Weg mit den Lasten, her mit der Liebe Gottes

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Münsterschwarzach Unter dem Titel „Nacht der Versöhnung“ können sich Jugendliche ab 16 Jahren auf ganz besondere Art mit der Botschaft Gottes auseinandersetzen. Die Jugendarbeit der Abtei Münsterschwarzach lädt dazu am Freitag, 18. Januar, um 19.30 Uhr zu einer „Jugendvesper Spezial“ in die Abteikirche ein. Was genau es damit auf sich hat, verrät vorab Julia Martin im Interview.

Münsterschwarzach Unter dem Titel „Nacht der Versöhnung“ können sich Jugendliche ab 16 Jahren auf ganz besondere Art mit der Botschaft Gottes auseinandersetzen. Die Jugendarbeit der Abtei Münsterschwarzach lädt dazu am Freitag, 18. Januar, um 19.30 Uhr zu einer „Jugendvesper Spezial“ in die Abteikirche ein. Was genau es damit auf sich hat, verrät vorab Julia Martin im Interview.

Frage: Münsterschwarzach betreibt eine sehr aktive Jugendarbeit. Warum ist das so wichtig?

Julia Martin: Junge Menschen liegen uns besonders am Herzen, weil es gerade für sie wichtig ist, Orientierung in ihrem Leben zu finden. Wir schaffen deshalb Angebote, bei denen sie – etwa in unterschiedlichen Formen von Gottesdiensten – auch persönliche Erfahrungen mit Gott machen dürfen. Bei uns dürfen sie so sein, wie sie sind, mit allen Zweifeln und allen Fragen. Wir wollen uns gemeinsam auf die Suche nach „mehr“ machen – und es vielleicht auch finden. Junge Menschen werden die Welt von morgen gestalten. Wir möchten ihnen dabei helfen, aus einer tiefen Verantwortung, aus der Verbundenheit mit Gott, der Quelle unseres Lebens, zu handeln.

Wie gelingt es, Jugendliche in der heutigen Zeit für Kirche und Gott zu begeistern?

Julia Martin: Ein Ansatz ist es, selbst in und aus einer tiefen Gott-Verbundenheit heraus zu leben, eine tiefe Beziehung zu sich und der eigenen Seele zu haben. Genau so leben die Mönche in Münsterschwarzach. Das erleben die Jugendlichen dann auch als authentisch. Wer selbst Zugang zum Geist Gottes hat, der kann andere Menschen auch be-Geist-ern.

Ist es eine große Herausforderung?

Julia Martin: Wir können eine Gotteserfahrung bei anderen Menschen nicht herstellen, aber wir können Räume bieten, an denen sich Gott „zeigen“ kann, dass das Herz leichter wird, dass man selbst plötzlich tiefe Dankbarkeit und innere Freude erfahren darf. In der Begegnung mit den jungen Menschen erleben diese auch, dass wir sie in ihren Wünschen und Bedürfnissen ernst nehmen und annehmen. Wir versuchen sie zu verstehen und sie auf ihrem eigenen Weg zu begleiten.

Was genau muss man sich eigentlich unter eine Jugendvesper vorstellen?

Julia Martin: Eine Jugendvesper hat die Vesper der Mönche (das Abendgebet) zum Vorbild. Dort werden Psalmen gesungen, die uralten Gebete aus der jüdischen (beziehungsweise jetzt auch christlichen) Tradition. Diese Psalmen und Lieder besingen alle Gefühle und Lebenslagen der Menschen. So können sie zum Spiegelbild für das eigene Befinden werden. Alle Gefühle werden in den Psalmen aufgegriffen: Freude, Dankbarkeit, aber auch Wut und Trauer. In der Jugendvesper singen wir aber auch Lieder aus dem modernen Geistlichen Liedgut, Worship-Songs oder Taizé-Lieder. Ein wesentlicher Bestandteil der Jugendvesper ist auch immer ein Ritual, mit dem wir uns etwa mit einem Licht an Gott wenden, als Entlastung von etwas Schwerem im Leben die Hände auf den Altar legen, um die Last an Gott abzugeben oder in dem sich die Jugendlichen segnen lassen können.

In der Ankündigung zur Spezialausgabe am Freitag ist die Rede von einer Klagemauer und einem Weihrauchritual? Was hat es damit auf sich?

Julia Martin: Bei der Spezialausgabe arbeiten wir mit unterschiedlichen Ritualen – jeder kann das tun, was ihm gerade zusagt. Bei der Station der Klagemauer können die Jugendlichen alles, was sie im Herzen tragen zu Gott bringen – konkreter eben: in die Klagemauer stecken, so ähnlich wie das die Juden in Jerusalem an der Klagemauer tun. Der Weihrauch besteht aus bestimmten Harzen. Dieses fließt aus, wenn der Baum „verwundet“ wird. Symbolisch geben wir unsere (seelischen) Wunden, auch „Verhärtungen in unserem Gefühlsleben“, auf glühende Kohlen. Wir legen die Wunden im übertragenen Sinne in das glühende Herz der Liebe Gottes, dass alles verwandelt wird, heilt und wir wieder mit einem freien Herzen ins Leben zurückkommen.

Bis zu 600 Jugendliche aus dem ganzen Bistum waren in den vergangenen Jahren da. Wo kommen die alle her?

Julia Martin: Viele Jugendliche kommen aus der näheren Umgebung, aus Würzburg und dem Umkreis. Es kommen aber auch viele Firmlinge, die sich auf das Sakrament der Firmung vorbereiten.

Diesmal dreht sich alles um Versöhnung. Warum ist Ihnen gerade das ein Anliegen?

Julia Martin: Versöhnung ist ein ganz wichtiges Thema im Leben, besonders im Leben von jungen Menschen. Dabei geht es nicht nur um die Versöhnung mit anderen, sondern auch mit sich selbst und mit Gott. Wir kennen das doch alle, wenn wir abends im Bett liegen und nicht einschlafen können. Der Grund: Selbstzweifel und mit sich selbst nicht im Einklang sein. Das kann dazu führen, dass man ewig alte Wunden durch das Leben schleppt. Wir wollen dabei helfen, mit sich selbst wieder ins Reine zu kommen, sich nicht ständig rechtfertigen zu müssen oder unverstanden zu fühlen. Aber auch, sich eigene Fehler einzugestehen. Wenn wir diesen Frieden finden, finden wir vielleicht auch zurück zu einer Freude, die wir als Kinder noch hatten.

Wer jetzt neugierig geworden ist, kann einfach kommen? Auch als Einzelperson?

Julia Martin: Bei uns ist grundsätzlich jeder immer willkommen. Auch zu den Jugendvespern, die regelmäßig jeden dritten Freitag im Monat stattfinden. Für die Spezialausgabe bitten wir nur Gruppen um eine Anmeldung an info@junges-muensterschwarzach.de. Sonst kommen tatsächlich so viele, dass unser Angebot nicht ausreicht. Mehr Infos gibt es übrigens jederzeit auch auf Facebook: www.facebook.com