Lydia Fischer führt Gäste durch Seinsheim und Umgebung und hat für alle einen unterirdischen Überraschungseffekt parat
Es hängt eben alles miteinander zusammen: Der Wein, der Boden, das Wasser, die Geschichte und die Bauwerke: Lydia Fischer weiß das wie kaum eine andere. Seit fast 20 Jahren führt sie Gäste durch Seinsheim und Umgebung.
Iphofen, Volkach, Rödelsee, Sommerach: Die Liste an bekannten Weinorten im Landkreis Kitzingen ließe sich beliebig fortsetzen. Der südliche Steigerwald war lange Zeit ein touristisches Niemandsland. Spätestens Anfang des Jahrtausends hat sich das geändert. Seither firmiert die Gegend unter dem schönen Namen „Weinparadies Franken“ und wird überregional vermarktet.
„Die meisten Gäste kommen aus dem ganzen Frankenland, aber wir haben auch Busse aus dem Stuttgarter oder Augsburger Raum hier“, sagt Lydia Fischer. Oberhalb von Bullenheim und Seinsheim genießen die Besucher an der Weinparadiesscheune örtliche Schoppen und weit reichende Blicke ins fränkische Land. In Seinsheim führt die Gästeführerin durch einen Ort, der viel mehr zu bieten hat, als es auf den ersten Blick scheint. Beispielsweise eine Kirche, die vollständig auf Weinkellern erbaut ist. Oder 42 religiöse Denkmäler.
Touristischer Aufschwung
„Auf einmal haben Bürgermeister und Gemeinderäte zusammengearbeitet“, erinnert sich Fischer an die Jahrtausendwende. Die Folge: Ein touristischer Aufschwung und die Suche nach kompetentem Personal. 2001 ist sie von Bürgermeister Heinz Dorsch gefragt worden, ob sie sich ein Berufsleben als Gästeführerin und Ansprechpartnerin für Touristen vorstellen kann. Die Kinder waren aus dem Gröbsten raus, in den alten Beruf als Bürokauffrau wollte sie nicht zurück und Kenntnisse über den Ort hatte sie reichlich. Lydia Fischer sagte Ja – und hat diese Entscheidung bis heute nicht bereut.
Ein paar hundert Menschen führt sie seither Jahr für Jahr durch ihren Heimatort oder in die anschließenden Weinberge. An Angeboten für kurzweilige Führungen mangelt es nicht: Es gibt einen Baumhoroskopweg, einen Bildstockweg, kulturgeschichtliche Wanderungen am Bullenheimer Berg, eine Wanderung entlang des Weinparadieswegs, einen Dorfspaziergang und Lydia Fischers Lieblingstour: Die Kirchenburgführung
„Wo der Bartel nicht nur den Most holt.“ Die Franken kennen diesen Spruch als Androhung. In Seinsheim beschreibt er eine langjährige Praxis. „Mit ihren Tonkrügen haben die Winzer und Bauern früher tatsächlich ihren Most aus den Kellergewölben geholt“, erzählt Lydia Fischer. Der Most stand in Seinsheim stets für den Traubenwein.
Bei diesem Anblick staunt jeder
Die ausgebildete Gästeführerin Weinerlebnis Franken zieht einen langen, eisernen Schlüssel aus ihrer Umhängetasche und grinst. Die Vorfreude ist ihr anzusehen. „Bei diesem Anblick staunt jeder“, sagt sie – und behält Recht. Direkt unter der Kirche St. Peter und Paul, erbaut in den Jahren 1810 bis 1814, liegt ein Keller, der in ganz Franken seinesgleichen suchen dürfte.