Stärken und Schwächen von Rödelsee und Lohr

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Der ehemalige Rödelseer Spieler Dennis Orf hat mit seinem neuen Team TSV Rothenburg in dieser Runde bereits gegen Rödelsee und Lohr gespielt. Er analysiert beide Kontrahenten, die am Samstag im Bayernliga-Spitzenspiel aufeinandertreffen. Foto: Krumpholz
Der ehemalige Rödelseer Spieler Dennis Orf hat mit seinem neuen Team TSV Rothenburg in dieser Runde bereits gegen Rödelsee und Lohr gespielt. Er analysiert beide Kontrahenten, die am Samstag im Bayernliga-Spitzenspiel aufeinandertreffen. Foto: Krumpholz

Vor dem Bayernliga-Spitzenspiel zwischen dem TSV Rödelsee und dem TSV Lohr (Samstag, 19 Uhr, Sickergrundhalle Kitzingen) wagt der Ex-Rödelseer und aktuelle Spieler des TSV Rothenburg, Dennis Orf, einen Vergleich beider Teams.

Der in Marktbreit lebende Student Dennis Orf stellt Punkte wie Rödelsees sowie Lohrs Offensive und Defensive gegenüber und tippt am Ende. Orf trat mit seinem Team schon bei beiden Mannschaften an und musste je eine Niederlage einstecken.


Offensive


Ausgangslage:
Rödelsee hat die stärkste Offensive der Liga mit 333 Toren. Bis auf das knappe 24:23 in Bayreuth knackten die Suchy-Schützlinge immer die 30 Tore-Marke. In vier Partien wurden mindestens 35 Treffer markiert, der absolute Top-Wert der Liga. Bei den deutlichen Erfolgen über Simbach (37:27) und in Ottobeuren (34:27) konnten die Gegner mit dem Ergebnis noch mehr als zufrieden sein.
Lohr hat mit 276 erzielten Toren nur den neuntbesten Wert, befindet sich hier nur im Mittelfeld der Liga. In den ersten acht Partien konnte Lohr kein einziges Mal 30 plus X Tore markieren. Das änderte sich in den letzten beiden Partien, als der TSV im Derby gegen Waldbüttelbrunn (30:26) und gegen Landshut (37:22) auch offensiv so richtig in Fahrt kam.
Dennis Orf: In der Offensive stehen dem TSV Rödelsee in dieser Saison zwei besonders routinierte Spieler im Rückraum zur Verfügung, die mit ihrer Länderspiel- und Bundesligaerfahrung einen sehr großen und entscheidenden Einfluss im Angriffsspiel des TSV einnehmen.
Im Gegensatz dazu setzt Lohr durchaus auf ein junges noch nicht so erfahrenes Team, welches jedoch immer mehr Erfahrung sammelt, was man von Spiel zu Spiel beobachten kann. Beide praktizieren durchaus ein schnelles Spiel, wobei ich hier den Vorteil leicht bei Lohr zu erkennen glaube, da sie doch eine relativ junge Mannschaft besitzen, die, wie sie im Spiel gegen Waldbüttelbrunn bewies, das Tempospiel 60 Minuten aufrecht halten können.


Defensive


Ausgangslage:
Mit 274 Gegentreffern reiht sich Rödelsee auf einen soliden Mittelfeldplatz ein. Vier Teams, darunter der heutige Gast, kassierten weniger eigene Tore. Auf Grund der teilweise sehr deutlichen Führungen, die man oft frühzeitig in den Spielen eingefahren hatte, wurde gegen Ende der Partien oft die Defensive etwas vernachlässigt. Ansonsten steht der Mittelblock mit Christian Häckner, Jan Kästner und Routinier Michal Tonar meist sehr gut und ermöglicht schnelle Gegenstöße zu Toren.
Der TSV Lohr besitzt seine große Stärke im Abwehrverhalten. Mit 224 Gegentreffern hat er mit großem Abstand den besten Wert ligaweit. Erst in drei Partien gestattete er mehr als 25 Gegentore, in zwei Spielen nicht einmal 20.
Orf: Im Gegensatz zur Offensive besitzt Lohr mit Stefan Schüßler einen der besten Torhüter der Liga.
Viele Mannschaften verzweifelten an diesem Keeper, welcher sehr gut durch seine Abwehr unterstützt wird. In unserem Spiel gegen Lohr wurde zum Ende des Spiels hin Schüßler zum Siegesgaranten.
Wie schon erwähnt, dreht die Maschinerie Rödelsees zu Beginn ordentlich auf und gerät zum Ende hin im Bereich der Abwehr in eine Art Schlendrian. Jedoch wird das heute nicht der Fall sein.

