Waldfrevel am Andreas-Därr-Turm

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War die behinderte Aussicht vom Andreas-Därr-Turm womöglich der Grund dafür, dass Unbekannte 21 Bäume abgeholt haben? Fotos: G. Bauer/Gemeinde
War die behinderte Aussicht vom Andreas-Därr-Turm womöglich der Grund dafür, dass Unbekannte 21 Bäume abgeholt haben? Fotos: G. Bauer/Gemeinde
 

Die Seinsheimer sind empört. Ludwig Eisen vom Steigerwaldklub auch. Unbekannte haben 21 Bäume abgeholzt.

Seinsheim/Iffigheim — In den letzten Wochen kam es auf dem Iffigheimer Berg am Andreas-Därr-Turm zu einer illegalen Baumfällaktion. "Das ist eine Unverschämtheit sondersgleichen", machte sich Seinsheims Bürgermeister Heinz Dorsch (CSU) in der Ratssitzung am Montagabend Luft und berichtete von 21 Bäumen rund um den Turm, die markiert waren und eigentlich stehen bleiben sollten. Nun aber lägen die Stämme kreuz und quer. Das Forstamt habe das Vorgehen auf Nachfrage als Waldfrevel bezeichnet. Bislang sei immer auf Absprache gearbeitet worden.

Der Iffigheimer Berg liegt anders als der Name vermuten lässt in der Gemarkung Krassolzheim. Das Waldrecht haben die Bürger der einst selbstständigen Gemeinde Iffigheim - und sie nehmen es auch wahr.

"So eine Aktion ist schon einmal passiert", erinnerte Norbert Dazian, einer der Iffigheimer Waldrechtler.
So oft der Blick vom Aussichtsturm behindert gewesen sei, habe die Gemeinde auf Absprache abholzen lassen. "Unser guter Wille wurde nun mit Füßen getreten", sagte Dazian enttäuscht.

Die Ratsrunde verständigte sich darauf, das Vorgehen aufs Schärfste zu verurteilen. Der Bürgermeister will den Tätern jedoch eine Chance geben, sich selbst zu melden. Er machte deutlich, dass die Bäume sicher nicht gefällt worden wären, wäre der Turm nicht da. Er will deshalb auch zunächst den Steiger-waldclub Nenzenheim als Pächter des Turmes und dessen Umfeld anschreiben und um eine Stellungnahme bitten. Komme es zu keinem Ergebnis, sei auch eine Strafanzeige nicht auszuschließen. Immerhin handele es sich um Bäume, die für die Zukunft des Waldes ausgesucht waren.

Entsetzt und enttäuscht reagierte der Vorsitzende des Steigerwaldclubs Nenzenheim, Ludwig Eisen, auf Nachfrage unserer Zeitung. Am Turm sei seitens Nenzenheim noch nie Holz gemacht worden. Nun aber seien offenbar Leute aus dem Club tätig geworden, ohne ihn zu fragen. "Das hätte ich nie erlaubt", stellte Eisen enttäuscht fest. Er habe erst vor wenigen Tagen von "dicker Luft" erfahren - und noch nicht einmal aus Nenzenheim. Auch ohne diesen Vorfall wollte er bei der Mitgliederversammlung am kommenden Samstag nicht mehr für den Vorsitz kandidieren.

Info: Andreas-Därr-Turm

Fakten Der Andreas-Därr-Aussichtsturm auf dem Iffigheimer Berg ist 27 Meter hoch. Im Innenbereich führen 54 Stufen nach oben. Der Iffigheimer Berg misst 482 Meter.

Geschichte Der ehemalige Nenzenheimer Lehrer und Mitbegründer des Steigerwaldclubs, Andreas Därr, hatte 1926 der Steigerwaldclub-Sektion Nürnberg die Errichtung des Turmes vorgeschlagen. Mit der Ausführung in gemauertem Stein und Fachwerkbauweise sollte dauerhafter Ersatz für einen nahegelegenen, aber verfallenen Holzturm geschaffen werden.

Verantwortung Das Gelände, auf dem der Turm seit 1927 steht, gehört der Seinsheimer Teilgemeinde Iffigheim, daher ist Bürgermeister Dorsch zuständig. Die Gemarkung selbst jedoch gehört zu Krassolzheim im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim in Mittelfranken