Sie will Herzen öffnen

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Vielseitig interessiert: Eva-Maria Klöhr experimentiert jetzt auch mit Klangschalen.
Foto: Ralf dieter
Eva-Maria Klöhr hat vor kurzem ihre zweite CD herrausgebracht.
Foto: Manfred Spörl

Jeder Mensch hat in diesem Leben eine besondere Aufgabe. Eva-Maria Klöhr kennt ihre.

Eva-Maria Klöhr hat viel erlebt in ihrem Leben. Ihre Erfahrungen und Erkenntnisse gibt sie weiter über die Musik. Ein Gespräch über den Glauben, die unterschiedliche Spiritualität von Mann und Frau und das, was glücklich macht.

Frage: Wie viele Lieder haben Sie im Lauf der letzten Jahre schon komponiert?

Das kann ich nicht genau sagen. Es sind mehr als 100. Für mich ist es keine Arbeit, ein Lied zu schreiben. Es ist eine Eingebung. Das dauert maximal zehn Minuten.

Seit wann haben Sie diese Eingebungen?

Klöhr: Ich war schon als Jugendliche spirituell veranlagt, aber so richtig erkannt habe ich diese Gabe selbst erst vor 15 Jahren. Der Auslöser war ein Freund, der zehn Wochen im Koma lag. Seine Eltern hatten bei mir angerufen und gesagt, wenn ich nicht komme, würde er sterben. Also habe ich ihn einmal die Woche auf der Intensivstation in München besucht. Am 13. Juli 2002 ist er aufgewacht. Ein Samstag. Daraufhin habe ich mein erstes Lied geschrieben. Danach kamen immer mehr.

Wann und wie kommen diese Lieder?

Klöhr: Das sind ganz unterschiedliche Situationen. Früher geschah das oft zu unmöglichen Zeiten, mitten in der Nacht oder bei irgendeiner Tätigkeit. Heute warte ich in Ruhe darauf.

Was glauben Sie? Warum haben Sie diese Gabe bekommen?

Klöhr: Jeder Mensch hat in diesem Leben eine besondere Aufgabe. Davon bin ich überzeugt. Ich habe mich – rückblickend – schon von Kindesbeinen dahin entwickelt. Damals habe ich gerne gesungen. Auch der Bezug zu einer höheren Kraft war schon immer da. Mit 15 habe ich dann meine erste Gitarre geschenkt bekommen.

Und singen heute vor allem spirituelle Lieder. Für wen?

Klöhr: Für alle, die sich dafür öffnen können und wollen. Wer sich öffnet, wird in sich bereichert.

So wie Ihre Chormitglieder?

Klöhr: Mein Chor besteht seit 17 Jahren. Er besteht nur aus Frauen, die diese Lieder weitergeben wollen. Wir singen alle Lieder auswendig. Das geht nur, wenn du die Aussagen auch innerlich spürst.

Wie definieren Sie einen spirituellen Menschen?

Klöhr: Spiritualität heißt für mich: Begeistert sein vom Leben, vom guten Geist des Lebens und daraus Kraft schöpfen.

Und das kann jeder lernen?

Klöhr: Letztendlich verhält es sich so wie mit dem Klavier spielen. Jeder ist spirituell. Die Übung macht den Meister. Es kommt natürlich immer auf den jeweiligen Lebensweg an, wie man mit den Herausforderungen des Lebens umgeht.

Aber es liegt doch sicher auch an den Menschen, denen man begegnet?

Klöhr: Ich glaube nicht an Zufälle, jede Begegnung ist geführt. Wer glaubt, der hat ein Grundvertrauen ins Leben und kann Schwierigkeiten überwinden. Es ist mir aber bewusst, dass das ein ganz schmaler Grat sein kann.

Zu Ihren Konzerten kommen vor allem Frauen. Ein Zufall?

Klöhr: „Sing mit“ ist ein reiner Frauenchor, aber die Mitglieder und die Zuhörerinnen bringen ihre Männer und Freunde mit. Die sind halt oft verschlossener gegenüber spirituellen Themen.

Woran liegt das?

Klöhr: Die Texte sind nicht immer leicht zu verdauen und lösen mitunter Schmerz aus. Es gibt auch viele Tränen in den Konzerten. Man muss sich für die Musik und die Texte öffnen können und das trauen sich viele Männer nicht. Sie bauen eine Wand auf, wollen sich nicht mit ihren Gefühlen und Erinnerungen beschäftigen. Ohne diese Offenheit entgeht einem aber ganz viel im Leben.

