Was der HSV Fellbündel – Pik Ass bei der Hundeerziehung anders macht.
Für einen kurzen Moment halten alle den Atem an. Im sanften Schneetreiben erscheint die Silhouette eines Spaziergängers mit Hund. Er ist so weiß wie seine Umgebung, läuft gehorsam am Fuß seines Herrchens. Dann spitzt er die Ohren, verzögert kurz seinen Schritt. „Die beiden waren auch schon bei uns“, sagt Reiner Beier, Mitglied und Trainer im Kitzinger Hundesportverein (HSV) Fellbündel- Pik Ass e.V.. Stolz schwingt in seiner Stimme mit. Denn der weiße Schäferhund läuft völlig entspannt weiter, obwohl er seine Artgenossen wittert und im Auge hat.
Ein kurzer Gruß unter Hundebesitzern, dann entfernt sich das Pärchen. „Das wäre früher so nicht möglich gewesen“, weiß Beier. Das Training mit dem einstigen Problemhund hat sich gelohnt. Der HSV hat ganze Arbeit geleistet – auf seine ganz eigene Art und Weise.
„Der etwas andere Hundesportverein“ nennen sich die Mitglieder um ihre Vorsitzende Manuela Böhm-DiFalco – und das nicht nur wegen des außergewöhnlichen Namens. „Wir wollten etwas, dass im Gedächtnis bleibt“, sagt die Albertshöferin. Einfühlsam und liebevoll, aber auch nicht zu kuschelig sollte er klingen. Die Kombination aus dem weichen Fellbündel und der dominanten Pik Ass erschien genau richtig. Sie hat nicht nur einen hohen Wiedererkennungswert, sondern passt auch ganz genau zum Konzept der Hundesportler.
Am aktuellen Trainingsgelände im Innopark nimmt man sich – wenn der Verein nicht gerade Corona bedingt zu hat – viel Zeit für jeden einzelnen Hund. Hier gibt es keine strengen Vorgaben, jedes Hund-Mensch-Duo wird ganz individuell behandelt, und das schon beim Welpen Training. Iris Duckerschein ist bei Pik Ass für dieses Angebot verantwortlich und betont den Unterschied zu Hundeschulen. „Die Hunde kommen zu uns nicht zum Spielen, sondern zum Lernen.“ Ihre Methode sei durchaus vergleichbar mit der Montessori-Lehre bei Kindern: Hilf mir, es selbst zu tun. „Wir pressen die Hunde nicht in irgendwelche Schemen hinein“, sagt Duckerschein. „Wenn ein Welpe erst einmal eine Stunde gucken will, dann guckt er eben erst einmal. So wie alle anderen Hunde auch.“
„Jedem Tier was es braucht. Und auch jedem Menschen.“
Birgit Hartmann, Hundebesitzerin Die Betonung auf das individuelle Wesen eines jeden Hundes – und eines jeden Frauchen oder Herrchens – behält das Team auch bei den erwachsenen Tieren und ihren Haltern bei. Viele Mitglieder haben sich gerade deswegen den Kitzinger Fellbündeln angeschlossen – zum Beispiel auch Jürgen Lucas. Mit seinem Schäferhundrüden Gino vom Deutschen Königshof war er Mitglied in einem anderen Verein. Die Methoden, die dort bei der Arbeit mit den Hunden angewandt wurden, gingen ihm zunehmend gegen den Strich. Auf der bis dato jährlich statt findenden Ochsenfurter Hundemesse lernte er 2018 schließlich das Konzept des HSV Fellbündel-Pik Ass e.V. kennen und war schnell überzeugt. Gino beherrscht inzwischen die unterschiedlichsten Sparten des Hundesports – zum Beispiel auch das Fährten. Dabei legt der Mensch eine Fährte und der Hund muss sie anhand seiner Spürnase finden. Eine spannende, aber auch anstrengende Aufgabe für das Tier. „Danach braucht er erst einmal Ruhe“,weiß Lucas – und die wird nicht nur seinem Gino im Kitzinger Fellbündel-Verein gegönnt.
„Jedem Tier was es braucht“, sagt Birgit Hartmann. „Und auch jedem Menschen.“ Sie weiß, wovon sie spricht. Ihr Sohn hat eine schwere körperliche Beeinträchtigung, saß lange im Rollstuhl und läuft nun mit Prothese. Er trainiert gerade seine Französische Bulldogge für die Begleithundprüfung. Dass er hier die passende Unterstützung dafür bekommt, macht nicht nur ihn, sondern auch seine Mutter und die Vorsitzende des HSV sehr glücklich.
„Wir freuen uns über jedes Mitglied“, sagt Manuela Böhm-DiFalco. „Wir helfen uns gegenseitig, in jeder Lebenslage.“ Darüber hinaus engagieren sich die Vereinsmitglieder für wohltätige Zwecke und sind im Tierschutz aktiv.