Die Rödelseer Männer haben mit dem Sieg beim TSV Lohr den Titel in der Bayernliga drei Spieltage vor Schluss eingefahren. Jetzt wird in Rödelsee nur noch gefeiert. Schließlich spielen sie als erstes Team im Landkreis Kitzingen in der 3. Liga.
TSV Lohr - TSV Rödelsee 21:23 (11:13). Samstag, 13. April 2013, 20.58 Uhr in der Spessarttorhalle in Lohr. Es waren noch 30 Sekunden im Meisterschaftsspiel zwischen Lohr und Rödelsee zu absolvieren. Doch es war egal, ob die Begegnung noch einige Sekunden andauern sollte. Es startete jetzt schon eine Party, die das Dorf im Kitzinger Landkreis so schnell nicht vergessen wird.
Mit dem 23:21-Sieg beim direkten Konkurrenten beginnt für den TSV Rödelsee und den Handballsport in der hiesigen Region eine neue Zeitrechnung. Meister in der Bayernliga - was für ein Erfolg. Die Spieler tobten nach dem Schlusspfiff hin und her, lagen sich in den Armen, ließen Trainer Dusan Suchy, Co-Trainer Jens Ullmann, Miki Tonar und den Macher Wilfried Demel durch die Lüfte fliegen.
Die Trommeln, die schon während den vorherigen 60 Minuten mächtig für Tamtam sorgten, versammelten sich nach Schlusspfiff auf dem Feld um weiter zu lärmen. Christian Häckner wurde mit Bier abgeduscht. Jan Kästner stimmte das große Humba-Humba an. Die große Sause sollte beginnen. Gemeinsam mit den circa 200 Rödelseer Fans, die mit drei Fanbussen in den Mainspessart kutschiert wurden, hatte das Spektakel nun kein Halten mehr. Auf der einen Seite die freudigen Gäste, auf der anderen die besiegten und niedergeschlagenen Lohrer, die in der Niederlage Größe zeigten und fair allen Rödelseern gratulierten.
"Ich muss ihnen für ein tolles Spiel und eine super Saison gratulieren", gab beispielsweise Trainer Frantisek Fabian direkt nach Schlusspfiff zu Protokoll.
Beide Teams lieferten sich vor 800 frenetischen Zuschauern einen wahren Abnutzungskampf. Nie unfair, aber äußerst hart, gingen beide Defensivreihen über die gesamte Spielzeit zu Werke. Die Physiotherapeuten beider Mannschaften mussten einige Mal auf dem Platz Schwerstarbeit verrichten. Doch das war, vor allem den Rödelseern egal. Sie kannten nur ein Ziel und während der Partie offensichtlich keine Schmerzen.
Zweifel, dass es Rödelsee nicht schaffen sollte, hatte man eigentlich nie während der Spielzeit. Zwar erwischte Lohr den besseren Start und lag nach knapp fünf Minuten mit 5:2 in Front, doch mit fortlaufender Spielzeit fanden die Gäste immer besser ins Spiel. Vor allem dank eines überragenden Thomas Paul im Tor. In den ersten 15 Minuten bekam er zwar kaum einen Ball an die Finger, doch plötzlich steigerte sich deutlich. Mit der nun auch immer besser werdenden Offensive gelang nach knapp zehn Minuten der erste Ausgleich durch Andreas Paul, den zweiten Paul in Reihen der Rödelseer. Die Gastgeber ließen zwar nicht wirklich nach und konnten noch einige Minuten in Führung bleiben, doch als Miki Tonar in der 15. Minute mal wieder einen unbeschreiblichen Wurf in das Dreieck des Heimtores setzte, lagen auch die Gäste erstmals in Front.
Fortan vernagelten Paul und die Abwehr den Kasten des Spitzenreiters dermaßen, dass Lohr kaum noch ein Mittel fand, um erfolgreich zu sein. Doch auch nach Ballgewinn überhastete die Suchy-Sieben keinen Angriff. Komplizierte Schnellangriffe waren Mangelware, dafür zeigte sich der Rückraum im Positionsangriff äußerst effektiv. Tonar, Kästner oder Andre Deis, mit einer unglaublichen Fackel, erhöhten sogar auf einen drei Tore Vorsprung. Abgezockt und im Stile einer Spitzenmannschaft trat die Winzergemeinde nun auf. Robust und kompromisslos in der Defensive, überlegt und treffsicher im Angriff. Dagegen hatte die emotionale und junge Lohrer Mannschaft wenig entgegen zu setzen. Dennoch muss auch der Truppe von Fabian ein Kompliment gemacht werden, denn sie gab sich nie auf und versuchten, auch wenn das Unternehmen Meisterschaft eigentlich schon mit der Halbzeit gelaufen war, die Partie noch zu drehen.
Doch auch nach dem Seitenwechsel waren die Gäste einfach zu clever und abgezockt. Der Vorsprung sollte nie weniger als zwei Tore betragen. Immer wenn Lohr wieder die Chance hatte heran zu kommen, schlug der TSV eiskalt zu. So wuchs die Führung bis auf sechs Tore, bevor gegen Ende der Partie Lohr noch einmal etwas Ergebniskosmetik betreiben konnte. "Wir werden das alles jetzt erst einmal genießen. Es fällt schon viel Druck von uns ab", so Erfolgstrainer Dusan Suchy nach dem Meistercoup. Auch Andreas Paul freute sich auf die kommenden Stunden und Tage. "Wir werden jetzt erst einmal so richtig Party machen." Und sein Bruder Thomas meinte mit einem lachenden Gesicht. "Hoffentlich können nach der Heimfahrt noch alle gerade aus dem Bus aussteigen."
Die Kitzinger Sportgeschichte darf derweil ein neues Kapitel schreiben. Protagonisten: Die Handballer des TSV Rödelsee.
TSV Lohr: Stefan Schüßler, Peter Pcola, Benjamin Scheiner 2, Lars Spieß 2, Bohuslav Zeleny 6/3, Yannick Badina 5, Milan Kralik 2, Benjamin Horn 1, Tom Spieß 3, Peter Vozar, Marius Rahtz
TSV Rödelsee: Thomas Paul, Maximilian Steppan, Jan Kästner 7/1, Gabor Csorab 2, Julius Weinhardt 1, Andreas Paul 5, Andre Deis 3, Miki Tonar 5, Radovan Suchy, Maximilian Häckner, Christian Häckner
Zeitstrafen: Scheiner, Zeleny, Rahtz, T.Spieß/Suchy, Kästner, C.Häckner