Sie haben diese Offenheit für sich gefunden?

Klöhr: Ich habe alle Schubladen aufgezogen und die Dinge in meinem Leben aufgearbeitet. Ich bin mit meinen Erfahrungen im Reinen. Das ist für mich der größte Schatz. Ich kann in Frieden leben.

Keine Zweifel?

Klöhr: Ich weiß, dass ich beschützt bin. Ich müsste schon zehnmal tot sein, wenn es nicht jemanden gäbe, der seine Hand über mich hält.

Engel?

Klöhr: Keine Zweifel. Ich habe sie schon als Kind gesehen, das ist mir aber jetzt erst klar geworden. Ich bin damit ja auch nicht alleine. Ganz viele Menschen können Engel wahrnehmen.

Wie sehen sie aus?

Klöhr: Bei jedem anders. Oftmals ist es nur ein Licht. Der Schutzengel bei meinem Unfall hatte blonde Haare und ein weißes Kleid. Ich habe ihn nur von hinten gesehen. Aber sein Auftrag war klar: Lenkrad festhalten, dann passiert mir nichts. Mein Auto hat sich dreimal überschlagen und mir ist tatsächlich nichts passiert. Ein Wunder. Aber es ist nicht meine Aufgabe, Engel zu sehen. Meine Aufgabe ist es, Lieder in die Welt zu bringen und deren Botschaft.

Warum gerade Lieder?

Klöhr: Musik ist der schnellste Weg zum Menschen. Musik berührt diejenigen, die offen sind, für das, was man nicht sehen kann. Meine Aufgabe ist es, über die Lieder Herzen zu öffnen und Menschen miteinander zu verbinden – aber auch mit dem Göttlichen.

Die Konzertbesucher sind alle auf der Suche nach dem Göttlichen?

Klöhr: Sie suchen Hilfe über die Musik. Viele sind krank, viele müssen etwas verarbeiten. Die Musik ist tröstlich und friedvoll und gibt Kraft. Das ist ein wenig wie Trauerarbeit. Vieles wird aufgelöst.

Deshalb singen Sie auch bei Beerdigungen?

Klöhr: Ich singe gerne bei Beerdigungen, weil die Menschen dort offen sind fürs Göttliche. Es geht dabei ja nicht nur um die Verstorbenen, sondern auch um die Angehörigen. Ich singe für die, die den Verlust aushalten müssen. Meine Feuertaufe hatte ich, als die Tochter einer Freundin mit 15 Jahren ums Leben kam. Die Trauergäste gingen friedvoller aus der Kirche. Das war ein einschneidender Moment für mich.

In solchen Momenten können Menschen aber auch verzweifeln.

Klöhr: Ich glaube an den Sinn des Ganzen, weil ich den Sinn des Lebens gefunden habe. Wenn du diesen Sinn findest und daraus etwas Gutes für andere machen kannst, dann macht dich das glücklich.

Singen mit Eva-Maria Klöhr

Der ökumenische Frauenchor „Sing mit“ von Eva-Maria Klöhr zählt rund 30 Mitglieder. Etwa alle zwei Wochen finden Proben in Albertshofen statt. Neue Sängerinnen sind willkommen. Die Einnahmen der Chorkonzerte werden für Projekte zugunsten benachteiligter Kinder gespendet.

Besondere Angebote: In der Spinnenbergstraße 17 in Albertshofen bietet sie außerdem immer wieder besondere Abende an: Heilsingen mit Luise Wagner am 8. Oktober, um 18 Uhr; Sing für Deine Seele, einmal im Monat an einem Donnerstag: 28. September, 26. Oktober, 2. November und 21. Dezember. Singen für den Frieden: Alle zwei Monate.

CD „Heute Nacht schick' ich DIR einen ENGEL“ lautet der Titel des neuen Albums von Eva-Maria Klöhr. Wie beim erst im vergangenen Oktober erschienenen Album „DU bist ein WUNDER für mich“ wird sie von Michael Dorniak begleitet. Liedausschnitte lassen sich auf der Homepage der Künstlerin (www.seelenberuehrungen.de) anhören.

Weitere Infos und Anmeldungen zu den Kursen unter Tel. 09321/385234 (AB) oder post@evamariakloehr.de