Der Posaunenchor Markt Einersheim feiert Ende April sein 100-jähriges Bestehen. Großen Wert legt die Gruppe seit jeher auf Jugendarbeit.
Der Straßenwärter war dabei. Der Bauer von gegenüber. Und auch ein Tagelöhner. Als vor 100 Jahren - am 1. Januar 1913 - der Posaunenchor in Markt Einersheim gegründet wurde, fing das Ganze zwar klein, wuchs im Laufe der Jahre aber zu einer Gruppe, die heute aus dem Ortsleben längst nicht mehr wegzudenken ist.
Fünf Flügelhörner, zwei Tenorhörner, eine Posaune und ein Bombardon standen einst für die angehenden Musikanten bereit. Beschafft wurden die Instrumente in Nürnberg - für stolze 500 Mark. Die Bauerntochter Babette Neubert stiftete damals namens ihres Vaters Sebastian 400 Mark dazu.
Immer wieder gern kommen die Mitglieder des heutigen Chores auf die Gründung zu sprechen. Als Hauptaufgabe stellte sich die Gruppe damals die Begleitung von Festgottesdiensten vor - daran hat sich bis heute nichts geändert.
Der Dekan August Bomhard machte die Gruppe damals als erster Dirigent fit für ihre ersten Auftritte. Die Musiker spielten bei Hochzeiten und Beerdigungen sowie bei öffentlichen Anlässen wie der Feierstunde zum Volkstrauertag. Die Proben fanden im Schulhaus statt, wo sich die Mitglieder auch heute noch zum Üben treffen.
Während des Ersten Weltkrieges musste der Posaunenchor pausieren, weil die Bläser alle zum Frontdienst berufen waren. Erst in den Nachkriegsjahren fand man sich allmählich wieder zusammen und spielte schließlich wieder mit acht Bläsern - und unter der Leitung des Bürgermeisters.
Im Zweiten Weltkrieg musste der Chor erneut wegen des Kriegseinsatzes seiner Mitglieder pausieren - mit dem Unterschied, dass diesmal leider fünf Gefallene zu verkraften waren. Mit den aus Krieg und Gefangenschaft Heimgekehrten wagte der Posaunenchor 1949 einen Neuanfang. 1963 traten beim 50.
Gründungsfest 13 Bläser an.
Auf die Jugend war immer Verlass Als der neue Dekan Joachim Bomhard 1964 die Nachfolge von Ernst Denninger als Chorleiter übernahm, lernte er bereits im ersten Jahr zehn junge Bläser an. Er bestätigte die Einstellung des Posaunenchores, dass Posaunendienst auch ein Stück Jugendarbeit darstellt. Jugendliche verstärkten den Chor immer wieder und bauten so auch sein Klangbild weiter aus.
Der Posaunenchor ist bis heute kein Verein, daher fallen auch keine Mitgliedsbeiträge an. Allerdings haben sich die Musiker 1985 eine Chorordnung gegeben. Die Anschaffungen von Musikinstrumenten, deren Reparatur und die Anschaffung von Notenblättern werden meist über Spenden finanziert.
Heute verfügt der Posaunenchor über 18 Mitglieder, darunter seit 1966 auch Frauen.
Die Leitung hat seit 1995 Georg Deininger inne.
Natürlich muss das 100-jährige Bestehen des Posaunenchors Markt Einersheim auch gebührend gefeiert werden. Am Sonntag Kantate, 28. April, gibt es einen Festgottesdienst in der St. Matthäuskirche; zudem findet an diesem Wochenende der Bezirksposaunentag in der Mehrzweckhalle statt. Alle bisherigen Jubiläen des Chors standen unter dem Leitwort des Psalms 150, den die Musiker mit den Worten "Lobet den Herrn mit Posaunen" seit nunmehr 100 Jahren ernst nehmen. Das wird auch diesmal nicht anders sein.
Vorfreude schon jetzt zu spüren Bezirkskantorin Marianne Schmidt sieht Posaunenchöre als eine Bereicherung der Kirchenmusik. In der evangelischen Kirche würden oft eigene Posaunenchöre spielen, während die Kirchenmusik in der katholischen Kirche meist von Abordnungen aus Musikvereinen komme. "Ein Auftrag der Posaunenchöre liegt in der Verkündung des Evangeliums", betont sie und freut sich schon auf den Festgottesdienst, der wie immer mit einer großartigen Entrade des Posaunenchores beginnen wird.