser und breiter aufzubauen, Praxiserfahrung an die Schüler zu vermitteln und die Motivation der Schüler zu erhöhen.
Noch 201 offene Lehrstellen Eugen Hain berichtete noch, dass es derzeit 201 offene Handwerksstellen im Kreis Kitzingen gibt. Es gebe aber das Problem, dass die Anforderungen der Betriebe an ihre Auszubildende hoch sind und zahlreiche Schüler diese nicht erfüllen. Handlungsbedarf gebe es in den Bereichen Lesen, Rechnen, Schreiben und auch Sozialkompetenz.