Die Gemeinde Seinsheim ärgert sich nach wie vor über Landwirte, die sich nicht um ihre Grenzsteine scheren und ihre Grenzen einfach überackern. Die Siebener sollen fehlende Grenzsteine jetzt ermitteln.
Die Siebener gehen bald wieder auf Tour. Der Gemeinderat Seinsheim ordnete am Montagabend Flurgänge in den Gemarkungen Iffigheim, Seinsheim, Tiefenstockheim und Wässerndorf an. Dabei beklagte Bürgermeister Heinz Dorsch (CSU) den Verlauf der vor Jahresfrist geführten Gerichtsverhandlung, in der es um die Ordnungswidrigkeit einer umfangreichen Überackerung gemeindeeigener Flächen ging.
"Wir wollten eigentlich eine grundsätzliche Klärung erreichen", erinnerte Dorsch. Aus dem Verlauf ergebe sich für ihn nun die Frage, ob die Gemeinde überhaupt noch Flurgänge anordnen soll. "Wer sich nicht an die Grenzen gehalten hat, wird sich auch weiterhin nicht daran halten", vermutete der Bürgermeister und machte gleichzeitig eine Verrohung des Verhaltens in der Flur aus. Er ärgert sich, dass Landwirte sich nicht um das Vorhandensein von Grenzsteinen scheren, sie einfach herausreißen und umackern.
Nachdem es für die Gemeinde kaum Möglichkeiten gibt, die ihr entstehenden Kosten wieder hereinzubekommen, sieht Dorsch nur die Möglichkeit, Übeltäter festzustellen und aktenkundig zu machen. Billiger als durch Überackerung könne man nicht zu Ackerflächen kommen.
Georg Sämann (UW Iffigheim) ging noch ein Stück weiter und schlug vor, den Bewirtschafter aufzufordern, das Vorgehen rückgängig zu machen.
"Es kann doch nicht sein, dass jeder machen kann, was er will", ärgerte sich Klaus Schilling (FW). "Das ist Sachbeschädigung mit Vorsatz und nichts passiert", sagte Wolfgang Körner (FW) und wollte das überhaupt nicht glauben.Die Anregung Schillings, auch den Grundeigentümer anzuschreiben, bedeutete Dorsch zu viel Bürokratie. Den Grundeigner zu informieren, könnte er sich schon vorstellen.
Die Ratsrunde beschloss, dass die Flurgänge durchgeführt und Überbauten sowie herumliegende oder fehlende Grenzsteine festgehalten werden. Eine entsprechende Mitteilung geht fotografisch belegt an den Bewirtschafter und den Eigentümer. Die überackerte Fläche wird zunächst nicht vermessen.
Von den Siebenern war Norbert Dazian anwesend. Er forderte die politische Schiene auf, eine juristische Handhabe zu schaffen. Große Erwartungen verknüpfte er mit der Forderung allerdings nicht, denn Feldgeschworene seien alleine in Franken ein Thema.
Info Feldgeschworene, Siebener oder Märker sorgen für Frieden an kleinen und großen Grenzverläufen. Sie arbeiten zentimetergenau, ganz ohne GPS (globales Positionierungssystem) und ohne computerbasierte Karten. In Bayern vollenden über 20.000 dieser Grenzherren die Arbeit der Vermessungsämter. Es gilt als ältestes bayerisches Ehrenamt, über die Grenzzeichen zwischen Grundstücken, Flurgebieten, Äckern und ganzen Gemeinden zu wachen.