Jutta Bücherl hat genug vom Hochwasser. Sie möchte ihren Friseurladen "Jutta's Barber Shop" in Kitzingen Etwashausen wieder eröffnen und in den kommenden Tagen und Wochen endlich wieder normal arbeiten. Drei Geschäftstage sind ihr wegen dem Hochwasser schon durch die Lappen gegangen.
Die finanziellen Auswirkungen der Flut machen sich so schon genug bemerkbar. Welche Schäden das Wasser sonst hinterlassen hat, dazu kann sie noch nicht viel sagen. Nur soviel. Es ist nicht spurlos an dem Haus in der Kantelgasse vorüber gegangen.
Der Keller war bis oben hin vollgelaufen - Waschmaschine und Trockner standen mittendrin. Auch in den Friseurladen ist die Brühe eingedrungen: "Wir haben den Salon schon vorsichtshalber gefliest, weil wir damit gerechnet haben, dass es irgendwann Hochwasser gibt", erklärt Jutta Bücherl, die sich 2009 in Etwashausen selbstständig gemacht hat. Trotzdem riecht es nun etwas modrig. Mit dem Wasser kamen zudem Ratten in den Keller. Die möchte die Friseurin nun so schnell wie möglich wieder loswerden.
Gestern haben Jutta und ihr Mann Gerhard Bücherl die Böden geschrubbt, die Gartenfliesen gekehrt und abgespritzt sowie das Mobiliar aus dem Frieseursalon - dieses hatten sie vorsichtshalber aus dem Erdgeschoss in den ersten Stock
geschafft - heruntergetragen. Viel Arbeit: "Die Stühle sind außerdem sehr schwer", erklärt Bücherl, die gestern schon um sechs Uhr mit den Aufräumarbeiten begonnen hat.
Flucht nacht Marktbreit
Am Dienstag hatte die Frau ihr Haus verlassen. Die Situation war zu schlecht geworden. Ihr Mann, der bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist, hat sie und den gemeinsamen Hund mit einem Schlauchbot abgeholt. Alle drei sind bei den Schwiegereltern in Marktbreit untergekommen.
Seit gestern ist Jutta Bücherl wieder zurück. Seitdem steht das Telefon kaum still: "Meine Kunden wollen wissen, wann sie einen Termin haben können." Viele Termine hatte sie wegen dem Hochwasser absagen müssen.
Ab heute möchte sie wieder normal arbeiten.
Ob das in den nächsten Tagen so geht, ihr Nachbar Uwe Mergler macht ihr da wenig Hoffnung: "Ich habe im Radio gehört, dass das Hochwasser zurückkommt - noch höher als im Jahr 2003", sagt er. Um das Haus, in dem seine Eltern wohnen, zu schützen hat er gestern große Bleche besorgt.
Die befestigt er an den Türen und Fenstern der Wohnung - mit einem speziellen Dichtmaterial. Damit hat er beim aktuellen Hochwasser gute Erfahrung gemacht. Während das Wasser am Haus etwa 40 Zentimeter hoch stand, blieb es im Haus relativ niedrig. Mit einer Pumpe kämpft die Familie zudem gegen die Flut.
Selbstentwickelter Schutz
An der Haustür sollen zudem ein zwischen den Mauern eingeklemmtes Holzbrett und mehrere Sandsäcke das Wasser am Eindringen hindern. Im Haus haben die Merglers die Tiefkühltruhe aus dem Erdgeschoss nach oben getragen.
Waschmaschine und Trocker auf einen Tisch gehoben und bewegliche Gegenstände ebenfalls höher gestellt.
Die Familie ist gut gerüstet für das kommende Hochwasser. Dass dieses tatsächlich kommt, davon ist Dieter Hauck vom Wasserwirtschaftsamt überzeugt. Der Pegel in Trunstadt, ist gestern wieder angestiegen. "Es gab einiges an Regen und es liegt hier auch noch viel Schnee, der wegtaut", erklärt er.
Eine neue Welle ist nach gestrigem Stand deshalb sicher. Wie hoch sie allerdings wird, dazu kann Hauck noch nichts sagen. Erst wenn in Trunstadt der höchtste Pegel erreicht ist, lassen sich auch Angaben für Kitzingen ableiten.
Aktuelle Informationen gibt es unter www.hnd.bayern.de und unter 09321/20-3110.