Die zehnjährige Anna schüttelt den Kopf und meint: „Nö, da habe ich noch nie Geld rein geworfen.“ Ihre Geschwister Thea und Moritz stimmen dem zu. Keiner von den dreien hat jemals 20 Cent in einen Kaugummiautomaten gesteckt. Dabei stehen solche Geräte auch im Landkreis an vielen Standorten.
Kaugummi-Automaten kennt immer noch fast jeder aus seiner Kindheit. Spricht man Passanten auf die roten Kästen an, hört man oft folgenden Satz: „Was, die gibt's noch?“ Früher ließ sich für zehn Pfennige das Plastikkreuz drehen und eine klebrige Kugel fiel heraus. Schön waren die Dinger eigentlich nie. Die Automaten sind häufig verschmiert, viele von ihnen haben Brandspuren und machen einen ziemlich tristen Eindruck. Obwohl innen drin bunte Kaugummis sind oder billige kleine Spielsachen, die häufig viel zu schnell kaputt gehen beziehungsweise relativ sinnfrei sind. Vor allem an Schulwegen, bei Kindergärten und Bushaltestellen gibt es sie noch.
Die Automatenaufsteller kommen ihrer Hauptkundschaft – den Kindern – gern ein bisschen entgegen. Sie kennen ihre Zielgruppe, seit Jahrzehnten schon. Aber die Alterung unserer Gesellschaft sorgt in der Aufsteller-Branche für Sorgenfalten. Weniger Kinder bedeuten nämlich geringere Umsätze. Im Fachjargon der Branche auch Drehzahlen genannt.
Am besten liefen nach wie vor Kaugummis, meint ein Aufsteller, der nicht genannt werden möchte. Entscheidend sei in seinem Geschäft nicht so sehr die Gewinnspanne beim Verkauf eines Produkts, sondern vor allem die Drehzahl. Also, wie viele Kinder ihr Geld in den Automaten stecken.
„Wenn Sie ein Produkt mit viel Gewinn haben, das sich nur wenig verkauft, nutzt das nichts“, meint der Geschäftsmann am Telefon. Um die Drehzahl am Münzrad hoch zu halten, werden daher neue Trends aufgriffen - wie etwa beliebte Kinderfilme, deren Figuren dann kurze Zeit später in den Automaten liegen. Aber es gibt auch Klassiker, die seit Jahren funktionieren: Flummis, Stinkbomben und supersaure Süßigkeiten.
Lohnt sich denn das Geschäft mit den Kaugummiautomaten? Laut Einschätzung des Verbandes der Automaten-Fachaufsteller (Vafa) sei hier kein eindeutiges Ja oder Nein möglich.
Bis zu 700 Euro Umsatz
Es gebe durchaus noch Standorte, an denen hohe Umsätze bis zu 700 Euro im Jahr möglich seien. Andere Plätze würden nur 20 Euro abwerfen. Allerdings kommen Aufsteller mit ein paar Hundert Automaten nicht über die Runden. Um genügend Umsatz zu machen, braucht es schon mindestens 2000 solcher Apparaturen.
Die Behältnisse, in denen sich das Angebot befindet, werden übrigens im Schnitt alle drei Monate ausgetauscht. Insgesamt hat der Inhalt eines Automaten den Wert von 30 Euro.