Trainer


Ausgangslage:
Mit Dusan Suchy (Rödelsee) und Dr. Frantisek Fabian (Lohr) stehen zwei slowakische Trainer an der Seitenlinie. Während Fabian seit 2009 beim TSV das Sagen hat, ist Suchy quasi ein Einheimischer. Seit 1998 leitet er die Geschicke bei den Rödelseern. Suchy schrieb die Erfolgsstory des TSV komplett mit und stieg von der BOL bis zur Spitzengruppe der Bayernliga auf.
Orf: "Hier treffen zwei Trainer aufeinander, die beide sehr viel Erfahrung mitbringen. Besonders Fabian mit seiner höherklassigen Erfahrung, sei es vom TuSpo Obernburg oder vom HSC Bad Neustadt, greift auf ein sehr reichhaltiges taktisches Wissen zurück. Der Vorteil von Suchy liegt wahrscheinlich in der sehr guten Kenntnis, sowie der guten Bindung zu seinen Spielern, die er optimal nutzt und die Stärken gezielt einsetzen kann.


Auffälligste Akteure


Ausgangslage:
Den besten Akteur der Liga besitzt die Heimmannschaft: Michal Tonar ist der alles überragende Spieler. 91 Tore nach zehn Spielen lassen Tonar auf Platz eins der Torschützenliste stehen. Unzählige Torvorlagen kommen beim einstigen WM-Teilnehmer hinzu.
Bei den Gästen ist in der Offensive Bohuslav Zelený tonangebend. Mit 63 Toren steht er auf der internen Torjägerliste ganz vorne, in der Liga ist es Platz sechs.
Orf: Ich ziehe nicht gerne die Torschützenliste heran, um einen Spieler daran zu messen oder zu definieren. Besser ist es, wenn man diese live erlebt. Dennoch steht Tonar nicht ohne Grund auf dem ersten Platz. Er ist ein sehr erfahrener Schütze, sei es aus dem Rückraum oder vom Siebenmeterpunkt. Des Weiteren hat er ein sehr gutes Auge für den Spielverlauf und bedient seine Mitspieler so ideal.
Mit Zelený, Bardina und den Spieß-Brüdern steht Lohr auch nicht schlecht da. Es sind zwar junge Spieler, aber für ihr Alter sehr erfahren und überaus ehrgeizig.


Kader


Ausgangslage:
Einige Talente, die der Handballschule des TV Großwallstadt entwachsen sind, hat Lohr in seinen Reihen. Denny Purucker und Yannick Badrina wechselten vor der Saison komplett zum TSV, während die Gebrüder Tom und Lars Spieß weiterhin für den Jugendbundesligakader des TVG auflaufen.
Bei den Rödelseern sind es vor allem die Brüderpaare, die den Großteil des Kaders ausmachen. Mit Andreas (Rückraum oder Außen) und Thomas (Torhüter) Paul, Christian (Kreis) und Maximilian (Rückraum) Häckner, sowie den Demels (Lukas, Tobias, Bastian und dem verletzten Florian) stehen einheimische Akteure im Kader. Unterstützt werden sie von Tonar, dem Ungarn Gabor Csorba und dem Trainerbruder Radovan Suchy. Neu sind Jan Kästner (zuvor Coburg) und André Deis (Königshofen).
Orf: Beide Teams haben sich zu Saisonbeginn gut verstärkt und bilden im Großen und Ganzen sehr starke Teams. Rödelsee hat besonders mit Kästner die Lücke auf der linken Rückraumposition geschlossen und entlastet somit die rechte Seite ein wenig. Zum Lohrer Kader sind drei Akteure gestoßen, die, wie schon erwähnt, auch ein Doppelspielrecht für die Jugendbundesliga haben. Es sind sehr wendige und agile Spieler, die es nicht scheuen, einer solchen Belastung entgegenzutreten. Es stehen sich somit zwei sehr gut besetzte Teams gegenüber, bei denen letztendlich sehr geringe Unterschiede dazu beitragen werden, wer letztendlich das Spiel für sich entscheidet.


Tipp


Orf: Es wird ein sehr enges und hartumkämpftes Spiel. Aufgrund dessen ist es sehr schwierig zu sagen, wie es ausgehen wird. Sicher ist, dass diejenige Mannschaft, welche heute gewinnt, einen sehr großen Schritt Richtung Meisterschaft machen wird. Ich schätze ein 29:27.