Die beiden Polizeibeamten Hufnagel und Ernst weisen in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung freiwilliger Test hin. „Schon im Internet gibt es beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat die Möglichkeit einen ersten Seh-, Hör- und Reaktionstest zu machen“, erklärt Hufnagel (). Außerdem bieten verschiedene Anbieter Fahrtests und -trainings an – beispielsweise die deutsche Verkehrswacht, der ADAC oder die VA Verkehrsakademie. Von Zwangsmaßnahmen hält die Polizei Unterfranken nichts: „Dafür sind die Menschen im Alter einfach zu unterschiedlich“, sagt Claudia Ernst. Wichtig sei es jedoch, auf den eigenen Körper zu hören.
Eine andere Möglichkeit ist der Hausarzt. Bei einer Forsa-Umfrage gaben 77 Prozent aller Befragten über 65 Jahre an, in den letzten zwölf Monaten beim Arzt gewesen zu sein. Allerdings haben nur 19 Prozent aller Befragten ihren Arzt jemals auf ihre Fahrtüchtigkeit angesprochen.
Dass ältere Menschen sich oft vor freiwilligen Tests scheuen, ist einer der Gründe, warum sich Sandra Weiss für mehr Kontrollmöglichkeiten seitens des Gesetzgebers ausspricht. „Gelegentlich melden sich auch Angehörige bei uns, weil sie einem Familienmitglied das Autofahren nicht mehr zutrauen. Sie möchten wissen, was unternommen werden muss, damit derjenige seinen Führerschein abgibt“, erzählt sie.
Weis erklärt den Angehörigen dann das Verfahren. Das hat jedoch einen Harken: „Sobald die Angehörigen hören, dass der Betroffene erfährt, von wem die Mitteilung kam, machen sie meist einen Rückzieher, um Ärger zu vermeiden.“ Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat gibt deshalb auch Informationsmaterial für Angehörige heraus. Darin wird beschrieben, wie sie das Thema sensibel ansprechen können.
Schwierige Situation für Senioren
Dass ältere Menschen so sensibel auf das Thema Fahrtüchtigkeit reagieren, hat mehrere Gründe: So ist es immer problematisch eine ganze Gruppe für Fehler Einzelner zur Verantwortung zu ziehen. Außerdem ist das Auto oftmals auch ein Stück Freiheit. „Es ist oftmals das letzte Stück Selbstständigkeit auf dem Land“, sagt auch Sandra Weiss.
Gerade im ländlichen Raum kommt der Mobilität entscheidende Bedeutung zu. Insofern spielen auch die äußeren Bedingungen eine Rolle – beispielsweise die Verfügbarkeit von öffentlichen Verkehrsmitteln. Sandra Weiss spricht auch dieses Thema an: „Ich versuche den Senioren, die nicht mehr fahren können oder sollten, immer ökonomische Gründe zu liefern: Mit dem Geld, dass sie durch das Abmelden ihres Autos sparen, könnten sie die meisten Fahrten auch mit dem Taxi erledigen – und hätten immer noch Geld übrig.“
Kommentar
Ältere Menschen gelten als unsichere Autofahrer. Das ist mindestens eine unzulässige Verallgemeinerung. Denn wer im hohen Alter Auto fährt, hat in aller Regel auch jahrelange Erfahrung hinter dem Steuer.
Die fehlt wiederum sehr jungen Autofahrern – bekanntermaßen eine andere Gruppe, der grundsätzlich eine gefährliche Fahrweise unterstellt wird.
Beides ist zu einfach Gedacht. Zu viele Emotionen und Vorurteile verhindern eine vernünftige Debatte. Es gibt nicht eine schlecht fahrende Gruppe, sondern immer nur einzelne, gute oder schlechte, Autofahrer. Statt also mit erhobenem Zeigefinger auf ganze Personengruppen zu zeigen, sollte man sich die wirklichen Gefahren vor Augen führen: Im hohen Alter lassen Reaktionszeit, Gehör und Sehschärfe nach. Außerdem können auch Krankheiten zu einer Gefahr werden.
Deswegen ist es wichtig, auf seinen eigenen Körper zu hören. Und auf andere Menschen. Denn tatsächlich ist die Einschätzung von Angehörigen ein wichtiges Indiz für die eigenen Fahrkünste – nicht mehr und nicht weniger.
Grund zum familieninternen Streit sollte daraus nicht entstehen.
Statt über zwangsweise Fahrtüchtigkeitstests für ältere Menschen zu diskutieren, sollte sich lieber jeder Autofahrer noch einmal bewusst machen, welche große Verantwortung er auf der Straße hat. Unabhängig von seinem Alter. Ob Übermüdung, Alkohol oder Alterskurzsichtigkeit – es gibt viele Gründe, die die Fahrtüchtigkeit einschränken. Sie zu kennen und seine eigenen Fähigkeiten richtig einschätzen zu können sollte ein Selbstverständlichkeit sein. Denn es gibt zwar keine „graue Gefahr“ auf unseren Straßen – grauenvolle Autofahrer aber sehr wohl.
Wenn in der Familie auffällt, daß die Senioren Schwierigkeiten haben beim Autofahren oder Probleme, dem Verkehrsaufkommen entsprechend zu handeln, sollten die Angehörigen aktiv werden. Man kann nicht wegschauen und hoffen, dass nichts passiert.
Es ist halt mitunter unheimlich schwer einen älteren und vielleicht kranken Fahrer davon zu überzeugen nicht mehr zu fahren.
Ich habe es am eigenen Leib erfahren, trotz mehreren kleinen Karambolagen die gottseidank ohne Personenschäden abgegangen sind, hat es lange bis zur Einsicht gedauert.
Eine einfache Lösung für diese Situation gibt es nach meiner Ansicht nicht, denn so mancher Senior fährt besser und umsichtiger als mancher Junior, der seine PS auslebt.
Es gibt gesetzliche Handhabe gegen Raser und Trinker. Bei jungen Fahrern gibt es den Führerschein auf Probe.
Wenn aber Jemand altersbedingt das Reaktionsvermögen eines Volltrunkenen hat, dann ist es ein ewiges hin- und her bis diese Person endlich aus dem Straßenverkehr gezogen wird.
Schluß mit dem Abwiegeln "ja, aber die jungen Raser.."
Fahrtauglichkeitsprüfungen ab 70 alle 2 Jahre. Wer durchfällt geht zu Fuß.