Naturidyll oder Hochwasser-Blockade: Soll der Breitbach bei Nenzenheim radikal geputzt werden?

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Der Breitbach in der Ortsmitte von Nenzenheim. Viel Grün hat sich im Bachbett breit gemacht: Pflanzen, Büsche und sogar kleine Bäume.
Eike Lenz

Die Natur hat sich in dem Bachlauf über Jahre ihre eigene Welt geschaffen. Schon gibt es Stimmen, die nach einem Eingriff verlangen. Wird der Iphöfer Bauausschuss ihnen nachgeben?

Es sieht aus wie ein Bach, plätschert wie ein Bach, aber es ist kein Bach – zumindest nicht nach der Definition der Fachleute. Die sprechen mit Blick auf den durch Nenzenheim fließenden Breitbach lieber von einem technischen Gewässer. Vor Jahren hat man das zumeist friedliche Rinnsal in ein karges Betonbett gezwängt. Dass in ihm Sträucher, Pflanzen und sogar kleine Bäume wuchern, sehen manche nicht gern – weil sie im Notfall die Wasserabfuhr behindern und die Fluten stauen können. Notfälle wie Starkregen, bei denen der Bach schon einmal zum reißenden Strom schwillt. Soll sein Bett deshalb regelmäßig gesäubert, das Grünzeug entfernt und der Bach auf seine reine Funktion getrimmt werden?

Hans Brummer findet die "nackte Betonrinne abstoßend". Iphofens Vize-Bürgermeister steht an einem von Regenschauern durchzogenen Abend am Marktplatz in Nenzenheim. Gemeinsam mit den Mitgliedern des Bau- und Umweltausschusses diskutiert er die Frage, wie oft der Breitbach an dieser Stelle gesäubert werden soll. Man darf sich darunter nicht zu viel Romantik vorstellen, bei der Naturfreunde im Hochsommer durch das Bachbett streifen und einzelne störende Gewächse entnehmen. Glaubt man Bauamtsleiter Matthias Kurth, dann steckt dahinter eher eine martialische Aktion. Ein Bagger wird in den Bach gehievt und schiebt mit seinem breiten Schild alles weg, was sich ihm in den Weg stellt.

Ist die Sicherheit des Ortes bei Hochwasser gefährdet?

Die Initiative dazu geht von dem in Nenzenheim wohnenden Stadtrat Udo Schumann aus, der beim Ortstermin an diesem Abend leider nicht dabei sein kann. Doch man darf annehmen, dass es ihm um die Sicherheit des kleinen Ortes bei Hochwasser oder Starkregen geht. Stadtteilreferent Alexander Hansch findet die kleinen Inseln, die sich mit der Zeit gebildet haben, eigentlich ganz schön. Sie gründen nach seinen Angaben auf dem Sand, den Kinder hier vom Spielplatz aus in den Bach werfen. Hansch plädiert dafür, den Bachlauf im bisherigen Rhythmus von zehn Jahren zu putzen.

Das letzte Mal geschah das laut Bürgermeister Dieter Lenzer im Jahr 2013 und kostete die Stadt rund 10.000 Euro. Der entnommene Schlamm wurde damals zum Trocknen auf einen Acker gebracht und anschließend in den Boden eingearbeitet. Heute wäre das so nicht mehr möglich. "Wir müssten den Aushub beproben lassen oder gleich zur Deponie fahren", so Bauamtsleiter Kurth. Jürgen Adler weiß, was das bedeutet. "Da reden wir gleich über ein paar Tausend Euro."

Ein Hochwasser spült den Breitbach wieder richtig durch

Nicht nur Lenzer ist deshalb dafür, den Bach Bach sein zu lassen, solange dessen technische Funktion davon nicht nachhaltig gestört wird. Peggy Knauer spricht von einem "Rückzugsgebiet für Libellen und Amphibien" und wünscht sich, dass zumindest "einzelne Inseln" erhalten bleiben. Die effektivste Reinigung, so hat Stadtteilreferent Hansch beobachtet, ist ohnehin ein Hochwasser. Dabei werde der Bach richtig durchgespült, danach sei er wieder "sauber". Aber Hochwässer gibt es kaum noch, zuletzt litt das Gewässer eher unter der monatelangen Trockenheit. Der Ausschuss legte sich am Ende darauf fest, die kleine Lösung zu wählen und nur die großen Gewächse aus dem Bach zu entfernen.