Unter der Corona-Pandemie leiden viele Branchen. Die Schausteller haben es vielleicht am schwersten. Sie sind auf Feste angewiesen. Und die fallen auf absehbare Zeit aus.
Kein Frühjahrsfest, keine Kirchweih und – so wie es aussieht – auch keine Weihnachtsmärkte. Für die Schausteller ist 2020 ein Jahr zum Vergessen. Die Hoffnung ruht auf 2021. „Dann müssen wir aber unbedingt wieder Geld verdienen können“, sagt Karl Uebel.
Normalerweise würde Uebel, Schausteller aus Schweinfurt, in diesen Wochen schon die Vorbereitungen für die Weihnachtsmärkte in Angriff nehmen.„Fällt alles aus“, sagt er am Telefon. „Wie das ganze Jahr.“ Mit dem Lockdown im März startete ein Jahr, wie es die Schausteller noch nie erlebt haben. Uebel stellte seine Mitarbeiter aus, legte den Betrieb lahm. „Wir haben vom Ersparten gelebt“, sagt er. Vom Staat ist er schwer enttäuscht.
Schausteller in Franken wegen Corona vor dem Ruin: "Fällt alles aus"
Sehr schwer seien die letzten Wochen und Monaten gewesen, bestätigt auch Peter Alexander Michel. Von Neudorf aus hat der Schausteller vor allem kleinere Feste im Raum Kitzingen und Bamberg bestückt. In Bamberg sei er in diesem Sommer mit einem Verkaufsstand gewesen. „Aber es ist kaum jemand gekommen“, erinnert er sich. „Die Leute hatten Angst.“ Auch die Stadt Iphofen habe ihm, außerhalb der Lockdown-Zeiten, einige Termine in ihren Ortsteilen genehmigt. Der Solo-Selbstständige ist dafür dankbar. „Aber meine Verluste liegen trotzdem weit über 50 Prozent“, klagt er.
Normalerweise beginnt das Jahr für die Schausteller an Ostern und endet im Oktober. Im November ist Ruhe und dann starten die – normalerweise – umsatzstarken Weihnachtsmärkte.
Die Regelung der Bundesregierung für Solo-Selbstständige hilft Peter Michel deshalb auch nicht weiter. 75 Prozent der durchschnittlichen Einnahmen eines Novembers verspricht der Staat dieser Berufsgruppe. „Im November verdienen wir so gut wie nichts“, sagt Michel und gesteht: „Das geht mittlerweile schon an die Substanz.“ Er ist nicht der einzige, dem es so geht.
"Noch so ein Jahr können wir nicht überleben"
Alleine sechs Sattelzugmaschinen hat Karl Uebel in seinem Fuhrpark stehen. Kleine Volksfeste wie in Etwashausen kann der Familienbetrieb ganz alleine ausrichten. Seit mehr als 30 Jahren ist Karl Uebel selbstständig. Von den Einnahmen zehrt er in diesem Jahr. „Aber noch so ein Jahr können wir nicht überleben.“ Uebel weiß von kleineren Unternehmen in seiner Branche, die schon Insolvenz anmelden mussten.
Die Zahl von rund 5000 Schaustellern in Deutschland wird nach seinem Dafürhalten schrumpfen. „Aber das ist ja nicht alles“, sagt er. „Da hängt ja ein ganzer Rattenschwanz dahinter.“ Mit anderen Worten: Unter der Krise leiden nicht nur die Schausteller, sondern auch deren Zulieferer und andere Branchen.