Matthias lässt sich zu mir zurückfallen. Während ich hörbar schnaufe, erklärt er mir die Gegend. „Dort hinten ist ein Dachsbau“, sagt er und deutet bergauf. Ich nicke hektisch, Schweißperlen tropfen auf den Waldboden. „Da hinten kommt eine schöne Lichtung, da können wir ja mal Pause machen“, sagt Matthias. „Eine sehr gute Idee“, denke ich mir erleichtert. Eine Antwort bringe ich nicht heraus, stattdessen nicke ich nur noch einmal.
Auf der Lichtung hat man einen wunderschönen Blick Richtung Markt Einersheim. Die Sonne verschwindet bereits langsam im Westen und taucht die Wiese in goldenes Licht. „Die Bedingungen für Fahrradfahrer sind hier optimal“, hatte Rainer Wolf vor unserem Start erklärt. „Auf der einen Seite der Main, dann die wunderschönen Weinberge und schließlich der Steigerwald – hier ist für jeden etwas geboten.
“ Auch Bernd Herrmann bestätigt: „Hier kann man eigentlich besser fahren, als im Hochgebirge – man hat mehr Abwechslung.“
„Jetzt kommt nur noch eine steile Rampe zum Schloßberg“, sagt Matthias. „Aber da kannst du ruhig absteigen und schieben – in meinem ersten Jahr musste ich das auch schon mal machen.“ Matthias Worte wecken meinen Ehrgeiz. Er hält nicht einmal 20 Meter. Dann schiebe ich doch lieber.
„Ab jetzt fahren wir fast nur noch bergab“, sagt Bernd oben angekommen aufmunternd. Und wie! Auf einer schmalen Spur geht es über Stock und Stein hinab. Der Weg macht enge Kurven zwischen den Bäumen. Das Blätterwerk hängt tief, immer wieder müssen wir den Kopf einziehen. Die Federung fängt die Schläge gut ab, trotzdem vibriert der ganze Körper. Wenige Minuten später ist die rasante Abfahrt schon vorbei. Leider.
Idealer Ausgleich
„Früher wollte ich auch nur bergab fahren“, meint Matthias zu mir. „Mittlerweile weiß ich auch die Steigungen zu schätzen.“ Das sei der ideale Ausgleich nach einem anstrengenden Arbeitstag. Er fahre zwar auch Rennrad. „Da hab' ich aber zu viel Zeit zum Nachdenken.“ Beim Mountainbiken hingegen muss er sich ganz auf das Fahren konzentrieren. Alles andere rücke in den Hintergrund.
Weiter geht es über Wald- und Feldwege, erst Richtung Schwanberg, schließlich zurück Richtung Iphofen. Meine Muskeln schmerzen ein bisschen – trotzdem geht es mir richtig gut. „Letztens war einer bei mir im Laden, dem habe ich vor zwei Jahren ein Rad verkauft“, erzählt Bernd. Mittlerweile sei der Mann nicht wiederzuerkennen. „Der hat 20 oder 30 Kilo abgenommen.“
Bernd kennt einige solcher Fälle: Erst wollten sie es nur einmal ausprobieren und dann sind sie einfach dabei geblieben. „Wir haben einen im Verein, der ist dieses Jahr 75 geworden – und fährt trotzdem noch weit mehr als 100 Kilometer am Tag.“ Ob es mir auch so gehen wird, weiß ich noch nicht. Sicher ist: Beim einmaligen Ausprobieren wird es nicht bleiben.
Bocksbeutel-Tour 2016
Bocksbeutel-Tour am Sonntag, 11. September: Sechs Touren zwischen 20 und 120 Kilometern. Zusätzlich eine geführte Mountainbike-Tour.
Mountainbike-Tour: 30 Kilometer, 500 Höhenmeter. Abfahrtszeiten: 10 Uhr (flottes Tempo), 10.15 Uhr und 10.30 Uhr (mittleres Tempo) bei der GWF Iphofen, Bahnhofstraße 52.
Anmeldung Online (10 Euro) oder vor Ort (12 Euro). Jeder ist willkommen.
Weitere Informationen: radsport.tg-kitzingen.de oder bei Rainer Wolf, 01715200674 od. 01713640557