Computerkurs in Marktbreit: Senioren 2.0

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Man hilft sich auch untereinander: Andrea Reitz zeigt ihrer Nachbarin, was sie machen muss.
Fotos: Robert Wagner
Macht er es auch richtig? Lorenz Stradtner schaut einem Teilnehmer zu.
Robert Wagner

Im Rahmen eines Projektseminars führen Marktbreiter Schüler ältere Menschen in die digitale Welt ein. Die Alten profitieren vom Können der "Digital-natives" und die Jungen von der Lebensweisheit der Senioren.

Es ist ein ungewohntes Bild: Kurz nach 16 Uhr öffnen sich die Türen des Marktbreiter Gymnasiums. Heraus kommen keine Jungen und Mädchen, die nach einem langen Schultag ihre Freizeit herbei sehnen. Es sind ältere Frauen und Männer, viele weit über die 60 Jahre, die die Treppen vor dem Schulgebäude erklimmen. Trotz des höheren Alters: Schüler sind auch sie.

Als Teil eines Projektseminars bieten die Schüler des Gymnasiums zum zweiten Mal einen Computerkurs für Senioren an. Sie unterscheiden dabei zwischen Anfängern, Auffrischern und Fortgeschrittenen um möglichst gut auf jeden Einzelnen eingehen zu können. Schon im vergangenen Frühjahr hatten sie das getan – mit Erfolg. Auch bei der aktuellen Auflage sind die Senioren aus Marktbreit und Umgebung wieder zahlreich erschienen: Rund 25 sitzen vor den Bildschirmen im Computerraum des Gymnasiums.

Was motiviert die Senioren, im gehobenen Alter noch einmal die Schulbank zu drücken? „Ich will mithalten“, sagt eine Frau aus Marktbreit. Von ihren Söhnen habe sie einen Computer geschenkt bekommen. „Ich probier' schon immer ein bisschen rum.“ Aber jetzt wolle sie richtig einsteigen, erklärt sie und dreht sich wieder zu ihrem Bildschirm. Mit der Maus scrollt sie über die Internetseite des Marktbreiter Gymnasiums.

„Heute ist erst einmal die Einführungsstunde“, erklärt Lorenz Stradtner. „Wir stellen uns vor und versuchen die Leute neugierig zu machen.“ Zusammen mit einem Dutzend Klassenkameraden geht der Zwölftklässler von Platz zu Platz, zeigt, erklärt und beantwortet Fragen. Und das immer geduldig.

„Daheim, da drücken die drauf rum, so schnell kann ich gar nicht gucken“, meldet sich die Frau aus Marktbreit noch einmal zu Wort. „Hier nehmen sich die Jugendlichen Zeit. Und wenn es nicht klappt, probiert man es eben noch einmal.“

So empfindet es auch Andrea Reitz. Mit Ende 50 gehört sie zu den Jüngeren im Kurs. Bereits im Frühjahr hatte sie am Kurs teilgenommen – und hat sich nun gleich noch einmal angemeldet. „Beim letzten Mal war ich zum Auffrischen da“, erzählt sie. Wie arbeite ich mit den Office-Programmen wie Word? Die Schüler seien auf ihre Fragen eingegangen, mit kleinen Tests hätten sie geschaut, wie weit jeder Einzelne ist. Deshalb sei sie gleich noch einmal gekommen. „Ich mach' das aus Spaß am Lernen“, erklärt sie. Außerdem sei es beim letzten mal schon eine lustige Gruppe gewesen.

„Die Jugendlichen sind nie nervös geworden“, lobt Reitz. Bei jeder Frage hätte sie den Satz erwartet: „Oh Mann, jetzt fragt die schon wieder!“ Doch kein einziges Mal sei er gefallen. Geduld, Gelassenheit und ein bisschen Humor, so sei das Lernen angenehm.

Es scheint ein allgemeines Phänomen zu sein: Zuhause fehlt den Jüngeren häufig die Geduld, um ihren Eltern oder Großeltern etwas am Computer oder Smartphone zu zeigen. Doch in diesem Rahmen, im Computerraum des Marktbreiter Gymnasiums, gelingt das, was im Privaten oft misslingt.

„Für uns ist das alles so selbstverständlich. Uns fällt das alles so leicht“, sagt Schülerin Franka Schulz. „Hier merkt man dann erst einmal, dass es bei den Älteren eben nicht so ist.“ Dieser Unterschied zwischen den Generationen sein eine interessante und wichtige Erfahrung, meint die Zwölftklässlerin.

„Manchmal prallen da schon Welten aufeinander“, fügt ihr Klassenkamerad Lorenz Stradtner hinzu. Doch Spaß mache es immer. Außerdem hätten die Senioren ja auch viel Lebenserfahrung. „Die geben sie uns gerne mit“, sagt der Gymnasiast lächelnd. Insofern können sie eben alle lernen – die Jugendlichen ebenso wie ihre älteren Schüler.