Seit Jahren werden deshalb regelmäßig die Rastplätze abgelesen. Die Autobahndirektion beauftragt dazu Firmen wie die Packroff GmbH, die dann die einzelnen Gebiete absuchen und die Nester vernichten. Eine Sisyphus-Aufgabe. Denn ganz verschwinden wird der Eichenprozessionsspinner nicht.
Früher habe man Chemikalien eingesetzt, um die Schädlinge zu bekämpfen, erzählt Neuberger. Seit ein paar Jahren ist das kaum mehr möglich: Man brauche heute ein artenbiologisches Gutachten. „Wir müssen sicherstellen, dass bedrohten Tierarten durch den Einsatz nichts passiert“, erklärt Mandy Miklosa, Sachbereichsleiterin Landschaftsplanung der Autobahndirektion in Würzburg. Der zeitliche und finanzielle Aufwand dafür sei enorm: Rund 800 Autobahnkilometer fallen allein in den Zuständigkeitsbereich der Würzburger Dienststelle. „Das ist kaum zu schultern“, sagt Marcus Neuberger. So bleibt nur das Einsammeln.
Die Arbeiter suchen dafür zunächst die Bäume ab. Finden sie ein Nest, wird es mit einer Flüssigkeit bespritzt. Sie soll die Härchen binden. Dann reißt einer der Männer das Nest ab. Mit einer Art überdimensioniertem Staubsauger sammelt es ein anderer ein. Bis zu einer Höhe von sieben Metern klettern die Arbeiter dafür mit einer Handleiter. Um die Spinner oberhalb der sieben Meter zu erreichen, bräuchte es zusätzliche Gerätschaften. Doch die seien bei den eng stehenden Bäumen nicht einsetzbar.
In erster Linie gehe es darum, eine weitere Vermehrung und Ausbreitung der Falter zu verhindern, erklärt Mandy Miklosa. Eine kleine Population könne eine Eiche zwar nicht schädigen. Ein über Jahre bestehende Plage mache die Bäume jedoch anfällig für andere Schädlinge. Und die Gefahr durch die Brennhaare nehme weiter zu. „Die Härchen bleiben über mehrere Jahre aktiv“, erklärt Miklosa. So könne sich mit der Zeit eine gefährliche Konzentration bilden.
Kinder besonders gefährdet
Ein Risiko besteht für Autofahrer nur, wenn sie an Rastplätzen halten. Und auch das nur, wenn die giftigen Insekten dort vermehrt vorkommen. „Besonders gefährdet sind Kinder, da muss man schon aufpassen“, sagt Neuberger. Sollte es Fälle geben, wird der Platz gesperrt – bis die Tierchen entfernt wurden.
Dass jetzt auch am Autobahnrand gesammelt wird, hat derweil einen anderen Hintergrund: Die größte Gefahr stellen Eichenprozessionsspinner nämlich für Straßenarbeiter und Landschaftspfleger dar. Beim Mähen werden die feinen Härchen in die Luft gewirbelt. Mitarbeiter der Autobahnmeistereien hatten in früheren Jahren über Beschwerden geklagt. Auch bei Baumfällarbeiten geraten die Härchen in die Luft.
Solche Arbeiten gehören jedoch in naher Zukunft zum Alltag an der A3. Im Zuge des sechsspurigen Ausbaus müssen die Fahrbahnen verbreitert werden. Bäume müssen weichen, viel Erde wird bewegt. Schon dieses Jahr werden die Eichenprozessionsspinner möglichst umfassend entfernt – das vereinfacht die zukünftige Arbeit.
Eichen und andere Bäume werden an der ausgebauten Autobahn nicht mehr angepflanzt, erklärt Marcus Neubert. „Früher hat man das gemacht, um die Autobahn in das Umland einzugliedern.“ Heute würde man das so nicht mehr tun: Bei Unfällen entstehen durch Bäume ein zusätzliches Risiko für die Menschen. Einen netten Nebeneffekt wird die neue Politik derweil auch haben: Zumindest direkt an der Straße wird sich der Eichenprozessionsspinner dann auf dem Rückzug befinden.